Kehl
Kehler Tankstellen befürchten weitere Umsatzeinbuße
Erwin Lang und Hans-Jürgen Walter
01. Januar 2003
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Mit dem neuen Jahr müssen die Autofahrer in Deutschland mehr Geld für den Sprit bezahlen. Dennoch hat es an Silvester keinen Run auf die Kehler Tankstellen gegeben.
Kehl. Etwas mehr Betrieb als sonst verzeichneten die Kehler Tankstellen an Silvester. Stammkunden wollten ihren Tank vor der Preiserhöhung noch einmal füllen, berichtet Ilse Marie, die schon seit 20 Jahren bei der Aral-Tankstelle an der B 28 arbeitet. Hinzu kamen noch Durchreisende, die Sprit für ihre Weiterfahrt benötigten.
Der Preisanstieg ist auf die letzte Stufe der Ökosteuer zurückzuführen, die den Sprit um rund 3 Cent verteuert. Die Umstellung auf den großen Preisanzeigetafeln an den Kehler Tankstellen erfolgte in der Nacht über Datenleitung von den jeweiligen Zentralen aus.
Sascha Buro, Neffe des Pächters der Jet-Tankstelle an der B 28, verzeichnete an Silvester in der Hauptsache Reisende nach Frankreich. Ausgesprochen ruhig war es an den Zapfsäulen am Neujahrstag bis zur Mittagszeit.
30 Prozent weniger
Reimund Uibel von der Total-Tankstelle in der Friedhofstraße ist froh über die Treue der Stammkunden. Im alten Jahr sind seinen Angaben zufolge rund 30 Prozent weniger zum Tanken gekommen. Und er fürchtet, dass die Zahl nach der neuerlichen Preiserhöhung noch weiter zurück geht.
Unverständlich ist Reimund Uibel, weshalb die Tankstelle unmittelbar hinter der Grenze in Straßburg den Sprit zu den günstigen Preisen abgeben kann. »Die Tankstellen im inneren Bereich von Straßburg liegen eher auf deutschem Niveau«, hat Uibel festgestellt.
Einer der Durchreisenden, die sich gestern in Kehl den Tank füllen, ist Ulrich Sigloch. Er kommt von der Bühlerhöhe und will nach Straßburg. Ihm war nicht bekannt, dass in Frankreich die Spritpreise billiger sind, als in Deutschland. Dennoch hat der Porsche-Fahrer gut daran getan, in Kehl zu stoppen. Denn die günstige Tankstelle hinter der Grenze hatte am Neujahrstag dicht.
»Der Ökosteuer-Aufschlag trifft den Kleinen, der keine Möglichkeit zum Absetzen hat«, meint Sigloch. Der gleichen Ansicht ist Monique Warmuth, Rentnerin aus Kehl. »Es ist bedauerlich, dass das Benzin schon wieder teurer wird«, sagt sie. »Nur die Rente steigt nicht.« Sie hat gestern getankt, weil sie die vergangenen Tage nicht dazu gekommen ist. Sie benutzt ihr Auto in der Hauptsache nur, wenn sie in den Schwarzwald zum Wandern will.
Aufs Auto angewiesen
Diana Wörner, Verkäuferin aus Urloffen, hat einen Krankenbesuch in Kehl mit dem Betanken ihres Autos verbunden. »Es wird von denen geholt, die sich nicht wehren können«, schimpft die junge Frau. »Man schaut, dass man nicht unnötig fährt«, fügt sie an. Wegen fehlender Alternative sei sie für die Fahrt zur Arbeitsstelle auf das Auto angewiesen.
Mehr als an den Zapfsäulen läuft über den Verkauf in den Shops der Kehler Tankstellen. »Getränke und Proviant sind gefragt«, berichtet Sascha Buro. »In der Hauptsache wird Tabakware gekauft«, fügt Reimund Uibel hinzu, »die ist in Kehl billiger als über der Grenze in Frankreich.«
Für eine Geschäftsbelebung haben an der Aral-Tankstelle mit 24-Stunden-Öffnung beim Jahreswechsel die Nachtschwärmer gesorgt. »Bis gegen 8 Uhr«, erzählt Ilse Marie, »habe sich die Übriggebliebenen bei uns an der Kaffeebar gestärkt.« Und vor Mitternacht haben sich etliche noch mit Sekt, Wein, Bier oder Cola und Knabbergebäck eingedeckt.