Kirche / Auszeichnung

Kehler Theodor Dieter erhält Ratzinger-Preis 2017

Jürgen Lorey
Lesezeit 4 Minuten
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23. November 2017

Von links: die Preisträger, der katholische Dogmatiker Karl-Heinz Menke, der estnische Pianist Arvo Pärt, der emeritierte Papst Benedikt XVI., Preisträger Theodor Dieter, Pater Federico Lombardi, Präsident der vatikanischen Stiftung „Joseph Ratzinger – Benedikt XVI.“ ©Caruso

Der lutherische Theologe und Leiter des Instituts für Ökumenische Forschung in Straßburg, Theodor Dieter, ist im Vatikan mit dem Ratzinger-Preis 2017 ausgezeichnet worden. Damit ist der in Kehl lebende Theologe der der erste Protestant, der diese Auszeichnung der vatikanischen »Joseph Ratzinger Papst Benedikt XVI.-Stiftung« erhält.

Wenn die Gedenkfeiern zu 500 Jahre Reformation das ganze Jahr 2017 über unter dem Zeichen der Ökumene stattfanden, dann geschah dies auch dank ihm: dem in Kehl lebenden lutheranischen Theologen und Professor Theodor Dieter. Der 66-Jährige ist seit 1994 Forschungsprofessor am Institut für Ökumenische Forschung des Lutherischen Weltbundes, seit 1997 dessen Leiter. Dieter gilt als einer größten Spezialisten Martin Luthers seiner Generation und ist eine der führenden Personen auf dem Gebiet des Dialogs zwischen Protestanten und Katholiken.

Erster Protestant
Für seine theologischen Forschungen und ökumenischen Verdienste ist Dieter am Samstag im Vatikan als erster Protestant von Papst Franziskus mit dem Ratzinger-Preis ausgezeichnet worden. Weitere Preisträger waren der Bonner katholische Dogmatiker Karl-Heinz Menke und der estnische Komponist Arvo Pärt, orthodoxer Christ und Komponist von Weltruf.

Der Ratzinger-Preis entstand 2011 unter dem Pontifikat Benedikts XVI.; er wurde in diesem Jahr zum siebten Mal verliehen. Die Auszeichnung, die als »theologischer Nobelpreis« gilt, würdigt herausragende Leistungen auf dem Gebiet der theologischen Forschung, verwandten Wissenschaften oder künstlichen Ausdrucksformen religiöser Natur.

Die vatikanische »Joseph Ratzinger Papst Benedikt XVI.-Stiftung«, die den Preis verleiht, würdigte besonders Dieters Rolle beim Zustandekommen der Gemeinsamen Erklärung über die Rechtfertigungslehre, mit der Lutheraner und Katholiken im Jahr 1999 die gegenseitigen Lehrverurteilungen und theologischen Kontroversen aufhoben, die im 16. Jahrhundert die Reformation nach sich zogen.

Als Berater gestaltete Dieter den internationalen lutherisch-katholischen Dialog mit und wirkte maßgeblich mit bei der Verfassung des Dokuments »Vom Konflikt zur Gemeinschaft«, das 2013 veröffentlicht wurde. Zudem begleitet er den Trialog zwischen Lutheranern, Mennoniten und Katholiken. Dieter schrieb ferner einen wichtigen Teil der liturgischen Texte und der gemeinsamen Erklärung, die bei dem ökumenischen Gottesdienst mit Papst Franziskus und der schwedischen Kirche in Lund am 31. Oktober vergangenen Jahres verwendet wurden. 

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Treffen mit Papst Benedikt
Dieter ist nach eigener Aussage an der Preisverleihung wichtig, dass fast 20 Jahre nach Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre »noch einmal von höchster katholischer Seite – also von Papst emeritus Benedikt und auch von Papst Franziskus – anerkannt wird, dass dieser Weg der Ökumene, den wir damals mit der Gemeinsamen Erklärung gegangen sind, aus katholischer Hinsicht sinnvoll, fruchtbar und wegweisend ist«.

Einen Tag vor der Preisverleihung trafen die drei Preisträger den emeritierten Papst Benedikt XVI, der in einem kleinen Kloster, auf einem Hügel im Vatikan wohnt. »Benedikt ist zwar körperlich schwach, aber doch sehr klar im Kopf. Er saß, vor ihm der Rollator, den er braucht, wenn er stehen oder gehen will«, sagt Dieter im Gespräch mit der Kehler Zeitung. Er habe die Preisträger während des halbstündigen Treffens mit großer Freundlichkeit und Heiterkeit empfangen, ganz präsent, und mit einem phänomenalen Gedächtnis. 

Man habe den Eindruck gehabt, dass »eine große Last vom Papst abgefallen« sei. Er sei von einer bewegenden Freundlichkeit und Wärme gewesen. Die Preisverleihung fand in dem großen Audienzsaal der Sala Clementina statt mit über 500 Personen, darunter 20 Kardinäle und einige Preisträger aus früheren Jahren. 

Dieter bezeichnet die Preisverleihung durch Papst Franziskus als »unvergesslichen Moment«: »Ein kräftiger Händedruck und ein ›Machen Sie weiter so!‹ (in deutsch) und ein Blick voller Wärme – ein wunderbarer Augen-Blick.«

Danach trug Preisträger Arvo Pärt eine eigene Komposition »Vaterunser« zusammen mit einem Sängerknaben der Sixtinischen Kapelle vor. Danach sei der Papst zu den Preisträgern gekommen und habe noch einmal gratuliert. »Er sagte mir: ›Beten Sie für mich. Es gibt viele Schwierigkeiten.‹«, erinnert sich Dieter. Dann erteilte er den Segen und entschwand.

Dieter ist überwältigt
Abends gab es ein Gala-Dinner für die Preisträger mit etwa 200 geladenen Gästen im Haus der Ritter vom heiligen Grab. »Meine Frau, unsere drei Kinder und ich waren überwältigt von der großen Freundlichkeit, Gastfreundschaft, Zuwendung und Wertschätzung, mit der wir als evangelische Christenmenschen in Rom empfangen wurden. So etwas haben wir noch nie in unserem Leben erlebt«, resümiert Dieter. 

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