Kehl und Kirchen erinnern an Entmenschlichung
Stadt und Kirchen gedenken am Mittwoch der Opfer des Nationalsozialismus mit einer Videobotschaft. Oberbürgermeister Toni Vetrano hob dabei die Wichtigkeit dieses Datums hervor.
Seit 1996 ist der 27. Januar Tag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau im Jahre 1945, ein Gedenktag in Deutschland, eingeführt vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog. 2006 erklärte die Generalversammlung der Vereinten Nationen den 27. Januar zum „Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust“, heißt es in der Pressemitteilung der evangelischen Kirche.
Zu diesem Anlass haben Oberbürgermeister Toni Vetrano und Vertreter des Kehler „Arbeitskreises 27. Januar“ eine Video-Botschaft erstellt, aufgenommen am Mahnmal neben der Friedenskirche Kehl, das an die 1940 nach Gurs deportierten Juden Badens erinnert. Das Video will Corona-konform zum Erinnern und zur Wachsamkeit auffordern.
Toni Vetrano betonte die Wichtigkeit und Dringlichkeit, gerade in der Krisenzeit der Pandemie „der Befreiung des Vernichtungslagers sowie der industriellen Tötungsmaschinerie auf deutschem Boden zu gedenken“. „Wenn es nur der Solidität einer Holztür zu verdanken ist, dass ein Rechtsradikaler nicht ein Blutbad in einer jüdischen Gemeinde anrichtet, die sich in einer Synagoge versammelt hat, ist das Erinnern an die Entmenschlichung unserer jüdischen Mitbürger zur Zeit der Nazi-Diktatur wichtiger denn je“, sagte der Oberbürgermeister.
Der OB verwies auch auf die Verlegung der bislang 64 Stolpersteine in Kehl – Mahnmale, die an das Schicksal von Kehler Bürgern erinnern, die unter dem Nazi-Regime deportiert oder ermordet wurden. Der Kehler Arbeitskreis wird diese Form des europaweiten Gedenkens für Kehl weiter voranbringen.
Pastoralreferent Martin Kramer von der katholischen Seelsorgeeinheit und Pfarrerin Bettina Kretz von der Evangelischen Kirchengemeinde Kehl sprachen als Vertreter des Arbeitskreises wie der Kirchen ein Gebet. Sie richteten ihre Bitte an den Gott der Juden und Christen und baten um die verwandelnde Kraft des Erinnerns und Gedenkens. Sie legten dazu gemeinsam mit dem OB Blumen am Mahnmal nieder.
Interessenten können das Gedenken auf den entsprechenden Homepages von Stadt und Kirchen als Video abrufen; das Gebet, das dort nachzulesen ist, kann im persönlichen Erinnern mitgesprochen werden.