Kehler Schauspieler erzählen von ihrem Lampenfieber
Aus diesem Anlass sprechen Schauspieler und Künstler aus Kehl über Lampenfieber und geben Tipps gegen den Wackelpudding in den Knien.
Lampenfieber kann uns in den unterschiedlichsten Situationen befallen. Ein bevorstehendes Vorstellungsgespräch, eine Prüfung, der erste Kindergarten- oder Schultag, das erstes Date, ein Heiratsantrag oder der erste Theaterauftritt. Selbst gestandene Schauspieler bleiben von diesem Phänomen nicht verschont.
Doch wie entsteht Lampenfieber überhaupt. Das Nervenflattern (die sogenannte Sympathicusreaktion) löst der Hypothalamus, die Steuerzentrale im Gehirn, aus. Das hat zur Folge, dass die Nebennierenrinde Adrenalin und Noradrenalin produziert. Es ist eine Art Schutzschild, das unsere Aufmerksamkeit erhöht und uns vor Überlastung schützt.
Das Gefühl zu sterben
Aber wie viel Lampenfieber jemand hat, ist von Mensch zu Mensch ganz unterschiedlich. Die einen bleiben eher cool, andere haben das Gefühl zu sterben. Ruth Dilles vom Theater der zwei Ufer begleitet Lampenfieber schon so lange, wie sie auf der Bühne steht und Theater macht – seit 35 Jahren schon. „Am schlimmsten ist mein Lampenfieber, wenn Bekannte und Freunde im Publikum sitzen; entspannter bin ich, wenn das Publikum anonym ist“, so ihre Erfahrung aus der Zeit als Musikkabarettistin.
Ihre Rezepte gegen Lampenfieber sind Atemübungen, Ruhe und Konzentration vor dem Auftritt und das Einrollen der Zunge, die dann gegen den Gaumen drückt.
Während ihres Studiums hatte Marianne Gerber von der Studio-Bühne Kehl vier Jahre lang am Studententheater in Straßburg mitgespielt. „Ich hatte damals furchtbares Lampenfieber; am Anfang konnte ich gar nicht spielen, mein Mund war trocken, und die Stimme hat gezittert“, erzählt sie. Später ging es dann aber doch ganz gut. 20 Jahre danach, beim Theater der zwei Ufer, fing es wieder an. Aber Lampenfieber gehört für sie einfach dazu.
„Du stehst hinter dem Vorhang, wartest auf deinen Auftritt und spürst ein Kribbeln im Bauch“, beschreibt Bärbel Simm-Hoppler, die seit 1985 beim Alemannischen Theater Kehl spielt, ihr Lampenfieber. Sobald sie die Bühne betritt, ist beim ersten Satz ihr Lampenfieber weg und vergessen.
Ähnlich geht es Anita Klocke vom Kreativtheater des Seniorenbüros Kehl. Sie erinnert sich: „Beim ersten Auftritt hatte ich schon sehr Herzklopfen; der Körper war angespannt, das Herz raste und der Magen war flau“.
„Als Stubenmusiker habe ich bei allen Auftritten grundsätzlich Lampenfieber“, sagt Bernd Stephanny aus Kehl. Der Versuch, die Sache vor seinem allerersten Auftritt mit einem Glas Wein anzugehen, lief gründlich daneben, mittlerweile helfen ihm Notfalltropfen.
Zu guter Letzt liefert er ein Bonmot von Mark Twain als Trost für alle Nervenflatter-Geplagten: „Das menschliche Gehirn ist eine großartige Sache. Es funktioniert vom Moment der Geburt an, bis zu dem Zeitpunkt, wo du aufstehst, um eine Rede zu halten.“