Kehler Bahnhofsmission sucht Helfer
Die Kehler Bahnhofsmission, die ziemlich versteckt hinter einer Spielhalle am Gleis 1 liegt, kann man leicht übersehen. Für viele Menschen ist sie aber eine wichtige Anlaufstelle. Um das Angebot ausweiten zu können, werden weitere Ehrenamtliche gesucht.
Eine wärmende Tasse Kaffee, ein paar Schuhe, eine Auskunft oder einfach nur ein freundliches Gespräch – die Gründe, warum Menschen in die Bahnhofsmission kommen, sind vielfältig. Catherine Le Barzic, die seit März die Einrichtung leitet, hat vor vier Jahren selbst als Ehrenamtliche hier angefangen.
»Die Bahnhofsmission war ein wichtiger Wendepunkt in meinem Leben«, sagt sie. »Die Menschen, die hier herkommen, fallen durch die sozialen Netze. Oft werden sie extrem ausgegrenzt. Ich hatte das Gefühl, man muss etwas für sie tun.« Die Englischlehrerin aus Frankreich sattelte um und studierte Sozialarbeit. Als ihr die Leitungsfunktion angetragen wurde, steckte sie noch in den Abschlussprüfungen. Dennoch sagte sie zu: »Es war schwer, aber ich wusste, das will ich machen«, sagt sie.
An der Bahnhofsmission ist kein Tag wie der andere. Neben der Unterstützung der Menschen, die in die Räume an Gleis 1 kommen, darunter viele Obdachlose, helfen die Bahnhofsmissionare auch Fahrgästen im Reiseverkehr – im letzten Jahr fast 3300 Mal. Selbst an der Tramhaltestelle sind sie manchmal unterwegs. »Man trifft hier Menschen aus aller Welt und aus allen sozialen Schichten«, so Catherine Le Barzic. »Das finde ich sehr bereichernd.«
In der Kehler Bahnhofsmission teilen sich zwei Hauptamtliche eine 75-Prozent-Stelle, dazu kommen fünf ehrenamtliche Helfer und eine FSJ-lerin. Zur Zeit hat die Bahnhofsmission an den Wochentagen von 10 bis 12 Uhr und von 13.30 bis 16 Uhr geöffnet. Gerne würde Catherine Le Barzic die Türen auch am Wochenende öffnen. Dazu bräuchte sie aber mehr Helfer. »Idealerweise sind wir zu zweit«, sagt sie. »Dann kann einer raus auf den Bahnsteig gehen.«
Sabine Detogni ist erst seit drei Wochen dabei – und durch einen Zufall zur Bahnhofsmission gekommen. Eigentlich war die Sekretärin auf Stellensuche und wollte zur Agentur für Arbeit, die sich neben dem Bahnhof befindet. »Ich bin hier reingegangen, um nach dem Weg zu fragen«, erinnert sie sich.
Die Einladung, sie könne gerne wiederkommen, hat sie wörtlich genommen und streift jetzt regelmäßig die blaue Weste der Bahnhofsmission über. »Das gibt mir unheimlich viel«, sagt sie. »Es ist interessant, so viele Menschen kennenzulernen.« Sie möchte dabeibleiben, bis sie eine Stelle gefunden hat – und vielleicht auch darüber hinaus, wenn sich dank neuer Ehrenamtlicher Öffnungszeiten am Wochenende realisieren lassen.
Viel mitbringen muss man für das Ehrenamt nicht: »Ein offenes Ohr und eine positive Einstellung, etwas Geduld und menschliche Wärme«, zählt Catherine Le Barzic auf. Darüber hinaus kann jeder entscheiden, was er tun möchte: Reisenden am Bahnsteig Hilfe anbieten, Gästen einen Kaffee oder einen Imbiss bereiten oder die Kleiderkammer betreuen – oder einfach nur da sein für die, die in die Bahnhofsmission kommen.
Kontakt: Wer sich gerne ehrenamtlich engagieren oder auch nur informieren will, kann sich zu den Öffnungszeiten bei der Bahnhofsmission melden, persönlich an Gleis 1 oder telefonisch: • 0 78 52/25 44.
Zahlen
2018 hat die Kehler Bahnhofsmission 3296 Reisenden weitergeholfen, 3226 Gäste haben die Räume an Gleis 1 aufgesucht – das bedeutet eine Steigerung von 54 Prozent zum vorherigen Jahr. Insgesamt wurden 5347 Gespräche geführt und 1158 Sachspenden wie Kleidung, Schuhe oder Schlafsäcke abgegeben. Alle zwei Wochen kommt das Pflastermobil aus Offenburg vorbei, eine mobile Arztpraxis für Wohnungslose. Jeweils einmal im Monat besuchen der evangelische Pfarrer Raimund Fiehn und die katholische Gemeindereferentin Elvira Rich-Armas die Bahnhofmission und sind offen für Gespräche.