Kehler FDP übt Kritik an Zustand der Friedhöfe
Die 2019 stattfindende Kommunalwahl wirft bereits ihre Schatten voraus: Mit ihren Vorschlägen zur Verbesserung der Friedhöfe will die Kehler FDP ihr Agenda-Profil schärfen.
Friedhöfe sind ein Thema, mit dem sich irgendwann einmal jeder Mensch beschäftigt – kein »populäres«, aber für viele, gerade ältere Kehler eben ein wichtiges. Das weiß auch Michael Büssemaker, seit zwei Jahren Mitglied im Vorstand der FDP Kehl-Hanauerland, und hat im vergangenen Jahr eine vierköpfige Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die sich seither mit der »Zweckdienlichkeit von Friedhöfen« auseinandersetzt. Ihre Aufgabe sei es, Vorschläge zu unterbreiten, um »die Situation auf den Kehler Friedhöfen zu verbessern und bürgerfreundlicher zu gestalten« – und zwar ohne großen finanziellen Aufwand zu Lasten der Stadt, wie Büssemaker bemerkt.
Vier Friedhöfe seien im Sommer 2017 und in diesem Frühjahr von der Arbeitsgruppe begangen und anhand einer einheitlichen Merkmalsliste untersucht worden: der Hauptfriedhof Kehl sowie die Friedhöfe in den Ortsteilen Kork, Goldscheuer, Bodersweier, Auenheim (alter und neuer) sowie Leutesheim. Außerdem habe man Gespräche nicht nur mit Bürgern, sondern auch mit Steinmetzen, Bestattern und Friedhofsgärtnern geführt.
Dabei sei man zum Ergebnis gekommen, dass sämtliche besichtigten Friedhöfe gepflegt seien, der Schneeräumdienst funktioniere ebenso wie der Abtransport von Kompost. Die Diebstahlsrate von Buntmetallen wie Bronze und Kupfer sei im Vergleich zu anderen Städten gering, erklärt der ehemalige Baudirektor Büssemaker und verweist auf seine ehemalige Wirkungsstätte Bonn: Die Friedhöfe dort seien »unter aller Sau«, die Stadt ferner hochverschuldet.
Grund zur Kritik sieht die FDP-Arbeitsgruppe dennoch: So wird in Kehl unter anderem das Fehlen von Leitsystemen und anderer Orientierungshilfen beklagt. Die auf dem Kehler Stadtfriedhof installierte Schautafel sei »ohne hohen Aussagewert«. Wo befindet sich die nächste Toilette, wo Grabsteine als Kulturdenkmäler, wo ein Fahrradständer? – Solche Fragen würden beispielsweise nicht beantwortet.
Gespräch mit Stadtverwaltung gesucht
Zwar verfügten alle Kehler Friedhöfe über Tafeln mit der Friedhofsatzung, die Schrift sei jedoch zu klein, und die Tafeln seien zu hoch angebracht, bemängelt Christophe Würz, der der Arbeitsgruppe ebenfalls angehört: »Ich bin ein junger Mann und groß und habe damit meine Probleme«, sagt der 1,87-Meter-Mann. Würz kritisiert auch die vorhandenen Fahrradständer: »Uralte Geräte, sie bieten keine Sicherheit, das Fahrrad wird im schlimmsten Fall sogar beschädigt.«
Ferner kritisieren die Freien Demokraten eine »ungleiche Preisgestaltung für gleiche Bestattungsleistungen« und die Hygiene in einigen sanitären Einrichtungen: fehlende Seifenspender und sogar Bauschäden im Falle des Friedhofs Kork.
»Friedhöfe sind auch Orte der Begegnung und Kommunikation«, sagt Michael Büssemaker. Vor diesem Hintergrund sei es nicht nachvollziehbar, warum es auf den Kehler Friedhöfen keine Sitzgruppen gebe, Bänke würden »nach einem Zufallssystem aufgestellt und regen in in keinerster Weise zum Verweilen an«. Auch der Sonnenschutz fehle.
Ein »ständiges Ärgernis für Bürgerinnen und Bürger« sei der Diebstahl von Gießkannen. Man wolle sich dafür starkmachen, dass standardmäßig zum Beispiel Aufhänge-Vorrichtungen mit Chip-System oder ähnlichem zum Einsatz komme.
Nicht an die Kommune, sondern an die Bundes- und Landespolitik richtet sich die Forderung der Kehler FDP, durch eine Gesetzesnovellierung den Bürgern mehr Wahlfreiheit bei den Bestattungsmöglichkeiten zu geben – soll heißen: Wer dies möchte, solle die Urne mit den Überresten des Verblichenen auch mit nach Hause nehmen dürfen. Die Stadt hingegen könne den Bürgern schon jetzt eine spezielle Zone ermöglichen, in der sie bei der Gestaltung ihrer Gräber nicht mehr an die strengen Satzungsinhalte gebunden sind, empfiehlt die Arbeitsgruppe.
Den kompletten Arbeitsbericht wolle man an die Stadtverwaltung weiterleiten und um ein Gespräch ersuchen, kündigte Büssemaker gegenüber der Kehler Zeitung an. Parallel dazu erhielten außerdem die beteiligten Freiberufler und die Kirchen einen Bericht. Außerdem werde man über den FDP-Stadtrat Horst Körkel Anträge im Gemeinderat stellen.