Kommentar: Nur fürs Klima auf die Straße gehen reicht nicht
Bei den »Fridays for Future«-Demos gehen die Jugendlichen auf die Straße – aber kaum einer interessiert sich für die Kommunalwahl? Hoffentlich war die geringe Resonanz auf die Info-Veranstaltung der Gemeinde Willstätt kein Zeichen, wie es um die Bereitschaft junger Leute steht, sich politisch zu engagieren, meint unser Redakteur Michael Müller in seinem Kommentar.
Halten wir denen, die bei der Info-Veranstaltung zur Kommunalwahl nicht dabei waren, mal zugute, sie hatten Besseres zu tun – etwa für Schulabschlussprüfungen zu büffeln. Wäre die geringe Beteiligung wirklich ein allgemeines Indiz für demokratisches Engagement junger Leute, dann sähe es um unser Gemeinwesen tatsächlich düster aus.
Es wäre auch ein Affront gegenüber dem neuen Bürgermeister. Christian Huber hat sich wie kaum ein anderer bemüht, jungen Leuten Angebote zu machen und ihnen zu zeigen, wie Demokratie funktioniert. Da kann keiner sagen, die erwachsenen Politiker nehmen die Jugend nicht ernst.
Ernstnehmen kann keine Einbahnstraße sein
Aber das mit dem Ernstnehmen kann keine Einbahnstraße sein. Dass die Jugend interessiert ist und sich Gedanken macht, was draußen in der Welt passiert, zeigen ja nicht zuletzt derzeit die »Fridays for Future«-Demos. Aber die Welt da draußen fängt gleich vor der eigenen Haustür an.
Klar, in der Kommunalpolitik geht’s um Krankenhaus-Standorte, Fortschreibung von Flächennutzungsplänen, Zuschüsse für Vereine oder Schulsanierungen – besonders sexy klingt das nicht. Aber Engagement für die Demokratie beweist sich nicht zuletzt im ganz normalen Alltag. Nur freitags fürs Klima auf die Straße gehen reicht nicht. Wählen gehen ist genauso cool!