Lernwerkstatt soll wachsen
Zu Hause ungestört die Hausaufgaben erledigen oder für die nächste Klassenarbeit lernen zu können, ist für viele Kinder keine Selbstverständlichkeit. Aus diesem Anlass wurde vor zwei Jahren die Lernwerkstatt in der Villa Riwa gestartet.
Durch das Projekt des städtischen Bereichs Bildung, Soziales und Kultur erhalten Schülerinnen und Schüler der fünften Klasse einen Ort, an dem sie in angenehmer Atmosphäre die Schularbeiten machen können und bei Bedarf Unterstützung bekommen.
Um das gut angelaufene Projekt zu erweitern, werden nun zusätzliche Freiwillige gesucht.
Nach dem Wechsel auf eine weiterführende Schule benötigen manche Schülerinnen und Schüler Unterstützung, um die erhöhten Anforderungen bewältigen zu können. In der Lernwerkstatt soll ihnen selbstorganisiertes Lernen nähergebracht und bei Schwierigkeiten geholfen werden. „Wenn der Bedarf da ist, unterstützen die Lernbegleiter auch bei den Hausaufgaben“, sagt Stefanie Studer. Sie hat die Projektleitung von der städtischen Bildungskoordinatorin Aurore Wenner 2019 übernommen und ist Ansprechpartnerin für die Eltern und Ehrenamtlichen vor Ort.
Lernstrategien erlernen
Eines möchte sie jedoch klar betonen: „Die Lernwerkstatt ist keine Nachhilfe, sondern ein kostenloses Angebot, um Kinder mit Strategien zu unterstützen, die beim Lernen helfen sollen.“
Ziel sei es unter anderem, bei den Kindern mit kreativen Methoden ein Bewusstsein dafür zu schaffen, was sie bereits können und darauf aufzubauen. „Was hat Backen mit Mathematik zu tun? Sehr viel, man muss unter anderem Mengenangaben beachten und umrechnen oder die Waage korrekt ablesen“, nennt Stefanie Studer ein Beispiel.
Derzeit kümmern sich vier Lernbegleiterinnen und -begleiter um bis zu zehn Fünft-klässler der Hebelschule. „Wir könnten aber locker auch nochmal zehn weitere Kinder in der Lernwerkstatt aufnehmen, die Nachfrage und die Räume sind da“, sagt die städtische Bildungskoordinatorin Aurore Wenner. Einzig die Ehrenamtlichen fehlten noch.
Immer mittwochs treffen sich die Kinder jeweils von 15.45 bis 17.45 Uhr in der Villa Riwa in der Richard-Wagner-Straße. „Ich bin regelmäßig erstaunt, mit wie viel Energie und Elan die Kinder trotz eines langen und anstrengenden Schultags zu uns kommen“, sagt Thomas Martin, der in der Lernwerkstatt tätig ist.
„Man merkt total, dass die Mädchen und Jungen Lust haben, etwas zu lernen“, pflichtet ihm Reem Dannawi bei. Neben ihrem Engagement in der Villa Riwa ist sie auch als Lehrkraft in der Vorbereitungsklasse (VLK) an der Hebelschule tätig.
Komplettiert wird das Team der Ehrenamtlichen durch Layla Sadaat, die derzeit das Einstein-Gymnasium besucht, und Thomas Mlynarczyk, Programmierer und Nachhilfelehrer. Um auf die Arbeit mit den Kindern vorbereitet zu sein, bekamen die vier Lern- und Gedächtnistechniken an die Hand, mit denen sie versuchen, die Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler zu wecken.
Kontakt zu den Lehrern
Die Zeiten der Lernwerkstatt sind an die Schulzeiten angepasst. „Wir stehen in regelmäßigem Kontakt zu den Lehrkräften und wissen, welche Themen aktuell in der Klasse behandelt werden“, sagt Projektleiterin Stefanie Studer. Nach dem Start im November 2020 hatten die Ehrenamtlichen nur wenige Wochen Zeit, bevor die Lernwerkstatt coronabedingt pausieren musste.
Umso mehr freuen sich die vier, dass es nach den Pfingstferien wieder losgehen konnte. „Beim ersten Treffen nach so langer Zeit hatten die Kinder viel Redebedarf“, sagt Layla Sadaat und ihr Kollege Thomas Mlynarczyk fügt hinzu: „Da nehmen wir uns erst mal zurück und geben ihnen die Möglichkeit, wieder anzukommen.“
Über eine Chatgruppe halten die Ehrenamtlichen Kontakt zueinander und tauschen sich aus. Zudem werden die Unterlagen für die Lernwerkstatt im Voraus geteilt und besprochen, was beim Treffen alles gemacht wird. Inklusive Vor- und Nachbereitung der einzelnen Sitzungen müsse mit rund drei bis vier Stunden Arbeitszeit pro Woche gerechnet werden.
„Wer in der Lernwerkstatt unterstützen möchte, braucht keine ausgebildete Lehrkraft sein“, sagt Aurore Wenner und fügt hinzu: „Wichtig ist vielmehr, dass die zukünftigen Ehrenamtlichen kreativ und offen sind und vor allem Lust haben, selbst etwas zu lernen.“ Erfahrung im Umgang mit Kindern wäre wünschenswert, sei aber kein Muss.
Für die Zukunft wünschen sich Aurore Wenner und Stefanie Studer ein stabiles Team. „Wir freuen uns über motivierte Freiwillige, die Interesse daran haben, mitzumachen und das Projekt langfristig weiter zu entwickeln.“
Ehrenamtspauschale
Interessierte können sich an Stefanie Studer wenden, per E-Mail an s.studer@stadt-kehl.de oder unter • 0 78 51/88-24 01. Für ihre Tätigkeit erhalten sie eine Ehrenamtspauschale, die vom Förderverein Kreuzmatt finanziert wird.