Kirchenmusik in der Kehler Christuskirche
Vor 20 Jahren hatte sich der Verein »Musica Sacra« gegründet. Das erste Konzert, am Sonntag in der neu gestalteten Christuskirche, bot ein vielseitiges Programm aus allen Epochen der Kirchenmusik.
»Wir haben ein Programm zusammengestellt, das zeigen soll, was Kirchenmusik alles sein kann«, leitete Susanne Moßmann ihre Moderation ein. Und so begann vor vollbesetztem Haus eine Stunde voll musikalischer Stil- und Klangerfahrungen, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten: Der Chor begann mit einem gregorianischen Kyrie und einem Teil der
»Missa profundis« des niederländischen Renaissancekomponisten Johann Ockeghem, wechselte gleich darauf zum »Cantate Domino« von Arvo Pärt -– des Klangmagiers zeitgenössischer Minimalmusik, schwang sich wieder zurück ins 17. Jahrhundert, um dann über Haydn und Schütz wieder in der Moderne des frühen 20. Jahrhunderts bei Sigfried Strohbach anzukommen.
Dessen Komposition beschreibt dramatisch und dann wieder besänftigend das Unwetter auf dem See Genezareth. Wie ein tonales Gemälde illustriert die Musik die Angst der Jünger im Sturm und die beruhigende Antwort Christi: »Was fürchtet Ihr Euch, Ihr Kleingläubigen!«
Manchmal war es eine Herausforderung, das Gehör so schnell von einem zum nächsten Musikstil umzuschalten, aber glücklicherweise erläuterten Bezirkskantorin Carola Maute und deren Vorgängerin Susanne Moßmann in angenehmen Moderationen die einzelnen Musikstücke.
Zwei Höhepunkte erlebte das Programm mit »Hör mein Bitten« von Felix Mendelssohn, gesungen von der Solistin Marion Matter und gleich darauf mit einem Auszug aus Engelbert Humperdincks Oper »Hänsel und Gretel«, ganz wunderbar gesungen vom Chor der Evangelischen Singschule Kehl.
Überhaupt waren die Kinder der Singschule die Stars des Abends, es war überwältigend mit welcher Begeisterung und Konzentration sie bei der Sache waren und auch schwierige Stücke sangen.
Gemeinsam mit dem Kammerensemble Kehl-Strasbourg und dem Chorensemble Cantamus gelang ein sehr emotionaler, sommerlicher Abend, der nach zwei Zugaben verlangte.
Die lichtdurchflutete Christuskirche hat ihren Einstand als Konzertraum bestens bestanden, die Akustik ist verblüffend gut, mitunter machte allerdings die tiefstehende Abendsonne den Musikern Schwierigkeiten beim Notenlesen, wenn sie direkt ins Gegenlicht blickten.
Anschließend an das Konzert, erinnerte der Vorsitzende von Musica Sacra an die Anfänge des Vereins vor 20 Jahren. »Aus dem kleinen Mädchen ist inzwischen eine junge Dame geworden«, zog er den Vergleich zum menschlichen Lebensalter.
Von anfangs wenigen Mitgliedern ist der Verein heute auf mehr als 120 Seelen angewachsen, noch immer sind 20 Gründungsmitglieder dabei. Diese wurden von Gerhard Vogt jeweils mit einer Rose bedacht, sofern sie anwesend waren. Nach weiteren Grußworten schloss Dekan Ihle den Abend: »Wir haben ein wunderbares Konzert erlebt –im wahrsten Sinn des Wortes: Heute hat der Tempel gebebt!«