Kosten und Zeitplan im Rahmen
Kehl. Große Bauprojekte wie Stuttgart 21 oder der neue Hauptstadt-Airport in Berlin scheinen derzeit unter einem eher schlechten Stern zu stehen – vor allem weil die Kosten aus dem Ruder laufen. Immerhin: Projekte, die von den Kosten her ein paar Nummern kleiner angesiedelt sind, scheinen die Planer noch besser im Griff zu haben. Bei den Kosten für die Verlängerung der Tram-Linie D bis zum Kehler Rathaus jedenfalls ist momentan alles im grünen Bereich.
Zwar stammt die Kalkulation für den Bau der Trasse aus dem Jahr 2009, doch habe die Kostenschätzung bislang nicht erhöht werden müssen, betonte Baubürgermeister Harald Krapp am Dienstag auf der Bürger-Info-Veranstaltung im Kleinen Saal der Kehler Stadthalle. Demnach soll die Trasse auf deutscher Seite rund 21 Millionen Euro kosten – inklusive der Umgestaltung des Straßenraums. Hinzu kommen die Kosten für die neue Brücke (24,3 Millionen Euro), die sich Kehl und Straßburg je zur Hälfte teilen. Geht man mal davon aus, dass die Zuschüsse von Bund, Land und aus »Interreg«-Mitteln der EU wie geplant fließen, könnte Kehl mit rund 24 Millionen Euro an Zuschüssen rechnen – blieben also noch rund 10 Millionen, die Kehl selbst aufbringen müsste.
Die jährlichen Betriebskosten belaufen sich voraussichtlich auf rund 800 000 Euro; hinzu kommen Kosten für den Unterhalt der Brücke (rund 50 000 Euro). Um dies gegenzufinanzieren, macht die Stadt folgende Rechnung auf:
Erlöse aus Ticketverkauf: rund 150 000 Euro.
Durch den Wegfall der Buslinie 21 entfällt der Anteil, den Kehl bisher nach Straßburg überwiesen hat. Das Geld könnte für die Tram verwendet werden – macht 230 000 Euro.
Die Abschreibungen für die Tiefgarage des »Centrums am Markt« laufen aus. Auch dieses Geld würde für die Tram frei – macht 130 000 Euro.
Steuerersparnis bei den Technischen Diensten: Das Defizit aus dem Tram-Betrieb wird mit Gewinnen aus der Wasserversorgung verrechnet – macht 130 000 Euro.
Der Rest soll aus Überschüssen bei der Neuordnung der Elektrizitätsversorgung ab Mitte 2014 kommen.
Busse »ziehen um«
Auch die Pläne für die Trassenführung werden inzwischen konkreter. So wird es drei Haltestellen geben: Bahnhof, Geiger-Kreuzung/Läger und am Rathaus. Auf der B 28 wird die Tram zweigleisig auf einem verbreiterten Mittelstreifen geführt; die beiden Fahrbahnen auf der Südseite bleiben wie bisher erhalten. Auf der Großherzog-Friedrich-Straße verläuft die Tram eingleisig, jedoch auf einem separaten Gleiskörper. Am Endhaltepunkt Rathaus wird die Tram dort ankommen, wo derzeit die Busse halten; diese wiederum halten künftig auf der Großherzog-Friedrich-Straße. Doch das sei kein Problem, meinte OB Günther Petry: Man müsste halt vom großzügig bemessenen Gehweg auf der Rathausseite etwas wegnehmen und die Längsparkstreifen am Gasthaus »Lamm« auflösen, dann wäre Platz für zwei Fahrstreifen.
Geklärt werden müssen noch verschiedene juristische Fragen. So muss noch ein Betreibervertrag für die Strecke auf deutscher Seite geschlossen werden, erläuterte Matthias Kaufhold von der Stadtplanungsabteilung. Darin wird zum Beispiel geregelt, welche Tickets in der Tram Gültigkeit haben. Die Planfeststellungen auf deutscher und französischer Seite sollen noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. Für Oktober erwartet die Stadt den Bescheid über die Zuschüsse. Wenn alles glatt läuft, könnte der Gemeinderat im November den Baubeschluss fassen. Und dann würde es wirklich losgehen.