Kritik aus Hohnhurst am Wildschweingatter
In Hohnhurst regt sich Widerstand gegen das zwischen Hohnhurst und Eckartsweier geplante Trainingsgatter für die Jagd auf Schwarzwild. Eine Privatinitiative sammelt Unterschriften.
Die zunehmende Zahl der Wildschweine wird immer mehr zu einem Problem – auch in der Region Kehl/Willstätt. Mögliche Folgen: zunehmende Wildschäden an Feldkulturen und die Gefahr, dass die Afrikanische Schweinepest eingeschleppt werden kann, die Millionenschäden in der Schweinezucht bedeuten könnte. Doch leicht zur Strecke zu bringen sind die Schwarzkittel nicht. Allerdings ist die Jagd waidgerecht auszuüben – und das heißt auch: Die Jäger müssen dafür Sorge tragen, dass die Tiere nicht unnötig leiden müssen – etwa weil ihre Jagdhunde, die die Jäger bei der Jagd einsetzen, für die Wildschweinjagd nicht ausreichend ausgebildet sind und mit den Schwarzkitteln nicht fertig werden.
Um Jagdhunde an Schwarzwild zu gewöhnen, wollen der Landesjagdverband Baden-Württemberg und der Forstbezirk Mittleres Rheintal daher nun ein sogenanntes „Schwarzwild-Gewöhnungsgatter“ einrichten. Ein solches Gatter existiert bereits in der Nähe von Bad Mergentheim im Main-Tauber-Kreis; ein weiteres ist nahe Lichtenau geplant.
Als Standort haben sie sich ein Gebiet im Endinger Staatswald zwischen Hohnhurst und Eckartsweier ausgeguckt. Kurz vor der Sommerpause stellten Experten beider Verbände das Vorhaben den Mitgliedern der beiden betroffenen Ortschaftsräte vor. Der Platz sei von der Autobahn gut erreichbar, so eine Begründung. Das sei wichtig, zumal das Einzugsgebiet groß sei und nicht nur Nord-, Mittel- und Südbaden umfasst, sondern auch Teile Württembergs, Elsass-Lothringen, das Saarland, Rheinland-Pfalz und die Schweiz, wo es solche Einrichtungen nicht gibt.
In Hohnhurst regt sich jedoch Widerstand gegen das Vorhaben. Inzwischen haben Jil und Yves Brett, zwei junge Unternehmer aus dem Ort, eine Unterschriftensammlung gegen das Trainings-Camp für die Wildschweinjagd initiiert. Unterstützung erhalten sie von der Bürgerinitiative für Tier- und Umweltschutz südliches Hanauerland und auch aus dem Ortschaftsrat.
Standortfrage
„Uns geht es hauptsächlich um den Standort“, betonte Ortschaftsratsmitglied Michael Gross bei einer Vor-Ort-Begehung, zu der die Initiatoren kürzlich eingeladen hatten. So ist das Gatter nur gut anderthalb Kilometer vom Dorf entfernt. Die Zufahrt verläuft mitten durch ein Naherholungsgebiet und wird zudem gerne von Wanderern und Radfahrern oder Familien mit Kindern zum Spazierengehen genutzt. Nicht zuletzt ist sie wichtig für die Landwirte. „Es kann nicht sein, dass wir scheel angeguckt werden, weil wir da mit dem Traktor durch müssen“, so Landwirt Udo Moschberger.
Auch müssten viele Bäume gefällt werden, da man dafür sorgen müsse, dass alte oder kranke Bäume nicht auf die Umzäunung stürzen und die Schwarzkittel dann durch die beschädigte Umzäunung ins Freie gelangen können, betont Liliane Brett von der BI. Das Gatter liege zudem mitten in einem Vogelschutzgebiet und grenze an ein FFH-Gebiet. Für die Vögel bedeute der Trainingsbetrieb Stress. Auch fürchten die Hohnhurster zunehmende Verkehrsbelastung durch an- und abreisende Hundeführer und Lärm durch Hundegebell – die Hunde sollen ja vor allem das Lautgeben beim Stöbern lernen. „Das wird man im Dorf hören“, so Liliane Brett. Forts BW habe genügend andere Flächen zur Verfügung, meinte ein anderer Teilnehmer der Begehung.
Vertreter der Bürgerinitiative äußerten schließlich auch grundsätzliche Zweifel, ob eine verstärkte Bejagung sinnvoll sei, um die Schwarzwild-Bestände einzudämmen. „Wenn ein Jäger ein Wildschwein schießt, werden die anderen erst einmal flüchten und sind dann weg“, so etwa Ex-Ortschaftsratsmitglied Horst Glass. „So viele Wildschweine schießen, wie nötig wäre, ginge gar nicht.“ Die BI ist der Überzeugung, dass andere Maßnahmen wie Geburtenkontrollen, wie sie etwa in Italien oder England praktiziert würden, effektiver sind als die „antiquierte“ Jagd.
Angesichts dieser offenen Fragen hatte sich der Ortschaftsrat Hohnhurst seinerzeit noch nicht zu einem positiven Votum durchringen können. Für die nächste Sitzung des Gremiums am 21. September will Ortsvorsteher Volker Lutz das Thema erneut auf die Tagesordnung setzen.
Camps für die Wildschweinjagd
Trainingsstätten wie das jetzt bei Hohnhurst geplante Schwarzwild-Gewöhnungsgatter sind nach Ansicht des Landesjagdverbandes notwendig, um Jagdhunde unter kontrollierten Bedingungen und unter fachkundiger Aufsicht an Sauen einarbeiten und gewöhnen zu können. In dem rund sechs Hektar großen Gatter sollen fünf bis sieben Wildschweine sein. Von Anfang April bis Ende Oktober soll an zwei bis drei Tagen pro Woche mit zehn bis zwölf Hunden pro Tag geübt werden. Die Kosten von 350 000 Euro will der Landesjagdverband übernehmen. Die Betreuung soll in den Händen der örtlichen Jäger liegen.