Kehl

Makellose Schönheit auf Cello und Gitarre

Von Simona Ciubotaru
Lesezeit 3 Minuten
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15. April 2024
Roberto Legnani und Ariana Burstein.

Roberto Legnani und Ariana Burstein. ©Simona Ciubotaru

Das Duo Burstein/Legnani begeisterte das Publikum

Kehl. Sie nehmen auf der Bühne ihre Plätze ein, dem Auditorium zulächelnd – fokussiert auf ein inneres Licht, auf den Samen der Schönheit, den sie zuerst allein sehen. Aber bald wird daraus ein loderndes Feuer, das durch ihren instrumentalen regen Dialog aufblüht, durch ihr technisch reifes und virtuoses Spiel sich entfaltet und den Zuhörer wie eine Welle ergreift und in die eigenen Tiefen zieht.

Ariana Burstein (Cello) und Roberto Legnani (Gitarre) befinden sich wieder auf Tour – über 2000 Konzerte haben sie in der ganzen Welt schon zusammen gespielt – und traten am Mittwoch zum zweiten Mal im Kulturhaus auf. Als kreatives und aus der Sicht der Klassik so gut wie unmögliches Duo – ein Cello mit einer Gitarre!? – erschufen die beiden Ausnahmekünstler, seit ihrer Begegnung vor 28 Jahren, ein eigenes Klanguniversum, in dem unterschiedliche stilistische Elemente ineinander verschmelzen – Brücken zwischen Ost und West.

Wie beim letzten Auftritt begeisterten sie mit raffinierten Arrangements klassischer Werke: Antonio Vivaldis „Concerto in re maggiore“, Giuseppe Tartinis „Risonanza dell’Anima“, dann mit dem Klassiker der Gitarrenliteratur „Asturias“ von Isaac Albéniz, dazu Debussys „La Fille aux cheveux de lin“ und „Le petit noir“. Die „Carmen-Fantasie“ Op. 25 von Pablo de Sarasate, über Themen aus der gleichnamigen Oper von Georges Bizet, schrieb das Duo ebenfalls um, angelehnt an dem Arrangement des wohl bedeutendsten Geigenvirtuosen des 19. Jahrhunderts.

Aufgerundet wurde das Repertoire mit Weltmusik: „Celtic Music from the Land of the Fairies“, mit einem herrlichen „Karawanserei“ und dem „Never Ending Road“, eine chinesische Melodie, „Die Liebenden“, und zum Abschied, als Zugabe, das Lied „Adios Amigos“, aus der Urheimat von Burstein, Argentinien.

Dazu erklangen ergreifende Kompositionen von Roberto Legnani selbst: „Bamidbar“ – was auf Hebräisch „In der Wüste“ bedeutet und Bezug auf die Wanderzüge der Israeliten nach ihrem Auszug aus Ägypten nimmt – „Le Tombeau d’Undine“ und, als Zugabe, eine Humoreske über eine Pariser Katze, die auf den Dächern der Stadt der Liebe mit dem Klangregen des Gitarristen „herumtrippelte“ und lustig mit der erstaunlichen Spieltechnik von Ariana Burstein „miaute“.

Burstein spielte erneut nach innen gekehrt, die ganze Zeit mit geschlossenen Augen. Sie wird quasi eins mit ihrem Instrument, eine „Ariallo“ oder „Cellar“, ein Klangkörper mit Seele. Die Luft vibrierte wie Kristall bei ihrem dunklen, barocken, langgezogenen Continuo, die Klangfarbe veränderte sich wie ein Chamäleon – das Cello ertönte oft heller, wie eine Bratsche, dann wie archaische fernöstliche Streichinstrumente, klagte, tanzte und frohlockte in der Komposition „Bamidbar“, flüsterte dann wie der Wind oder eine japanische Flöte. Dann gab es Klang-Eruptionen, voller südamerikanischer Leidenschaft, und wiederum die Sehnsucht, die meditativen Stimmungen.

Roberto Legnani – der erst mit 17 und nur in einem Jahr Gitarre spielen lernte und es damit gleich in die Musikhochschule schaffte – ist ein großartiger Komponist und Gitarrist, der präzise und feinfühlig spielt, aber auch sich voller Leidenschaft, in galoppierenden Klängen und rasanten Soli, zeigen kann.

Am Ende des Konzertes stand das Publikum auf, feierte die Künstler und verlangte nach Zugaben.

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