Barbara Stein liest in Kehl über Schriftsteller Stefan Zweig
Der österreichische Schriftsteller Stefan Zweig (1881-1942) ist bis heute unvergessen durch Werke wie »Sternstunden der Menschheit« und sein letztes Werk, die »Schachnovelle«. Die Literaturwissenschaftlerin Barbara Stein hat sein spannendes Leben beschrieben - und liest darüber in Kehl.
Stefan Zweig hat ein bewegtes und tragisches Leben geführt. Der Österreicher, Sohn eines wohlhabenden jüdischen Textilunternehmers, lebte im Wohlstand, war zu Lebzeiten weltberühmt und in Literatur- und Kunstkreisen bestens vernetzt.
Literaturexpertin
»Seine dramatische Erzählkunst machte ihn damals zu einem der am meisten übersetzten Schriftsteller«, erklärte die Literaturwissenschaftlerin Barbara Stein am Montag in der Buchhandlung Baumgärtner. Zweigs tragische Lebensumstände begannen 1933 mit den Bücherverbrennungen der Nationalsozialisten, denen auch Zweigs Werke zum Opfer fielen. Seine Bücher durften in Deutschland nicht mehr erscheinen, er zog ins Exil und für ihn war die politische Lage aussichtslos. Seine latent depressive Stimmung wurde dadurch verstärkt.
Doch Zweigs spannenden Novellen, Dramen und Essays sind bis heute unvergessen, besonders »Sternstunden der Menschheit« und der Dauerbestseller: die »Schachnovelle«. Er schrieb diesen schmalen Band 1941 im brasilianischen Exil. Die Handlung spielt auf einem Passagierdampfer auf der Fahrt von New York nach Buenos Aires. An Bord ein unbekannter Mann, der einen amtierenden Schachweltmeister deutlich besiegt. Dieser Passagier hatte als Gefangener der Gestapo pychische Abgründe durchlitten und nur mit einem Schachbuch seinen Geist gerettet. Die Konfrontation auf dem Schachbrett stürzt den Unbekannten erneut in die Albträume seiner Vergangenheit.
Suizid
Der 61-jährige Zweig setzte kurz danach seinem Leben ein Ende – mit seiner 33 Jahre alten Frau Lotte am 22. Februar 1942. Man fand das tote Paar eng aneinander geschmiegt in einem schmalen Bett in Petropolis, nördlich von Rio. Sie hatten Schlaftabletten genommen. Der Grund für Zweigs Freitod waren gewiss Depression, doch schwer lastete auf ihm der Verlust seiner Heimat, seiner Sprache, seiner Freunde, kurz gesagt, seiner Lebensgrundlage. Seine Absicht hatte der Schriftsteller klar und deutlich in seinem Abschiedsbrief »An die Nachwelt« angekündigt.
Kraftlos
Nach seinem 60. Lebensjahr fühlte er keine Kraft mehr, um ein neues Leben zu beginnen. »So halte ich es für besser, rechtzeitig und in aufrechter Haltung ein Leben abzuschließen, dem geistige Arbeit immer die lauterste Freude und persönliche Freiheit das höchste Gut dieser Erde gewesen«, schreibt er. Zum Schluss grüßt Zweig alle seine Freunde »Mögen sie die Morgenröte noch sehen nach der langen Nacht! Ich allzu Ungeduldiger, gehe ihnen voraus.«
Barbara Stein ist schon lange der Buchandlung Baumgärtner verbunden. »Sie schafft es, durch diesen lebendigen, begeisterten Vortrag die Lust auf diese Klassiker zu wecken«, sagt Buchhändlerin Christina Baumgärtner.