Kurswechsel hin zur Empathie
Unter dem Motto „Radeln für den guten Zweck“ fand am Freitag im Gemeindesaal der St. Nepomuk Kirche Kehl eine Spendenaktion in Form eines 24-Stunden-Livestreams statt. Nach einem vielfältigen, aber auch anstrengenden Sport-Musik-Marathon konnten sich die Organisatoren über die Früchte ihres Engagements erfreuen: 6323 Euro wurden gesammelt.
Der Gesamtbetrag kommt dem Schollenhof in Wagshurst – einer integrativen und sozialen Einrichtung für Menschen mit Behinderungen – und dem „Gnadenhof Papillon“ für misshandelte und notleidende Tiere in Munchhouse (Elsasss) zugute. Zudem werden in Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde Kehl hilfsbedürftige Kehler Familien unterstützt.
Nach einer ähnlich erfolgreichen Spendenaktion, welche vor einem Jahr der Musiker Niklas Bohnert ins Leben gerufen hatte, organisierte der sozial engagierte Künstler mithilfe des Jugendkellers St. Nepomuk, des Jugendtreffs Goldscheuer und der katholischen Seelsorgeeinheit Kehl diese zweite Runde. Und die war ein Meisterstück aus Künstlerhand: Es gab 24 Stunden Livestream, ohne Unterbrechung. 28 sportliche Teilnehmer, die vor der Kamera fleißig in die Pedale eines Hometrainers traten, um bis zu 40 Kilometern pro Stunde für den guten Zweck zu „fahren“ – denn die Sponsoren der Aktion hatten ein Euro pro Kilometer zugesagt. Insgesamt wurden so 690 Kilometer gefahren.
Über 20 Musiker, darunter Songwriter wie Mr. Sheeper und Sascha Santorineos, (manche von weit her angereist) boten dazu ehrenamtlich ein buntes Programm aus verschiedenen Stilrichtungen – sensiblen, aber auch sozial-politisch kritischen Pop, südamerikanische Rhythmen, Rock und Hiphop. Mehrere DJs überbrückten die Nacht mit Discomusik. Der Maler und Tattoo-Künstler Tony Tuan Luong malte live ein Bild, das ebenfalls für den guten Zweck für 600 Euro ersteigert wurde.
Die Laubenlinde by Inmar Offenburg bot zudem eine kleine Kochshow, bei der ein englischer Frühstück hervorgezaubert wurde.
Berührende, professionell gedrehte Kurzfilme über den „Gnadenhof Papillon“ und die Schicksale seiner 200 Schützlingen, sowie über den 700 Jahre alten Schollenhof und seine Aktivitäten, Interviews mit den Gründern und Leitern dieser Einrichtungen und Gespräche mit den Musikern rundeten das Programm ab.
Das war ein immenser Aufwand und Engagement von den zahlreichen jungen Leuten. Bohnert hielt die ganze Nacht durch, trat zwei Mal mit seiner Band auf und moderierte zudem noch. Heiko Borsch, Leiter des Jugendkeller St. Nepomuk, und sein Technikteam hatten mehr als 3o Stunden nicht geschlafen, um die tadellose Liveübertragung vorzubereiten und um sie rund um die Uhr zu überwachen. Melanie Krauß, Leiterin des Jugendtreffs Badhiesel, führte die Interviews mit den Gründern und Leitern der Spendeneinrichtungen und übernahm zum Teil auch die Moderation während des Livestreams. Zwölf ehrenamtliche Helfer haben für das Gestalten und Einhalten des Hygienekonzepts gesorgt und bei dem selbstauferlegten Corona-Test für alle Beteiligten mitgewirkt.
Zeichen der Hoffnung
Bohnert bedankte sich bei den Sponsoren und Beteiligten: „Ihr Engagement und das der zahlreichen Helfer macht Hoffnung für die Zukunft unserer Gesellschaft – vielleicht zwingt uns diese Krise, den Kurs doch zu wechseln, zu mehr Empathie, Güte und Solidarität hin“
Auf die Frage, was die Organisatoren dazu bewogen hat, diese Tat zu vollbringen, meinte Bohnert: „Die Motivation war einfach da. Und wir haben uns Ziele ausgewählt, die zu uns allen am besten passen.“
Beeindruckend waren sie alle, die sich derart menschlich zeigten. Aber die Musiker noch mehr. Denn sie wurden von der Krise am schlimmsten gebeult. Jedoch kamen und sangen sie, obwohl das ihnen ohne Publikum schwer fiel, und gaben alles, um anderen zu helfen. Wieder auftreten zu können, das sei für sie ein tolles Erlebnis gewesen, betonte Bohnert.