Laute Tunnel und versunkene Dörfer
Einer großen Herausforderung stellen sich Rolf Hoffmann und Robert Haas in diesem Jahr. Die beiden Radler aus Kehl haben bislang Strecken absolviert, die überwiegend von Flachetappen geprägt waren. Nun will das Duo diesmal per Rad über die Alpen bis nach Verona in Italien gelangen. In der Kehler Zeitung berichten sie über ihre Reise mit dem Rad in acht Etappen.
Nach dem Arlberg-Pass stand heute die Überquerung des Reschenpasses auf dem Programm. 6 Uhr, der Blick aus dem Fenster zeigte die weit entfernte Bergspitze im Sonnenlicht. Ein schöner Radeltag steht uns bevor. Taschen gepackt und los ging‘s auf schönem Radweg in Richtung der Bergspitze zum Reschenpass.
Etwas mulmig wurde es mir schon, als wir den 534 Meter langen Finstermünztunnel durchfahren mussten. Die seitlich offenen Tunnel gingen ja noch, aber in den geschlossenen Tunneln erzeugten die Autos eine Geräuschkulisse, die mir Angst machte. Letztendlich stieg ich ab und schob das Rad auf dem erhöhten Randstreifen die letzten 200 Meter.
Auf der Reschenpassstraße ging es über Nauders nach Südtirol. Vor der Grenze blieben wir stehen und unterhielten uns mit einem Motorradfahrer, was uns beim Grenzübertritt wegen Corona erwartet. Ein Radler aus Nauders fuhr zur Grenzstation und erkundigte sich. Die Freude war groß, als er uns sagte, dass es seit heute keine Kontrollen mehr gibt. So erreichten wir problemlos Italien.
Erster Höhepunkt war der Reschensee mit dem Kirchturm des ehemaligen Ortes Graun. Der Wasserstand war niedrig, so dass man auf einem Damm den Turm zu Fuß umrunden konnte. Einen interessanten Anblick bot sich bei der Fahrt durch einen Latschenkiefernwald, grasende Kühe fanden hier eine große Grasfläche. Von den Anhöhen hatte man den Blick in den Vinschgau, überall Obstplantagen.
Die Beschriftung an den Straßen war sowohl auf italienisch als auch auf deutsch. Auf dem Radweg Via Claudio Augusto fuhren wir schon eine Zeit lang. Er verbindet Norditalien mit Bayern.
Im Ort Glurns fuhren wir durch enge Gässchen, es besteht noch eine vollständig erhaltene Stadtmauer. In Laas erinnert ein Aquädukt an die römische Besiedlung. Der Fluss Etsch, der kurz vor Meran in einem starken Wasserfall in die Tiefe stürzt, begleitete uns auf unserer weiteren Tour. Auch wir mit den Rädern hatten ein steilen Abstieg. Nach 112 Kilometern stellten wir die Räder im Hotel in Meran ab.
Am nächsten Morgen ging es Richtung Bozen und weiter auf dem vielbefahrenen breiten Radweg Claudio Augusto. Einheimische Rennradgruppen gab es viele. Eine Klingel können die sich sparen, ihre Unterhaltung hörte man schon von weitem.
Gesäumt von riesigen Bergen beiderseits fuhren wir durch die Weinregion. Wasserstellen unterwegs waren sehr willkommen,
Wasserflaschen füllen, einen kurzen Plausch mit fünf jungen Radlern aus München und weiter ging’s. Nach 98 Kilometern waren wir in Trento. Am Abend schloss sich noch ein Spaziergang durch die Altstadt an.