Kinderstuben für Wildbienen und Schmetterlinge in Kehl

(Bild 1/2) An den „Natur nah dran“-Flächen wird mit Schildern darauf hingewiesen, dass die verwelkten Pflanzen wichtig für viele Insekten und Vögel sind. ©Stadt Kehl
„Natur nah dran“-Flächen in Kehl sind Kinderstuben für Bienen und Schmetterlinge. Wildstaudenflächen und Blumenwiesen erhalten die biologische Vielfalt und verhindern Insektensterben.
Auch, wenn sie in der kalten Jahreszeit etwas wilder oder karg aussehen: Die mit „Natur nah dran“ in Kehl angelegten Wildstaudenflächen und Wildblumenwiesen leisten einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt und gegen das Insektensterben. Um Passanten über die naturnah angelegten Flächen zu informieren, haben Mitarbeiter des Betriebshofs vorübergehend Schilder mit kurzen Hinweistexten angebracht, teilt die Stadtverwaltung mit.
Ästhetisch ist anders
Ästhetisch sieht anders aus: Wenn der Sommer vorbei ist, verlieren Stauden und Blumen ihre bunten Blütenfarben. Im Herbst und Winter werden daraus triste Braun – und Grautöne. Dass die wenig ansehnlichen Pflanzenreste vielerorts in Kehl noch zu sehen sind und nicht abgemäht werden, hat gute Gründe: „Früchte und Samen der abgeblühten Stauden dienen Vögeln als Nahrung“, weiß Frank Wagner, Leiter des städtischen Bereichs Grünflächenmanagement.
Als Beispiele hierfür nennt er Sonnenhut, Bienenweide oder Sonnenblumen. „Wildbienen wiederum nutzen die hohlen und trockenen Pflanzenstängel als Winterquartier und legen dort ihre Eier ab“, sagt der Experte. Ohne diese Möglichkeit gäbe es im Frühjahr keine neue Generation Wildbienen. Gärtnerinnen und Gärtnern gibt Wagner daher den Tipp, nicht überall tipp-topp aufzuräumen, „sondern gelegentlich ein paar wilde Stellen stehen zu lassen.“
Auch Insekten nutzen die pflanzlichen Hotels. Woran sich erkennen lässt, dass Stängel von Insekten besetzt sind, erklärt die städtische Umweltreferentin Sarah Koschnicke: „Die Tiere verschließen ihre Behausung oder den Eiablageort, häufig verwenden sie dafür Lehm oder andere Baumaterialien.“ Wenn der Frühling naht und die Blumen und Stauden wieder austreiben, schlüpfen auch die dort abgelegten Larven und die „Überwinterer“ verlassen ihr Versteck.
Im Frühjahr schneiden
Der Beginn der neuen Vegetationsperiode falle zeitlich gut zusammen mit dem Zeitpunkt an dem man wieder im Garten arbeiten könne. Dann werden auch die Staudenflächen wieder gemäht. Im Gegensatz zu den Wildblumenwiesen, die schon im Herbst kurz geschoren werden. Die hier wachsenden Wiesenpflanzengemeinschaften sind auf den in der Regel zweimal jährlichen Schnitt angewiesen.
Denn am Boden warten schon die kleinen Blattrosetten der Jungpflanzen darauf, im Frühjahr wachsen zu können. Und dazu brauchen sie Platz und Licht. Das Abräumen des Schnittgutes sorgt dafür, dass keine welke Blattmasse die zarten Jungpflanzen niederdrückt und vermeidet die unerwünschte Anreicherung mit Nährstoffen. Tiere wie Grabwespen oder manche Schmetterlingsarten überwintern im Wiesenboden, heißt es am Ende.
Insektenfreundliche Gärten: Gestaltungs- und Pflanztipps
Wer den eigenen Garten möglichst insektenfreundlich gestalten möchte, findet unter www.kehl.de/stadt/verwaltung/umwelt/ eine Liste geeigneter Stauden, Blumen, Sträucher, Bäume und Kräuter. Die Pflanzen sind farblich sortiert nach ihrem Blühzeitpunkt und unterteilt nach dem jeweiligen Standort – sonnig, halbschattig – an dem sie gut gedeihen. Die Empfehlungen wurde vom städtischen Bereich Umwelt in Kooperation mit der AG Blühendes Kehl erstellt. Wer Tipps bei der Bepflanzung benötigt, kann sich an die ehrenamtlich tätigen Mitglieder der AG Blühendes Kehl per E-Mail an naturgarten.kehl@web.de wenden.
„Natur nah dran“
Blühende Randstreifen, naturnahe Verkehrsinseln und Bienen, Schmetterlinge und Vögel in den Stadtgebieten – das ist das Ziel des Wettbewerbs „Natur nah dran“. Mit dem Projekt fördert das Land und der Naturschutzbund Kommunen, die bestehende Freiflächen naturnah umwandeln und so innerorts Lebensräume für heimische Tier- und Pflanzenarten schaffen. Gemeinsam mit zwölf Kommunen hat die Stadt Kehl 2019 den Wettbewerb gewonnen und damit eine Förderung in Höhe von 15.000 Euro erhalten. Mit dem Geld wurden im gesamten Stadtgebiet Flächen in artenreiche Blumenwiesen oder blühende Wildstaudenbeete verwandelt.