Leutesheimerin Elisabeth Düsel feiert 100. Geburtstag
Die Leutesheimerin Elisabeth Düsel feiert heute, Mittwoch, ihren 100. Geburtstag. Socken häkeln ist bis heute ihre große Leidenschaft.
Elisabeth Düsel ist die älteste Leutesheimerin. Heute, Mittwoch, feiert sie zusammen mit ihrer großen Familie aus Litze und Hessen den 100. Geburtstag. An ihrem Jubiläumstag wird die Mutter, Großmutter und Ur-Oma ihre Häkelnadeln, mit denen sie ein Sockenpaar nach dem anderen fertigt, zur Seite legen. Die große Verwandtschaft, Nachbarn und Freunde kommen in das Hintereck 1 zum Gratulieren. Tochter Lisbeth, die von Darmstadt angereist kam, und die beiden Söhne Willi und Emil Weislogel sind darauf vorbereitet.
Vielleicht erzählt sie daheim in ihrem Wohnzimmer auch die interessanten Geschichten von früher. Als Tochter des »Litzmer Bäcke-Schmieds«, Schwester von Fritz Hummel und dem späteren Schnapsbrenner Karl Hummel kommt sie am 6. November 1919 in Leutesheim auf die Welt. Anfang der Zwanziger-Jahre schnappt die kleine Liesel auf, wie man sich im Elternhaus Sorgen macht: Elektrische Energie soll ins Dorf kommen. Können sich die Litzmer das leisten? Sie konnten es. Denn sie waren fleißig und genügsam. Alfred Senn, der in der Schmiede eine Werkstatt hatte, baute für das Liesel das erstes Fahrrad zusammen –aus alten Teilen.
1940 die Heirat mit Emil Weislogel. Zwischen 1942 und 1953 kommen die Kinder Emil, Willi und Lisbeth auf die Welt. Der Mann kontrolliert heimatnah Westwallbunker. Zweimal teilen die Weislogels das Schicksal aller Litzmer Frauen und Kinder: Sie werden während des Krieges nach Renchen-Ulm evakuiert und fügten sich dort in sehr beengte Verhältnisse.
Mini-Rente
Die Familie und das kleine Fachwerkhaus im Hintereck überstehen die schlimme Zeit unbeschädigt. Es geht langsam aufwärts. Die Hühner und drei Schweine sowie reichlich Arbeit auf dem Feld sorgen dafür, dass die wachsende Familie keinen Hunger leiden muss. Ehemann Emil Weislogel wird 1957 in Leutesheim zum Bürgermeister gewählt. Sein Amt kann er nur ein Jahr lang ausüben: 1958 stirbt er nach einem Schlaganfall. Ein herber Schicksalschlag für die mit einer Mini-Rente zurückgelassenen Hinterbliebenen. »Das war eine sehr schwere Zeit«, erinnert sich die 100-Jährige. Sie hält sich und ihre drei Kinder mit der kleinen Landwirtschaft und Putzen gehen über Wasser.
Anfang der 70er-Jahre lernt sie über den Kontakt einer Freundin in Groß-Zimmern Heinrich Düsel kennen. Er ist Witwer und hat auch drei Kinder. Sie zieht zu ihm nach Hessen in die Nähe der Tochter. 1973 wird geheiratet. 1990 stirbt auch der zweite Mann. Drei Jahre später kehrt die Jubilarin zurück zu ihren Litzmer Wurzeln. Dort wohnt sie seither im Haus von Sohn Willi, neben Enkeln und Urenkeln. Elisabeth Düsel versorgt sich noch weitgehend selbst, häkelt fleißig und verrät das Geheimnis eines langen Lebens: Viel arbeiten.