Integration durch Sport

(Bild 1/3) Hoher Besuch in der Falkenhausenschule, von links Martin Foshag (Team4Winners), Johannes Vetter, Boris Obergföll, Jürgen Siegloch (Team4Winners), OB Wolfram Britz und Schulleiterin Imogen Remmert. ©Nina Saam
Große Aufregung in der Turnhalle der Falkenhausenschule: Zwei Weltklassesportler hatten sich angesagt, dazu der Oberbürgermeister und Geschenke sollte es obendrein noch geben.
Sportler als Botschafter
Johannes Vetter und Boris Obergföll sind Botschafter des Teams4Winners-Projekts, an dem mittlerweile über 30 Schulen in Baden und im Saarland teilnehmen und das in der Falkenhausenschule seinen Anfang nahm.
2015, im Jahr der großen Flüchtlingswelle, saßen Schulleiterin Imogen Remmert, Jürgen Siegloch und Martin Foshag zusammen, alle drei Mitglied bei den Rotariern. „Viele Menschen haben Dinge gespendet, Fahrräder oder Kleidung“, sagt Imogen Remmert. „Uns ging es um Integration – und Sport hat immer eine Integrationswirkung.“
Ob Geflüchtete oder sozial Schwächere, ob mit oder ohne Migrationshintergrund, im Spiel und Sport seien alle gleich und hätten dasselbe Ziel. Daraus entwickelte sich das Team4Winners-Sportprojekt. „Allein im Kehler Raum machen acht Schulen mit“, sagt Projektleiter Jürgen Siegloch.
Insgesamt über 500 Kinder
Insgesamt kommen über 500 Kinder in den Genuss der freiwilligen Sport-Doppelstunde, die einmal wöchentlich an den Schulen stattfindet. Trainiert werden sie von lokalen Übungsleitern, die von Team4Winners und lokalen Sponsoren finanziert werden.
Nach den Begrüßungsworten von Imogen Remmert, Jürgen Siegloch und OB Wolfram Britz folgte ein eindrucksvoller Film über das Kraftpaket Johannes Vetter, „The German Monster“, wie er in dem Video tituliert wird.
Danach stellten sich Vetter und sein Trainer Boris Obergföll den Fragen der Kinder. Das waren nicht wenige: So wollten sie wissen, warum Vetter diese Sportart gewählt hat, wie oft er trainiert, welche Wettkämpfe er schon gewonnen hat und ob er schon mal verletzt war.
Zweitbester Speerwerfer der Welt
„800 Gramm, so schwer wie vier große Gummibärchenpackungen“, antwortete Johannes Vetter auf die Frage, wie schwer denn der neonbunte, 2,80 Meter lange Speer sei, den er mitgebracht hatte, und den er 2020 in Chorzow 97,76 Meter weit geworfen hat – und damit nicht nur den deutschen Rekord hält, sondern auch auf Platz 2 in der Weltrang-Bestenliste liegt. „Es gibt nur etwa 20 Speerwerfer auf der Welt, die über 90 Meter werfen – und zehn Prozent sitzen gerade hier“, sagte Vetter mit Seitenblick auf Boris Obergföll, der einst selbst ein Weltklasse-Athlet war.
Und nein, er gewinne nicht immer, was aber auch sein Gutes habe: „Aus Niederlagen lernt man mehr als aus Erfolgen“, sagte der 29-Jährige.
Anschließend bekamen alle Falkenhausenschüler von Team4Winners Turnbeutel und Trinkflaschen ausgeteilt. Quer durch die Sporthalle zog sich die Schlange vor dem kleinen Tischchen mit Johannes Vetter: Alle wollten sie ein Autogramm von dem Offenburger Rekordhalter und manche auch von seinem Trainer.
Auch der SC Sand ist dabei
Anschließend durften die Kinder auf die Torwand schießen, die die Fußballerinnen des SC Sand und ihr sportlicher Leiter Sascha Reiss mitgebracht hatten.
Im aktuellen Team4Winners-Projekt der Falkenhausenschule sind 28 Viertklässler aus zehn Nationen dabei. Ihre Übungsleiter sind der Golf-Trainer Victor Hinsken und Victoria Bissey, Fußballerin vom SC Sand. „Wir wärmen uns erst auf, dann dürfen sich die Kinder aussuchen, was sie machen wollen, zum Beispiel Völkerball, Fußball oder Hockey“, sagt Victor Hinsken, der noch an zwei weiteren Schulen für Team4Winners Übungsleiter ist. „Die Mädchen wollen meist Fußball spielen, die Jungs eher etwas anders.“
Übungsleiter gesucht
Die Übungsleiter sind der „Flaschenhals“ des Team4Winners-Projekts. Bei Interesse bekommen die Schulen alles Notwendige in einem Ordner zugeschickt, den Imogen Remmert und ihr Team, die „Pioniere“ des Projekts, ausgearbeitet haben. Schließlich ist im Vorfeld eine Menge Bürokratie nötig, man braucht Nachweise, Verträge, Genehmigungen und Versicherungen. Die Schulen stellen die Räumlichkeiten und wählen die teilnehmenden Schüler aus, Team4Winners sucht die Trainer, die von örtlichen Sponsoren finanziert werden. Hier haben sie dasselbe Problem wie viele Vereine auch: Übungsleiter sind schwer zu finden.