Kehler Kammerchor und -Orchester nach 26 Jahren wiedervereint
Mit ihrem ersten gemeinsamen Konzert nach 36 Jahren verzauberten das Kehler Kammerorchester und der wiederauferstandene Kehler Kammerchor, beide unter der Leitung von Ellen Oertel, das Publikum mit einem großartigen Musikprogramm in der Kehler Christuskirche.
Sogar der Winter hatte ein einsehen und die Landschaft mit einem Hauch weißer Schneedecke überzogen. Um so mehr empfand man die Wärme und den Glanz des erleuchteten Raumes der frisch renovierten Christuskirche, die wieder ihre Qualität als Konzertraum bewies.
Wehmut mischte sich zu Beginn in die weihnachtliche Stimmung: Schweigeminute für die Opfer des Straßburger Anschlags. Doch als Orchester und Chor den Choral »In dulci jubilo« von Telemann anstimmten, durfte man in dieser Musik zum Lob Gottes spüren, dass es eine Dimension gibt, die über unser irdisches Leben hinausgeht und Hoffnung gibt, gerade auch jetzt in der Weihnachtszeit.
Werke aus dem Barock
Ein hochkarätiges und durchaus anspruchsvolles Programm hatte Ellen Oertel mit Chor und Orchester einstudiert, allesamt Werke aus dem Hoch- und Spätbarock, der großen Epoche klassischer Musik. So folgte auf Telemanns Weihnachtskantate das Konzert für Streichorchester op.6 seines älteren Zeitgenossen Guiseppe Torelli in vier Sätzen, das hohe Präzision in Rhythmus und bei den Einsätzen des Orchesters erfordert und danach die Arie »Bereite dich Zion« von Johann Sebastian Bach, gesungen von von Amelie Oertel, mit bezaubernder Zwiesprache zwischen erster Violine gepielt von Heike Iffland und Continuo-Cello, einem wunderbaren Instrument, das Jana Lehmann vorzüglich beherrschte.
Tabea Bös brillierte
Höhepunkt des Abends war aber zweifellos das Konzert für Piccolo Blockflöte und Orchester in C-Dur, von Antonio Vivaldi. Tabea Bös brillierte hier zur Begeisterung des Publikums an der Piccolo Blockflöte, die wie ein singender Vogel die Solostimme ausführte. Eine wirklich virtuose Leistung, die von Publikum und Orchester mit minutenlangem Beifall belohnt wurde. Allein dieser Teil des Abends hätte den Besuch des Konzerts schon gelohnt.
Das Programm beschloss die Weihnachtskantate von Dietrich Buxtehude, des ältesten der Komponisten dieses Abends, geografisch weit im Norden verortet. Bach war einst zu Fuß 400 Kilometer zu Buxtehude gelaufen, um sein verehrtes Vorbild zu treffen und von ihm zu lernen.
Die Weihnachtskantate »Das neugeborne Kindlein« wurde wieder gemeinsam mit dem Kehler Kammerchor aufgeführt. Doch beschloss sie zwar das Programm, aber noch nicht den Abend, denn für den lang anhaltenden Applaus bedankten sich die Leiterin Ellen Oertel, der Kehler Kammerchor und das Kehler Kammerorchester mit einer Zugabe, dem eingangs gesungenen und gespielten Choral »In dulci jubilo«.
Anschließend verloren sich die Zuhörer wieder draußen in der kalten Winternacht.