Lesung von Lea Rieck in der Mediathek Kehl
Ganz alleine hat Lea Rieck (32) mit ihrem Motorrad Cleo die Welt erkundet. Nicht alleine war sie am Freitagabend bei ihrer allerersten Buchlesung »Sag dem Abenteuer, ich komme« in der Kehler Mediathek.
»Wir sind ausverkauft«, bekommen viele Besucher am Eingang der Mediathek zu hören, die noch eine Karte an der Abendkasse kaufen wollen. Mit so einem großen Andrang hat keiner gerechnet. Ziemlich aufgeregt wartet Lea (»Wir sagen uns alle du, das ist so unter Motorradfahrern üblich«) etwas abseits in ihrem knallroten Rock über den schwarzen Leggins, bis endlich Ruhe eingekehrt ist, der letzte Besucher seinen Platz gefunden hat und die Lesung beginnen kann.
Aussteigerin
Wer kennt das Gefühl nicht, einfach mal aus seinem Alltag auszubrechen zu wollen? Bei Lea ist es ein Moment an einem unscheinbarer Morgen in einem Verlagshaus in München, als ihre Kollegin gerade eine Zimmerpflanze gießt, die – trotz Evian-Wasser – schon bessere Tage gesehen hat. Lea kündigt ihren Job, verlässt ihre Komfortzone und macht sich auf eine Reise um die Welt; nur ihr Motorrad und sie, ganz allein.
Der Himmel ist grau, dicke Regentropfen fallen auf den Gehsteig, das 70-Kilo-Gepäck ist auf ihrem Motorrad verstaut. So rollt sie schwankend von dannen. Über Griechenland erreicht sie Istanbul, die leuchtende Metropole am Bosporus und zugleich die letzte Station vor dem Unbekannten. Aber was tun, wenn plötzlich vor dem Fenster ein Militärputsch stattfindet, eine Ausgangssperre verhängt ist und man um sein Leben fürchten muss? Man genießt ein paar entspannte Stunden in der Sonne am Hotelpool und bestellt bereits mittags einen Cocktail.
Abenteuer
Am nächsten Tag ist alles vorbei und die Reise kann weiter gehen. 8000 Meter hohe Berge in Pakistan, Tempel und Paläste in Indien, die trockenste Wüste der Welt in Chile und Bolivien: Lea durchlebt viele Abenteuer. Sie fährt durch eine schwarze Wolke, die sich als Heuschreckenschwarm entpuppt und kann nichts sehen. Sie gerät auf einer Sandstraße ins Schlingern und zieht sich eine Gehirnerschütterung zu und einiges mehr: Leas Lesung vermittelt dem Zuhörer das Gefühl, live dabei zu sein. Da klopft dann auch das eigene Herz, wenn sie in Pakistan im Karakorum-Gebirge durstig vor einem Steingebäude mit der Aufschrift »Hotel« anhält und dunkle Räume betritt.
Applaus
Alleine in Indien, Nepal, Thailand. Auf Tasmanien trifft sie auf Arne, den sie am Stilfser Joch kennengelernt hat und gemeinsam fahren sie weiter. Mitten im Nirgendwo von Wyoming ist Lea dann froh, nicht alleine zu sein: Dort in einem Diner (ein einfaches Restaurant, eine Art Autobahnraststätte) kommt sie in eine brenzlige Situation mit zwei bärenstarken Typen einer Biker-Gang.
18 Monate auf Tour, 90 000 gefahrenen Kilometer, zwölf Reifen, drei Kettensätze: Für die Zuhörer in der Kehler Mediathek geht nach zwei Stunden eine abenteuerliche Lesung zu Ende. Inzwischen arbeitet Lea Rieck als freiberufliche Journalistin, aber ihr Reisefieber ist immer noch groß. Afrika ist das neue Reiseziel.