Lernwerkstatt sucht Lernbegleiter
Mit Beginn des neuen Schuljahres wechseln viele Kinder auf weiterführende Schulen. Damit sie den neuen Anforderungen gewachsen sind, gibt es die Lernwerkstatt in der Villa Riwa: Hier bekommen Hebelschüler der Klasse fünf Methoden und Techniken an die Hand, die ihnen beim Lernen helfen. Jetzt werden dringend Ehrenamtliche gesucht.
Evin, Abir, Kauotar und Nazgül haben die Köpfe zusammengesteckt. Jeweils zu zweit diskutieren die vier Mädels, wie man die in der Woche zuvor erstellten Mindmaps am besten präsentieren kann. Zu verschiedenen Begriffen – darunter Minze, Cowboys und Prinzessin Lilifee – sollten die Kinder zugehörige Begriffe finden und sich so Wortfelder erschließen. Ein geschäftiges Gemurmel füllt den Arbeitsraum der Gemeinwesenarbeit Kreuzmatt in der Villa Riwa. Während die Fünftklässerinnen angeregt diskutieren, drehen Caroline Fages und Pascale Michlin ihre Runden um den großen Tisch, an dem die Mädchen sitzen. Die beiden sind nicht nur Mutter und Tochter, sondern arbeiten ehrenamtlich als Lernbegleiterinnen in der Lernwerkstatt. „Wir unterstützen die Kinder dabei, verschiedene Aspekte kennenzulernen, um Zugang und Freude am Lernen zu finden«, erklärt Caroline Fages. So helfe das Erarbeiten der Mindmaps dabei, den Wortschatz zu erweitern.
Die Präsentation der Ergebnisse gebe den Kindern Sicherheit, wenn sie später vor mehreren Leuten stehen werden und zum Beispiel Referate halten. Das sind aber nur zwei von vielen weiteren Methoden, die in der Lernwerkstatt Anwendung finden. Strichmännchen mit englischen Begriffen helfen beim Fremdsprachenlernen, Memory trainiert das Gedächtnis. Das Fach Mathematik wird den Kindern im wahrsten Sinne des Wortes schmackhaft gemacht: »Wir haben Crêpes anhand eines Rezepts gebacken und mussten bei den Mengenangaben sehr genau aufpassen«, erzählt Evin begeistert.
Immer mittwochs
Seit November 2018 gibt es das Angebot der Lernwerkstatt in der Villa Riwa. Immer mittwochs von 15.45 Uhr bis 17.45 Uhr können die Kinder mit Anmeldung vorbeikommen. »Es ist schön zu sehen, welchen Elan die Mädchen an den Tag legen, im Anschluss an die Schule noch hierherzukommen«, sagt Pascale Michlin begeistert. Hauptberuflich ist sie Übersetzerin, aber ihre Tochter Caroline habe so begeistert von der Arbeit mit den Kindern erzählt, dass sie sich das auch gerne anschauen wollte. Sie hat gerade erst angefangen; Caroline ist bereits von Beginn an als Lernbegleiterin dabei. Die Schülerin des Einstein-Gymnasiums besuchte damals die 10. Klasse, als sie auf das Projekt aufmerksam wurde, hatte im Vorfeld aber noch nie mit Kindern gearbeitet.
Für Aurore Wenner, Bildungskoordinatorin der Stadt Kehl und Hauptkoordinatorin der Lernwerkstatt, war das keine zwingende Voraussetzung: »Uns ist vor allem wichtig, dass die Ehrenamtlichen ein Gespür für Kinder haben und auch mal deren Perspektive einnehmen können.« Ihre Kollegin Stefanie Studer, Mitarbeiterin in der Gemeinwesenarbeit Kreuzmatt, ergänzt: »Bei der Arbeit mit jüngeren Kindern muss man spontan sein. Die Entwicklung eines Unterrichtsprogramms soll sich an den Möglichkeiten und dem Bedarf der Kinder und Jugendlichen orientieren.« Beide sind sich einig: Alles steht und fällt mit den Ehrenamtlichen. Diese sind auch jeweils selbstständig für den Inhalt und die Umsetzung jeder Sitzung zuständig. Die Lernbegleiterinnen sind dabei sehr gewissenhaft: Jeweils eine Woche im Voraus bereiten sie das Treffen mit den Kindern eigenständig vor. Neben der eigentlichen Idee und deren Ausarbeitung protokollieren sie im Nachhinein den Ablauf. »Alles in allem brauchen sie für die Vor- und Nachbereitung zwischen einer und drei Stunden«, erklärt Caroline Fages, heißt es in einer Mitteilung der Verwaltung.