Landwirte fordern Ökopunkte
Kehl-Bodersweier. Großes Aufgebot bei der Ortschaftsratssitzung in Bodersweier am Donnerstag: Neben Jagdpächter Marco Lasch und Regina Ostermann, Geschäftsführerin des Landschaftserhaltungsverbands Ortenau (LEV), die die geplante Biotop-Erhaltungsmaßnahme vorstellten, waren auch Kreisjägermeister Dietmar Weiss und der Vorsitzende des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands (BLHV), Hansjörg Körkel, anwesend. Jagdpächter Marco Lasch hat schon lange den Gedanken, eine von ihm von der Stadt gepachtete, aber nicht landwirtschaftlich genutzte Wiese im Gewann Seebil in eine ökologisch hochwertigere Feuchtwiese umzuwandeln.
Die Wiese ist komplett von einem Graben umgeben, der aber teilweise zugewuchert ist, und grenzt im Westen an den Gießelbach, der bereits als FFH-Biotop (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU) ausgewiesen ist. Lasch plant, das Gelände etwas »tieferzulegen«, damit sich das Wasser dort sammeln kann, und die Gräben wieder freizulegen. Durch die Pflanzung von Schilfgürteln und Gebüsch-
inseln soll der Tierwelt ein Rückzugs- und Ruhebereich in der sonst eher offenen Landschaft geschaffen werden.
Auf eigene Kosten
Marco Lasch ist bereit, die Maßnahme selbst und auf eigene Kosten umzusetzen. Die Untere Naturschutzbehörde und das Amt für Wasserwirtschaft haben ihr Okay gegeben, ebenso die Ortsverwaltung und die Pächter der angrenzenden Äcker. Eine Forderung haben die Landwirte aber: Sie möchten, dass die Stadt sich für diese Maßnahme Ökopunkte auf ihr Ökokonto gutschreiben lässt. »Wir Landwirte sind bei der Ausweisung neuer Baugebiete gleich zweimal die Verlierer«, verdeutlichte Ortschaftsrat und Landwirt Hansjörg Mannßhardt die Sachlage.
»Erst wird auf Ackerland gebaut und für die vorgeschriebenen Ausgleichsmaßnahmen müssen wir wieder Ackerland hergeben. Das nimmt langsam überhand.« Da die von Marco Lasch geplanten Maßnahmen eine ökologische Aufwertung des Grunds darstellen, könnten dafür Ökopunkte beantragt werden, die bei anderen Baumaßnahmen wiederum zur Kompensation eingesetzt werden können. Das Problem dabei: Die Stadt Kehl müsste die Kosten tragen. Doch die hält sich bedeckt: »Ich habe mehrfach bei der Stadt angefragt, aber keine Antwort bekommen«, berichtete Ortsvorsteher Manfred Kropp in der Ortschaftsratssitzung.
Bewertung kann dauern
Regina Ostermann vom LEV gab zu bedenken, dass die Einbeziehung des städtischen Ökokontos die Sache sehr in die Länge ziehen könnte. »Zudem kostet auch die Bewertung des Vorhabens und die Umrechnung in Ökopunkte Geld, das die Stadt zahlen müsste«, sagte sie und fügte hinzu: »Es wäre schade, wenn die Maßnahme an den Ökopunkten scheitern würde.«
Marco Lasch würde am liebsten gleich anfangen: »Meine Pläne sind von allen Stellen abgesegnet und könnten schnell umgesetzt werden. Ich würde es selber durchziehen und auch komplett finanzieren.« Der Ortschaftsrat votierte einstimmig für die Biotoperhaltungsmaßnahme, will aber vorher die Sache mit den Ökopunkten mit der Stadt geklärt wissen.