Kammerensemble Kehl-Strasbourg musiziert in der Friedenskirche

Eine Reise durch verschiedene Musikstile bot das Konzert des Kammerensembles seinen Zuhörern. ©Simona Ciubotaru
Drei Generationen Musikbegeisterter lauschten am Sonntag dem Vortrag des Kammerensembles Kehl-Strasbourg in der Kehler Friedenskirche.
Um 15.30 Uhr sind die Tore der Friedenskirche schon offen. Die Herbstsonne erwärmt ihre Fluren, kindliches Lachen wie Glöckchen, Stimmenwirrwarr dringen kurz vom Marktplatz ein, flüchten wieder ins Freie.
Das Kammerensemble Kehl-Strasbourg, unter der Leitung von Gabriel Mattei, probt noch kurz vor dem Familienkonzert. Es sind die letzten Pinselstriche, Retusche eines Bildes von immaterieller Schönheit, eines Bildes aus Klängen.
Heute wird es eine Reise durch verschiedene Musikstile und Epochen geben: von Vivaldis Sinfonia L’Incoronazione di Dario über Tschaikowskys weniger bekannte Elegie für Streichorchester zu Komponisten des 20. und 21. Jahrhunderts wie Edward Elgar (mit Sospiri, Op. 70) oder Gabriel Pierné (Serenade, Op.7).
Hinzu kommen Lieder von Bruno Coulais (geb. 1954) aus dem Film „Die Kinder des Monsieur Mathieu“, die Bezirkskantorin Carola Maute mit den Kindern der Evangelischen Singschule Kehl einstudiert hat.
Der Dirigent beachtet jedes Detail – es wird noch an der musikalischen Dynamik gefeilt. In der Stille erhebt sich zart die Melodie. Aber der Dirigent beugt sich vor, ein Finger an den Lippen – das Ensemble reagiert sofort darauf, das Resultat ist hörbar noch eine Nuance feiner.
Leiser, langsamer – so entfaltet sich die Vielfalt. So atmet Musik.
Im Klangteppich von dunkel klingenden Instrumenten hört man die 200 Jahre alte Geige der Konzertmeisterin Suzanne Da Costa-Kunz. Die Künstlerin möchte mitnichten herausragen, aber ihr Instrument führt deutlich – sein Sound, unverwechselbar, alt und rund.
Eine letzte Probe auch für die Flötistin Heike Thoma, eine sehr feinfühlige Künstlerin, die heute die Suite antique für Flöte, Cembalo und Streicher von John Rutter (geb.1945) spielen wird. Es ist der letzte, anspruchsvolle Satz, mit sehr schnellen Tempi für die Flöte; dagegen müssen im Kontrapunkt mit kompaktem Pizzicato die Streichinstrumente halten.
Um 16.30 betreten schon die ersten Zuhörer die Kirche und in Kürze ist jeder Platz besetzt. Drei Generationen haben sich hier versammelt, und sehr viele Kinder sind dabei – welch eine Chance für die Kleinen!
Es war ein Konzert der leisen Töne, introvertiert in Vivaldis Stück, überraschend romantisch in Tschaikowsky, meditativ in den Werken der Gegenwartskomponisten.
Den Höhepunkt bot allerdings John Rutters Suite, in der Heike Thoma mit ihrem feinfühligen und präzisen Flötenspiel brillierte. Das Orchester und Tatjana Schlegel am Cembalo haben sich den tosenden Applaus des zutiefst berührten Publikums ebenfalls verdient.
Es gibt Momente von unübertroffener Schönheit, wenn Menschen deshalb sogar weinen. Nach Rutters Werk dachte man, vielleicht, es wäre in diesem Konzert keine Steigerung mehr möglich. Aber dann sangen die Kinder, erschütternd schön.
In gewisser Weise sind sie die Kinder von Carola Maute. Zu erfahren, wie die begnadete Musikerin solche Präzision und Ausdrucksfeinheit bei ihren kleinen Sängern zu erzeugen vermag, wäre einer Reportage wert. Auf jeden Fall für jeden Pädagogen inspirierend.