Kehler Marktbeschicker ziehen Erntebilanz
Nach dem Rekordsommer kommt die Ernüchterung. Zumindest bei den Getreide- und Maisbauern. Bei den Gemüse- und Obsthändlern auf dem Kehler Wochenmarkt sieht es anders aus. Deren Ernte fiel teilweise üppig aus – mit Folgen für die Preise.
Egal ob Tomaten, Feigen, Äpfel, Erdbeeren, Kartoffeln oder Mirabellen – Michaela Scholz von Scholz Fruits aus Appenweier-Zimmern freut sich über eine Schwemme an Früchten in diesem Sommer. Ein richtiges Phänomen sei die Ernte gewesen, besonders weil es kaum geregnet habe, zieht sie Bilanz an diesem eher kühlen Freitag auf dem Kehler Wochenmarkt. »Um alles wegzubekommen, mussten wir sogar mit den Preisen runtergehen. Denn sobald die Früchte geerntet waren, haben sie sich nicht mehr lange gehalten wegen den extremen Temperaturen.«
Hühner im Stress
Der einzige Total-Ausfall in dieser Saison seien die Himbeeren gewesen. »Die mögen es lieber feucht am Fuß, und warm über dem Kopf«, beklagt die Bio-Produzentin. Auch der Salat lasse zu wünschen übrig. Entweder sei er geschossen oder verkümmert, erklärt die Bio-Produzentin.
Um die Nachfrage ihrer Kunden dennoch befriedigen zu können, kauft sie die Ware ein Frankreich ein. »Natürlich muss ich daher auch einen höheren Preis von den Kunden verlangen – statt einem Euro jetzt einsfünfzig.«
Hitze bedeutet auch für Tiere Stress. »Hühner neigen dann zum Kollabieren«, weiß Michaela Scholz, die aus ihrer Hobbyzucht mit 30 Hühnern Eier auf dem Markt anbietet. »Weil ich jeden Morgen den Hühnerhof befeuchtet habe, haben alle Vögel den Sommer gut überstanden.« Und nicht nur das: »2018 war für mich auch ein hervorragendes Kükenjahr. Durch die Wärme sind meine Tiere eine nach der anderen brütig geworden. Zudem sind sie auch von der Vogelmilbe verschont geblieben«, sagt sie und wirkt zufrieden. »Das Spinnentier mag keine Hitze.«
Marktbeschicker Stefan Landenberger von der gleichnamigen Gärtnerei in Auenheim schwankt zwischen Zufriedenheit und Kritik. »Von der Menge her können wir nicht klagen, das stimmt«, meint der Händler. »Aber schauen Sie sich mal die Paprika da an«, sagt er, »statt 500 Gramm wie in früheren Jahren bringt sie nur die Hälfte auf die Waage.« Der Grund dafür sei, dass ab 32 Grad aufwärts die Pflanzen keine Nährstoffe mehr aufnehmen, nur noch das Wasser. Das führe zu solchem Miniwachstum. »Wir mussten in den Abend- und Morgenstunden die Felder beregnen, sonst wäre alles verbrannt.« Dass seine Wasserrechnung dabei nicht in ungeahnte Höhen geschnellt ist, haben zwei tiefe Brunnen auf seinem Grundstück verhindert. Doch trotz Regendusche waren manche Früchte nicht vor Sonnenbrand gefeit. Einige Paprika legt ihre Haut in Falten, dort wo sie die Sonne getroffen hat. »Wenn ich meinen Kunden aber erkläre, wie das zustande kommt, und das es keine Qualitätseinbuße bedeutet, kaufen sie die Schoten trotzdem.«
»Die Masse fehlt«
Doch wenn Kunden Salat wollen, müssen sie auch bei ihm tiefer in den Geldbeutel greifen. »Die Masse fehlt einfach«, bemängelt Landenberger. Auch bei den Weintrauben seien keine Riesenmengen zu erwarten. Vor allem die jungen Reben haben unter der Hitze gelitten, die sich noch kein Wasser aus der Tiefe holen können. Dennoch können sich die Winzer über einen außerordentlich guten Jahrgang freuen, weiß Landenberger. »Grundsätzlich ist es gut für den Wein, wenn die Temperaturen hoch sind. Dann schießen auch die Oechslegrad-Zahlen nach oben.« Während Kirschessigfliegen und Wespen keine Chance haben, das Lesegut zu beschädigen.