Kehler Museum beteiligt sich an Ausstellungsreihe
Drei Länder, 30 Ausstellungen und eine davon in Kehl. Das Hanauer Museum nimmt an der europäischen Ausstellungsreihe »Zeitenwende« teil, die sich mit den Jahren 1918/19 beschäftigt. Besucher erfahren ab Juni, wie die französische Besatzung in der Weimarer Republik den Kehler Alltag prägte und das demokratische Bewusstsein formte.
Bern, Colmar, Frankfurt oder Kehl: In all diesen und vielen weiteren Städten werden Ausstellungen des Netzwerks Museen über europäische Geschichte und besonders die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg vorgestellt. Kehl war zusammen mit all seinen Ortschaften die einzige Stadt im heutigen Baden-Württemberg, die jahrelang unter französischer Besatzung stand. In der Ausstellung wird gezeigt, was dies für die Menschen vor Ort konkret bedeutete und welche Konsequenzen sich daraus ergaben. Ute Scherb, die Leiterin des Hanauer Museums, arbeitet momentan an den Vorbereitungen für die Schau und würde sich über zeitgenössische Objekte, Fotos oder andere Dokumente aus den Jahren 1919 bis 1932 freuen. Alle Bürger der Kernstadt und der Ortsteile werden deshalb gebeten, derartige Gegenstände dem Museum als Leihgabe zur Verfügung zu stellen. Ohne Leihgaben aus der Bevölkerung könnte das Hanauer Museum, das selbst nur über eine sehr schmale Sammlung verfügt, keine Ausstellung präsentieren. Nicht nur bei der letzten Schau über die Kehler Evakuierungszeit nach 1944, sondern auch schon während der Ausstellung »Auf Leben und Tod – Kehl und der Erste Weltkrieg« 2014 beeindruckten authentische Zeugnisse zur Geschichte Kehls und seiner Ortschaften fast 2500 Besucher. Nun folgt eine thematische Fortsetzung dieser Veranstaltung, die mit den Nachbeben des Ersten Weltkriegs beginnt und in der Fortsetzung viele überraschende Einblicke in den Alltag der Menschen von vor fast 100 Jahren bereithalten wird.
»Wir möchten die Geschichte Kehls bekannter machen, indem wir sie den Menschen nicht nur hier in Kehl und den Ortschaften, sondern auch in Baden-Württemberg und über die Landesgrenzen hinaus präsentieren, wofür das trinationale Netzwerk ein optimales Forum bietet«, freut sich Stadtarchivarin Scherb. Es sei aber auch grundsätzlich wichtig, sich an derartigen Netzwerken zu beteiligen, weil der Austausch mit Kollegen aus anderen Häusern die eigene Arbeit in vielerlei Hinsicht bereichere. Das Netzwerk Museen ist ein Zusammenschluss von deutschen, schweizerischen und französischen Museen sowie anderen Einrichtungen, die Ausstellungen zu einer gemeinsamen Thematik präsentieren. Alle vier Jahre präsentiert das Netzwerk eine gemeinsame Ausstellungsreihe, welche zuvor gleichberechtigt von großen und kleinen Museen erarbeitet wird. Die Ausstellungsorte sind auf das trinationale Gebiet des Museums-PassMussées konzentriert.
30 Ausstellungen
Ab diesem Sommer bis zum Frühjahr 2019 erhalten Interessierte in 30 Ausstellungen Einblick in die epochale Zäsur 1918/1919 aus verschiedenen nationalen und regionalen Blickwinkeln. Interessierte, die Ausstellungen in der näheren Umgebung besuchen möchten, können beispielsweise in Colmar oder Straßburg mehr über das Elsass von 1918 bis 1925 erfahren. Die gemeinsame Ausstellung beginnt am 15. Oktober und endet in Colmar am 16. November. In Straßburg ist die Ausstellung bis März 2019 geöffnet. Zusätzlich findet im Straßburger Stadtarchiv vom 5. Oktober bis 10. März 2019 eine Ausstellung über die Rückgabe Straßburgs an Frankreich und die damit verbundenen Schwierigkeiten statt.
Auch in Deutschland laufen schon einige Ausstellungen zur »Zeitenwende«, zum Beispiel im Badischen Landesmuseum in Karlsruhe oder im Stadtmuseum Rastatt. Ab dem 9. November präsentiert das Karlsruher Stadtmuseum im Prinz-Max-Palais die wirtschaftlichen und kulturellen Verflechtungen der badischen Residenz mit dem Nachbarland seit 1871 sowie die Folgen der Trennung nach der Rückgabe der »Reichslande«. Die Ausstellung endet am 28. April 2019.
Zum Gesamtprojekt Zeitenwende wurde ein gemeinsamer Katalog herausgegeben, welcher im Hanauer Museum für 9,80 Euro zu kaufen ist. Außerdem ist in der Tourist-Information und im Hanauer Museum kostenfrei ein kleines Prospekt erhältlich, in dem alle 30 Ausstellungen vorgestellt werden.
Aufruf
Bürger, die mögliche Ausstellungsstücke aus den Jahren zwischen 1919 und 1932 besitzen, werden gebeten, diese dem Hanauer Museum als Leihgabe zur Verfügung zu stellen. Hierfür erreicht man Ute Scherb telefonisch unter 07851 88-2650 oder per Mail an u.scherb@stadt-kehl.de. Alle Objekte werden als Leihgaben behandelt und nach Ende der Ausstellung selbstverständlich zurückgegeben.