Insider Lars Schuster gibt Einblicke in die Welt der Freimaurer
Das Logenmitglied Lars Schuster sprach über das Wesen der Freimaurerei, die besonderen
Merkmale des „Droit Humain“ und dessen Beiträge für eine offene Gesellschaft.
Lars Schuster referierte am Donnerstag über den Internationalen Freimaurerorden für Männer und Frauen vor einem großen Auditorium, das, im Zedernsaal der Stadthalle, den Corona-Abstandsregeln entsprechend verteilt wurde. Damit setzte der Club Voltaire seine Veranstaltungsreihe im Zeichen des Friedens und der Toleranz fort.
Schuster gehört dem besagten Orden an, daher sprach er als Wissenschaftler und als Insider zugleich. Die Entstehungsgeschichte der Freimaurerei, Ziele, Arbeitsweise und individuelle Gründe sich einem solchen Orden anzuschließen, wurden angepeilt mit der explizit ausgedrückten Hoffnung, der Zuhörerschaft mindestens „nur eine Idee darüber zu vermitteln“ und sie „geistig damit zu infizieren“, so der Redner. In diesem Sinne versprach der Vortrag außergewöhnlich zu werden, denn gerade um solche Inhalte herrschen große Konfusion und Unwissenheit wegen der strengen Geheimhaltung, die der Orden vorschreibt.
Fortschrittliche Gedanken
1717 hätten Bürger in England die moderne Freimaurerei gegründet, die ihr Leben einer für die damalige Zeit fortschrittlichen Idee widmen wollten: die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit, basierend auf den Grundsätzen: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität.
Die Mitglieder hätten sich anfänglich in Gastwirtschaften regelmäßig getroffen. In dem Jahr hatten sich allerdings vier Logen aus London und Westminster in einem Dachverband zusammengeschlossen, dessen Verbandsvorsitzender den Namen „Großmeister“ trug und trägt.
1723 sei das neue Gesetzbuch „Constitutions“ für den Orden geschrieben, worden, worin seine alten Regeln zum Großteil auch übernommen wurden. So entstand aus dem „The Charge of a free Mason“, das die Regeln der ursprünglichen Logen aus England, Irland und Schottland beinhaltete, ein interner Verhaltenscodex, der später auch international maßgebend gelten sollte.
Demzufolge sollten die Mitglieder des Ordens dem „Sittengesetz gehorchen, weder engstirnige Gottesleugner noch bindungslose Freigeister sein, zur Religion verpflichtet, in der alle Menschen übereinstimmen, gute, redliche Männer, friedliebende Bürger, frei von Geburt, in reifem und gesetzten Alter, keine Leibeigene, keine Frauen sein, keine sittenlosen übel beleumundeten Menschen, sondern nur solche von gutem Ruf“.
Was als bürgerliche Bewegung anfing, verbreitete sich über die ganze Welt. Die Freimaurerei wurde „salonfähig“ und bald von Adligen und sogar von Königen „bevölkert“ – und aber auch vereinnahmt. Friedrich der Große war einer davon und hat zu dessen Verbreitung im deutschen Lande maßgebend beigetragen. Auch Geister wie Lessing, J. G. Fichte, Mozart und Goethe sollen Freimaurer gewesen sein.
Der große, von den exklusiv männlich geprägten Logen bis heute noch abgelehnte fortschrittliche Sprung in der Geschichte der Freimaurerei geschah 1882, als Maria Deraismes als erste Frau in den Orden Einlass fand. Die Empörung sei immens gewesen, und die Loge soll darauf viele Mitglieder verloren haben. Daher gründete Deraismes 1893 ihre eigene Loge, aus der 1901 „Le Droit Humain“ entstand, die auch in der Gegenwart Toleranz in jeder Hinsicht ausüben würde, so Schuster.
Weg zu sich selbst
Die Logen bilden den Rahmen, um die humanistischen Werte zunächst in der abgeschlossenen Gruppe einzuüben und zu fördern. Das werde in der Gegenwart erreicht durch Vorträge, Diskussionen, freundschaftliche Gespräche und einem besonderen Umgang miteinander, den man als „brüderlich“ bezeichne. Nicht zuletzt würden rituelle Zusammenkünfte in der Einübung und Verfestigung von Werten eine maßgebliche Rolle spielen. Allerdings verlor Schuster kein Wort darüber und gab auch nichts Näheres preis in den regen Gesprächen nach dem Vortrag. Er nannte seinen Weg als Freimaurer „einen Weg zu sich selbst, absolut individuell“, „erlebte Philosophie wie im alten Griechenland“.