Kehler Stadtgeflüster
Von Widerstand, Kindern an der Macht und Umwegen für die Kunst handelt unser heutiger Kuriositäten-Rückblick auf die vergangene Woche.
Wenn die Franzosen mal sauer sind, dann richtig. Wir Deutschen haben zwar bestimmt auch genug Grund uns zu ärgern – aber meistens bleibt’s dann doch bei verbalem Widerstand, und ansonsten ballt der Deutsche an sich die Faust nur in der Tasche. Unsere Nachbarn hingegen hauen gerne mal so richtig auf den Putz, wenn ihnen was nicht passt. Wie jetzt die erneute Erhöhung der Mineralölsteuer und die dadurch bedingten steigenden Preise an den Zapfsäulen. Vielerorts besetzten Streikende Kreisverkehre, Mautstellen und Hauptverkehrsstraßen und lösten damit ein Verkehrschaos aus. Auch unseren derzeit urlaubenden Kollegen Martin Egg hat’s am Dienstag erwischt: Unweit des Outlet-Centers Roppenheim fand er sich über eine Stunde lang im Stau wieder. Als Zeitungsmensch ist er einiges gewöhnt – aber das war auch ihm zu viel. »Die drehen doch hohl, die Köpfe«, schimpfte er. Und angesichts der vielen Verletzten und sogar Toten, die es bei diesen Protesten gab, fällt es – bei aller Sympathie für das Anliegen – auch schwer zu widersprechen.
Von Widerstand und »Wiederstand«
Ja, mit dem Widerstand ist das so eine Sache. Das zeigte sich – wenn auch in ganz anderer Form – auch in Willstätt beim Workshop zum Thema »Weiterentwicklung der Grundschulbetreuung« in der Sander Halle. Da stellte sich heraus, dass die meisten Willstätter es am liebsten hätten, wenn alles so bleibt wie es derzeit ist, und dass keine offene oder gebundene Ganztags-Grundschule eingeführt wird. Beim Blick auf die Ergebnistafeln kann ich mich jedoch des Eindrucks nicht erwehren, dass es vielleicht doch was nützt, wenn Kinder länger an der Schule sind. Einigen Eltern, die dort »Wiederstand« angemeldet hatten, hätte das wohl gut getan: Dann hätten sie wenigstens richtig schreiben gelernt…
Kinder lernen wie Demokratie geht
»Demokratie gelernt« haben die Kinder und Jugendlichen, die in den Sommerferien an der »Kinderstadt« in Goldscheuer teilgenommen haben. »Kinder an die Macht« sang ja schon Herbert Grönemeyer – und das gemeinsame Angebot der offenen Jugendarbeit setzte dieses Credo erneut in die Tat um. Es gab dort alles, was es im »wirklichen Leben« auch gibt: einen Bürgermeister, eine Bank, einen Supermarkt, Zeitung, Arbeitsamt, Freizeitpark. Am Mittwoch präsentierten die Jugendlichen zu Beginn der Gemeinderatssitzung einen Film, den sie über die »Kinderstadt« 2018 gedreht haben. Und wie sie da Entscheidungen getroffen und ihren Alltag selbst geregelt haben – alle Achtung! Hoffentlich haben die »Großen« im »echten« Gemeinderat genau hingeschaut, wie man was geregelt kriegt.
Kunst made in Kehl am Bodensee
Zum Beispiel dem Kehler Künstler Werner Ewers wieder ein Atelier zur Verfügung stellen. Der musste im Sommer sein Atelier räumen, sodass er derzeit keinen Ausstellungsraum mehr hat – und auch bezahlbaren Ersatz hat er noch nicht gefunden. Ab Freitag, 7. Dezember, stellt er nun seine Skulpturen in der Galerie Jean-Marc Laïk in Koblenz aus. Eigentlich ein Jammer, dass man so weit fahren muss, um Kunst made in Kehl sehen zu können...
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