Kehl

Kehler Tulla-Realschulrektorin geht in den Ruhestand

Nina Saam
Lesezeit 4 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
16. Juli 2017

Bald wird Tulla-Rektorin Barbara Künzer ihren Arbeitsplatz verlassen. Das Maßband (links neben ihr an der Pinnwand) ist schon ziemlich kurz. ©Nina Saam

Die langjährige Schulleiterin der Tulla-Realschule, Barbara Künzer, geht nach 41 Berufsjahren in den Ruhestand. 17 Jahre lang hat sie die Geschicke der Tulla geleitet, 2006 den Umzug in das neue Gebäude an der Vogesenallee gestemmt und ein innovatives Ganztagsmodell an ihrer Schule eingeführt.

Barbara Künzer trat im August 2000 die Stelle als Schulleiterin der Tulla-Realschule an, die damals noch in der Innenstadt lag. Zuvor war die gebürtige Karlsruherin, die in Düsseldorf und Böblingen aufwuchs, 23 Jahre lang an der Theodor-Heuss-Realschule in Offenburg tätig gewesen, davon sieben Jahre als Konrektorin. Schon bei ihrer Bewerbung in Kehl war klar, dass ein Neubau für die Tulla kommen wird, der im April 2006 nach einiger Verzögerung bezogen werden konnte. Gleichzeitig stellte die Schule auf einen vollgebundenen Ganztagsbetrieb um, als erste Realschule in Baden-Württemberg.
Auf das innovative Ganztagskonzept der Tulla, das das Lehrerkollegium gemeinsam ausgearbeitet hat, ist die scheidende Schulleiterin besonders stolz. Ein Knackpunkt bei der Umstellung war gewesen, dass sowohl Eltern als auch Schüler erwartet hatten, dass zuhause keine Schularbeiten mehr erledigt werden müssen, wenn sie den ganzen Tag an der Schule sind. »Die Kinder haben einfach keine Hausaufgaben mehr gemacht«, so Barbara Künzer. 
»Also mussten wir dafür Zeit freischaufeln.« 

Seit dem Schuljahr 2012/13 wird mit einer neuen Rhythmisierung gearbeitet. Morgens gibt es drei Unterrichtseinheiten à 70 Minuten und eine »Lernzeit« von 40 Minuten, in der die Aufgaben gemacht werden können, nach der Mittagspause folgt eine weitere Unterrichtseinheit. Danach beginnt das freiwillige Betreuungsangebot bis 16 Uhr.
Über 40 Jahre hat Barbara Künzer vor Schülern gestanden. Ihre Fächer waren Mathe und Chemie – aber nur, weil das Studium ihrer Wunschkombination Mathe/Französisch/Sport an ihrem Studienort Reutlingen nicht möglich gewesen war. »Ich wollte damals unbedingt dort studieren, also musste ich mir etwas anderes aussuchen. Chemie war das geringste Übel«, erzählt sie. 
Ihre erste Stelle trat sie 1977 in Freistett an, ein halbes Jahr später wechselte sie nach Offenburg. Nun, mit 63, geht sie in den vorgezogenen Ruhestand. »Ich finde, es reicht«, sagt sie. »Jetzt kommt wieder ein neuer Bildungsplan, das muss ich mir nicht mehr antun.« 

- Anzeige -

Mit ihrer Kritik an der Schulentwicklung im Land und speziell in Kehl hält Barbara Künzer, die bis 2009 auch Geschäftsführende Schulleiterin der Kehler Schulen war, nicht hinter dem Berg. Während das Gymnasium und die Werkreal- beziehungsweise Gemeinschaftsschule gefördert wurden, habe die Realschule als anerkannte und stabil funktionierende Schulart nie im Fokus gestanden, sagt sie. Nun wüchsen ihr immer mehr Aufgaben zu, da die Eltern ihre Kinder nicht mehr auf die Werkrealschulen schickten, obwohl diese kleinere Klassen und eine bessere Ausstattung hätten – und gute Arbeit leisteten, wie Barbara Künzer explizit betont. 

Kritik an Schulpolitik

Kehl habe die Entwicklung zur Gemeinschaftsschule schlichtweg verschlafen, während in Willstätt eine eingerichtet wurde: »Das hat uns an der Tulla eine komplette Klasse gekostet«, sagt sie. »Die Willstätter Kinder bleiben nun in ihrem Ort.« Gleichzeitig kämen aus Kehl mehr Kinder, die an der Realschule überfordert seien: »Das macht niemanden glücklich – weder die Kinder, noch die Eltern und auch nicht die Lehrer.«
Schlaganfall 2006
Nun zieht Barbara Künzer den Schlussstrich. Trotz allem Stress hat sie ihren »Job« immer gerne gemacht, auch wenn es Zeiten gab, an denen sie am Rande der Erschöpfung stand. 2006, ein halbes Jahr nach dem Umzug ins neue Schulgebäude, erlitt die damals 52-Jährige einen Schlaganfall. »Das war ein Warnsignal meines Körpers«, sagt sie. »Damals bin ich dem Teufel gerade noch von der Schippe gesprungen.«
Den Stress und die Arbeit wird sie nicht vermissen, ihre Kollegen und die vielen Gespräche schon. Ideen für den (Un-)ruhestand hat sie genug. Reisen möchte sie, auch ganz spontan, ohne irgendwelche Zeiten und Termine im Hinterkopf haben zu müssen. Zudem könnte sie sich vorstellen, sich ehrenamtlich im sozialen Bereich zu engagieren. Auch wären Erwachsenenbildung oder Coaching Betätigungsfelder, auf denen sie aktiv werden könnte. Eines möchte sie aber auf jeden Fall: Ihren Garten in Schuss bringen – und dafür sorgen, dass er so bleibt.

Weitere Artikel aus der Kategorie: Kehl

vor 1 Stunde
Kehl
Finale: Die große Umfrage der Mittelbadischen Presse wurde wegen des großen Interesses um einen Tag verlängert. Jetzt kann bis zum kommenden Sonntag abgestimmt werden. Noch liegt Kehl bei den Abstimmungen vor dem größeren Offenburg.
Für viele schon jetzt das TV-Comeback des Jahres: Der Kehler Siegbert Bimmerle beim Üben für seinen DSDS-Auftritt.
vor 3 Stunden
Kehl
Ein Kehler und sein TV-Comeback und gratis Bienenstich: Das Kehler Stadtgeflüster ist heute besonders musikalisch.
Für Kehl+ stellen sich zur Wahl (nicht in Reihenfolge): Sibylle Hetzel, Wolfgang Maelger, Yildiz Rojda Engels, Héctor Sala, Pascal Woitschitzky, Deniz Usta, Ute Klein, Yücel Tunc, Hawin Kocak, Gülfidan Colak, Michael Unger, Frank Krauß, Wolfgang Ilse, Clemens Bruder, Gebhard Probst, Alexander Kauder, Taylan Acar, Kathleen Tränkle.
vor 8 Stunden
Kehl
Wolfgang Maelger, Fraktionssprecher der Grünen, hat für die Gemeinderatswahl 2024 eine eigene Liste gebildet, das Projekt Kehl+.
Der damalige OB Trudpert Müller (neben Stadtrat und Tennisclub-Urgestein Emil Schertel) im blütenweißen Trainingsanzug schwingt den Schläger zur Eröffnung der neuen Tennishalle im Dezember 1973.
vor 15 Stunden
Kehl
Bis zum Bau der Tennishalle an der Schwimmbadstraße vor mehr als 50 Jahren wich der Tennisclub Schwarzweiß Kehl im Winter in die Turnhalle der Falkenhausenschule aus.
Geht endgültig unter die politischen Privatiers: der frühere Kehler Oberbürgermeister Toni Vetrano, daheim in Rammersweier. 
vor 18 Stunden
Kehl
Der Kehler Alt-OB wird dem künftigen Ortenauer Kreistag nicht mehr angehören. Der 60-Jährige sucht im letzten Lebensdrittel nach neuen Herausforderungen.
Kehler Rathaus: Nachdem bereits ein eigener Ortschaftsrat gescheitert war, wenn es auch keinen Bezirksbeirat für die Kernstadt geben. 
vor 22 Stunden
Kommunalpolitik
Eindeutiges Votum im Gemeinderat: Die CDU/FDP-Fraktion konnte sich mit ihrem Antrag, eine Kernstadt-Vertretung einzurichten, nicht durchsetzen.
Der Schulhof des Kehler Einstein-Gymnasiums ist in einem desolaten Zustand. Ein eigens eingerichteter Arbeitskreis schlägt Alarm.
vor 22 Stunden
Sanierungsfall
Der Schulhof des Kehler Gymnasiums verfällt zunehmend. Ein Arbeitskreis schlägt nun Alarm und hat die SPD-Gemeinderatsfraktion auf seine Seite gezogen.
Von üblen Gerüchten wissen viele Kehler ein Lied zu singen. 
vor 22 Stunden
Üblen Gerüchen auf der Spur
Wie es um das Thema "Geruchsbelästigung" bestellt ist, darüber informierte eine Vertreterin der französischen Organisation "Atma Grand Est" im Gemeinderat. Unter anderem über eine App kann Gestank auf Kehler Rheinseite gemeldet werden.
Freuen sich auf den Markt der Nachhaltigkeit (v.l.): Wirtschaftsförderin Fiona Härtel, Umweltreferentin Ann-Margret Amui-Vedel und Bianca Huth (Kehl-Marketing). 
18.04.2024
Kehl
Parallel zur Gartenbörse auf dem Vorplatz des Kehler Kulturhauses informieren am Samstag beim ersten Markt der Nachhaltigkeit acht Vereine, Verbände und Institutionen über Biodiversität.
Das Stück "Die Werkstatt der Schmetterlinge" wird am Freitag, 3. Mai, im Saal des Kulturhauses aufgeführt.
17.04.2024
Kehl
In diesem Frühjahr ist im Kulturhaus Kehl eine interessante Schmetterlingsausstellung zu sehen. Dazu gibt es ein attraktives Begleitprogramm. Am Samstag findet zudem der Markt der Nachhaltigkeit statt.
Die Zahl der Straftaten ist in Kehl um etwa zehn Prozent im vergangenen Jahr gegenüber dem Vorjahr angestiegen, aufgrund exorbitant steigender Zahlen bei den Tankbetrügereien in Kehl. 
17.04.2024
Kehl
Das Polizeirevier Kehl hat am Mittwochnachmittag die Zahlen für die Kriminalstatistik unter anderem für die Stadt Kehl veröffentlicht. In mehreren Deliktfeldern hat die Stadt am Rhein wieder einen Anstieg zu verzeichnen.
Lothar Festerling geht gerne mit Anneliese Hertl im Neubaugebiet Schneeflären spazieren. Im Hintergrund der Neubau des Dr.-Friedrich-Geroldt-Hauses, der noch in diesem Monat bezogen wird.
17.04.2024
Serie Senioren in Kehl (15)
Pflegeheimbewohner werden gut umsorgt, doch die individuelle und persönliche Zuwendung, wie von zu Hause gewohnt, stößt im Heim an ihre Grenzen. Hier leistet die Demenzbetreuung einen wichtigen Beitrag.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Alles andere als ein Glücksspiel: die Geldanlage in Aktien. Den Beweis dafür tritt azemos in Offenburg seit mehr als 20 Jahren erfolgreich an.
    17.04.2024
    Mit den azemos-Anlagestrategien auf der sicheren Seite
    Die azemos Vermögensmanagement GmbH in Offenburg gewährt einen Einblick in die Arbeit der Analysten und die seit mehr als 20 Jahren erfolgreichen Anlagestrategien für Privat- sowie Geschäftskunden.
  • Auch das Handwerk zeigt bei der Berufsinfomesse (BIM), was es alles kann. Hier wird beispielsweise präsentiert, wie Pflaster fachmännisch verlegt wird. 
    13.04.2024
    432 Aussteller informieren bei der Berufsinfomesse Offenburg
    Die 23. Berufsinfomesse in der Messe Offenburg-Ortenau wird ein Event der Superlative. Am 19. und 20. April präsentieren 432 Aussteller Schulabsolventen und Fortbildungswilligen einen Querschnitt durch die Ortenauer Berufswelt. Rund 24.000 Besucher werden erwartet.
  • Der Frühling steht vor der Tür und die After-Work-Events starten auf dem Quartiersplatz des Offenburger Rée Carrés.
    12.04.2024
    Ab 8. Mai: Zum After Work ins Rée Carré Offenburg
    In gemütlicher Runde chillen, dazu etwas Leckeres essen und den Tag mit einem Drink ausklingen lassen? Das ist bei den After-Work-Events im Rée Carré in Offenburg möglich. Sie finden von Mai bis Oktober jeweils von 17 bis 21 Uhr auf dem Quartiersplatz statt.
  • Mit der Kraft der Sonne bringt das Unternehmen Richard Neumayer in Hausach den Stahl zum Glühen. Einige der Solarmodule befinden sich auf den Produktionshallen.
    09.04.2024
    Richard Neumayer GmbH als Klimaschutz-Pionier ausgezeichnet
    Das Hausacher Unternehmen Richard Neumayer GmbH wurde erneut für seine richtungsweisende Pionierarbeit für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Die familiengeführte Stahlschmiede ist "Top Innovator 2024".