Kritik an Plänen für Discounter-Ansiedlung in Legelshurst
In einem offenen Brief wendet sich eine „Initiativgruppe Dorfladen Legelshurst“ jetzt an die Gemeindeverwaltung. Darin kritisiert sie die Pläne für den Neubau eines Discounters.
Für Samstag, 30. Januar, lädt die Ortschaft Legelshurst zu einer Einwohnerversammlung in die Festhalle ein. Hauptthema ist die Ansiedlung eines Lebensmittelmarktes. Bekanntlich hatten die Gemeinde Willstätt und die Ortsverwaltung Legelshurst Ende vergangenen Jahres nach langer Suche mit dem Discounter „Netto“ einen Interessenten gefunden, der nach dem Ende des „Nah und gut“-Marktes wieder die Nahversorgung im Ortsteil übernehmen wollte.
Seither schlägt das Vorhaben hohe Wellen im Dorf – zumal als Standort für den neuen Discount-Markt der alte Sportplatz hinter der Festhalle im Gespräch ist. Das Vorhaben ist auch im Zusammenhang mit der Debatte um die neue Ortsmitte zu sehen, bei der es ja nicht nur um die künftige Nutzung des alten Rathauses und der gegenüber liegenden Freifläche gehen soll, sondern auch weitere Bereiche einbezogen werden sollen – darunter auch das Areal um die Festhalle.
Den alten Sportplatz nicht opfern
Gerade in der Ideenwerkstatt im Herbst sei deutlich geworden, dass es erheblichen Widerstand gegen die Ansiedlung eines Discounters im Dorf gibt und dass man den alten Sportplatz dafür nicht opfern sollte, sagt Wolfgang Zimmermann. Zusammen mit seiner Ehefrau Heidi und mehreren anderen Gleichgesinnten hat er inzwischen eine „Initiativgruppe Dorfladen Legelshurst“ ins Leben gerufen, die sich nun mit einem offenen Brief an die Gemeinde- und die Ortsverwaltung wendet.
„Bürgerwille wird nicht berücksichtigt“
Zwar wünschten die Legelshurster endlich eine Einkaufsmöglichkeit mit regelmäßigen Öffnungszeiten, heißt es darin. Doch mit diesem zeitlichen Tempo werde „der geäußerte Bürgerwille in der Bürgerwerkstatt in keiner Weise berücksichtigt“. Zudem bedeute die Ansiedlung eine weit in die Zukunft reichende Entscheidung – und da sei es wichtig, auch angesichts des Klimawandels langfristig zu denken und zu handeln – „weg von der Entwicklung ‚höher – schneller – weiter – billiger‘, hin zu nachhaltigen Konzepten, von denen auch unsere Kinder und Enkel noch profitieren“.
Unterschriften gesammelt
Die Initiativgruppe hat inzwischen auch eine ganze Reihe Unterschriften gesammelt. Die Listen lagen zwar nicht öffentlich aus, aber „wir haben die Listen verteilt an verschiedene Leute und diese gebeten, sie auszudrucken und weiterzuverteilen“, erläutert Zimmermann. „Es haben viele unterschrieben, von denen ich das nie gedacht hätte. Die Unterstützung ist größer als ich erwartet hätte.“
Gefahr einer Bauruine?
Der „Nah und gut“-Markt sei ja nicht der erste Lebensmittelmarkt gewesen, der in Legelshurst gescheitert ist, so Zimmermann weiter. Demnächst werden sich im Nachbarort Sand der Discounter „Aldi“ und der Drogeriemarkt-Kette „dm“ weitere Einkaufsmöglichkeiten ansiedeln. Angesichts dieser Konkurrenz habe mittel- und langfristig ein Discounter in Legelshurst keine Überlebenschance, glaubt Zimmermann. Die Gefahr sei groß, dass am Ende eine Bauruine bleibt und eine Fläche, aus der man was hätte machen können, unwiederbringlich verloren ist.
Genossenschaftsmodell als Alternative
Als Alternative schlägt die Initiativgruppe die Einrichtung eines Dorfladens mit regionalen Produkten vor – organisiert in Form einer Genossenschaft. Vorteil: Die Genossenschaft könnte Anteile an die Bürger verkaufen. „Dies würde die Bindung der Bürger an ‚ihren‘ Markt stärken“, glaubt Zimmermann. „Dann würden die Leute auch in ‚ihrem‘ Markt einkaufen – auch wenn es vielleicht etwas teurer ist.“
„Wir haben eine Tür geöffnet – Jetzt muss Legelshurst entscheiden, ob man durchgeht“
Laut Bürgermeister Christian Huber ist in Sachen „Netto“-Markt-Ansiedlung noch nichts entschieden. „Es gibt bislang nur eine klare Interessensbekundung von ‚Netto‘ und von seiten des Investors“, bekräftigt Huber auf Nachfrage unserer Zeitung, „aber noch keine verbindliche Vereinbarung oder ähnliches.“ Das habe man auch mit Blick auf die geplante Einwohnerversammlung und die dann folgende Diskussion im Ortschaftsrat vereinbart. „Das sind die entscheidenden Hürden, die das Projekt nehmen muss.“
De facto seien die Frage, ob man mit „Netto“ ins Geschäft kommt, und die Frage des Standorts wohl nicht voneinander zu trennen, erläutert Huber. Schließlich müsse ein Unternehmen auch wirtschaftlich denken. Und da erscheine der alte Sportplatz als einzig sinnvoller Standort. „Wenn die Bürger sagen: ‚Wir wollen was anderes‘, wird man unter Umständen noch mal ein Stück zurückgehen müssen.“ Aber man müsse sich auch im Klaren sein, „dass die Chancen massiv schwinden, wenn wir es jetzt nicht schaffen.“ Man habe vieles, was die Befürworter einer Alternativlösung vorschlagen, bereits „abgeklappert“. Entscheidend müsse sein, dass man jetzt eine demokratische Entscheidung hinbekommt, die mehrheitsfähig ist. Allen werde man es nicht recht machen können.
Gerade deshalb biete man jetzt die Chance zum Dialog, so Huber. „Wir haben eine Tür aufgemacht, durch die kann Legelshurst jetzt durchgehen. Aber wenn man die jetzt zuschlägt, ist ungewiss, ob sich nochmal eine Tür öffnet. Ich habe lange genug vor verschlossenen Türen gestanden. Ich bin froh, dass sich jetzt endlich eine Tür auftut.“