Kehler Nabu wird 40

Gérard Mercier, Vorsitzender der Nabu-Ortsgruppe, hält Flyer mit dem aktuellen Programm in der Hand. ©ellen matzat-sauter.
Morgen, Sonntag, feiert der Naturschutzbund (Nabu) Kehl-Hanauerland von 15 bis 18 Uhr sein 40-jähriges Bestehen mit einem „Tag der offenen Tür“ im Sundheimer Stierstall, Sternenstraße 23. Die Veranstaltung ist öffentlich.
Früher trug der Nabu den Namen Deutscher Bund für Vogelschutz (DBV), und es gab lange keine Ortsgruppen. Die Kehler wurde im Frühjahr 1983 gegründet. Zum ehemaligen Kreis Kehl gehörten die Gemeinden von Altenheim im Süden bis Lichtenau im Norden und Appenweier im Osten. Zehn Jahre später wurde der DBV in Naturschutzbund Nabu umbenannt. „Wir wollten nicht nur eine Vogelschutzgruppe sein, sondern uns auch für Biotope und Tierschutz einsetzen“, erinnert sich der heutige Kehler Nabu-Chef Gérard Mercier. Seit der Kreisreform gehören die drei Kommunen Kehl, Willstätt und Rheinau zum Nabu Kehl-Hanauerland mit seinen rund 560 Mitgliedern. Da der Natur- und Artenschutz dringend Unterstützung braucht, startete am Montag eine Mitgliederwerbung, bei der sieben Studenten von Tür zu Tür gehen, um Mitglieder zu werben. Die Studenten sind am Nabu-Logo und auf dem mitgeführten Werbeausweis und den Flyern erkennbar.
Die Finanzierung
Die Mitgliedschaft beträgt 48 Euro pro Jahr, rund zehn Prozent davon erhält die Ortsgruppe, den Rest der Landes- und Bundesverband. Froh ist Mercier über den Naturschutzfonds des Nabu Baden-Württemberg, der dem Ortsverein die rund 12.000 Euro für die Reparatur seines Traktors zinslos stundet.
Der erste Vorsitzende, von 1983 bis 2004, war Manfred Schütterle. Es folgte Peter Kiefer (bis 2009), seither ist es Mercier. Stolz ist er auf das schöne bunte Jahresprogramm in Leporello-Form mit einem bunten Strauß an Aktivitäten über das ganze Jahr. Dies reicht von der Wasservogel-Exkursion im Januar über die Internationale Fledermausnacht im August bis zum Ausflug in die Ölmühle Scheibel in Willstätt im November. Weiter werden beliebte Exkursionen zum Pilze- oder Kastaniensammeln angeboten.
Zuschüsse vom Land und Landwirtschaftsamt gibt es für die Pflege von 34 Wiesen und Obstwiesen sowie fünf Orchideenwiesen und 260 Obstbäumen. Jährlich müssen davon rund 90 Bäume geschnitten werden, was sehr viel Arbeit macht. Elf Wiesen muss Mercier diesen Herbst noch mähen. Da nicht gemulcht werden darf, muss der Grasschnitt für 7 Euro pro Kubikmeter entsorgt werden. Da spät gemäht wird, ist das Gras als Tierfutter meist nicht mehr zu gebrauchen. Weitere Einnahmen bringen die 1000 bis 2500 Liter gepresster Apfelsaft aus eigenen Äpfeln sowie das Bauen von Nistkästen vor Weihnachten. Beides kann beim Verein erstanden werden. Neu kam in den vergangenen zwei Jahren das Walnussöl dazu. Dazu wurden vergangenes Jahr 15 Kilo Nüsse gesammelt, getrocknet und geknackt. Nicht unerhebliche Ausgaben stehen hingegen für die zur Pflege der Storchenhorste und zum Beringen benötigten Hubsteiger an.
Im Betreuungsgebiet gibt es rund 120 Nistkästen für Schleiereulen, von denen um die 60 Prozent bewohnt sind. Stolz ist Mercier auch, dass die Wiederansiedelung des Weißstorchs gelungen ist und heute wieder 170 Paare ansässig sind. Weiter gibt es in jedem der 25 Ortsteile mindestens einen Turmfalkenkasten, von denen fast alle bewohnt sind. Jährlich gezählt werden Wasservögel, Kormorane an drei Schlafplätzen und Saatkrähenkolonien. „Die Zahlen der Kormorane und Saatkrähen können stark variieren, bleiben aber im Durchschnitt konstant“, stellt der Naturschützer fest. Im Frühjahr setzt sich der Nabu, allen voran Mercier, für den Amphibienschutz in Bodersweier und Hesselhurst ein. Allerdings war 2023 für die Erdkröten mit 250 in Bodersweier gezählten Kröten ein sehr schlechtes Jahr: „Es war sehr lange Winter, dann wurde es warm, aber mehrfach auch wieder sehr kalt, so dass die Kröten ihre Wanderung zum Laichgewässer mehrfach unterbrechen mussten.“
Kästen für Fledermäuse
Um den Fledermausschutz kümmert sich Markus Kauber. Er installiert Nistkästen und berät Menschen, die Probleme mit fliegenden Säugetieren haben. Sommerquartiere gibt es unter anderem in Goldscheuer, Legelshurst, Wagshurst und Gamshurst. Als Vogel- und Tiertaxi für 58 Tiere fuhr Mercier vergangenes Jahr 2500 Kilometer. Die Hälfte der Tiere waren Störche, die andere Hälfte teilten sich Reiher, Schwan, Bussard, Uhu, Waldkauz und Sperber. Erst kürzlich wurde er mitten in der Nacht nach Achern gerufen, um einen angefahrenen Mäusebussard abzuholen. „Leider stellte der Tierarzt am nächsten Tag einen gebrochenen Flügel fest, und er musste eingeschläfert werden.“
Mit 16 Nistkästen ist Legelshurst die „Hauptstadt der Eulen“ und mit 18 Storchenpaaren auch von Meister Adebar. Gerne arbeitet Mercier mit Schulklassen und Ferienkindern. Sein größtes Ziel ist es allerdings, bis spätestens in fünf Jahren, wenn er seinen 80. Geburtstag feiert, einen neuen Vorsitzenden gefunden zu haben. Mercier schätzt seine Stunden für den Nabu im Jahr auf weit über 700 und die des gesamten Vereins auf 1500. Um die Arbeit zu reduzieren, soll beispielsweise die Wiesenpflege an Landwirte abgegeben werden.
Mit mehr als 900.000 Mitgliedern und Fördernden ist der Nabu, dessen Vorgängerorganisation 1899 das Licht der Welt erblickte, übrigens der mitgliederstärkste Umweltverband in Deutschland.