Manfred Kuhn, der "Stein im Einstein" Kehl lebt nicht mehr
Manfred Kuhn ging in seinem Beruf als Hausmeister am Einstein-Gymnasium auf. Er war ein Mensch mit großer Jugend-Empathie. Er ist am Dienstagabend im Alter von 79 Jahren gestorben.
Taktsock, Schwamm und eine Überdosis Verständnis für uns »Jungi« – de Kuhne-Manfred, Einstein-Hausmeister und Jugendorchster-Chef war eigentlich immer einer von uns. Und für uns da. Wenn einer mal hingefallen war, war er es, der als Erster das zerschundene Schüler-Knie bepflastert hatte, der mit Akribie durchgebrannte Glühbirnen wechselte, durchgebrannte Pennäler zur Räson brachte, vollgekritzelte Tafeln säuberte. Einer, der immer guten Rat wusste für die vor die Tür gestellten Quintaner und andere Lehrerschrecks. Manfred Kuhn war einer, der uns mochte, obwohl wir Rüpel, Lehrerärgerer, Zuspätkommer und Abspicker waren.
Für uns Kehler Pennäler und Hanauer Einstein-Gymnasiasten war er der »Stein im Einstein«, auf den und auf dem man stehen konnte, ein Schüler-Fels in der Chemie-, Physik- und Turnstunden-Brandung, ein Mensch mit großer Jugend-Empathie. Die Ruhe selbst. Dank ihm lief dort alles reibungslos. 34 Abi-Streiche und fast ebenso viele Abi-Feiern hatte er miterlebt, und er war immer »eingeweiht«, denn »ohne mich kamen sie ja gar nicht rein.«
Manfred Kuhn war Schlüsselträger, einer, der sich immer Zutritt verschaffen konnte, auch wenn Andere ihm Steine in seine Einstein-Wege legen wollten. Ein guter Mensch war er, der allen Blödsinn mitmachen konnte, den wir nie – oder wenn, dann allenfalls höchst selten sauer, böse, verzweifelt ob schülerischer Missetaten gesehen hatten.
Stier war er im Sternzeichen, also einer, der dem Leben auch mal die Hörner zeigte und das Leben an den Hörnern gepackt hatte. Und das musste er auch tun. Schließlich war er einer vom Stile »Mittendrinn im Leben«, der Viertgeborene der sieben Kuhn-Kinder. Da lernte man vermutlich schon, sich durchzusetzen, bestimmt aber auch, Kompromisse einzugehen – ein guter Proviant auf dem Einstein-Hausmeister-Weg.
Geboren wurde der Sundheimer Spross am 5. Mai 1940 in Oppenau. Und als er mit 14 keine Lehrstelle fand, sucht er sein Glück auf den Bohlen eines Rheinschiffs. 20 Monate lang war er Schiffer, um danach von 1956 bis 1959 eine Mechanikerlehre in Goldscheuer zu machen. Elf Jahre später war er dann am Ziel: Einstein-Hausmeister.
Doch da war auch noch der Taktstock, der sein intensives Leben prägte: Als 13-Jähriger begann er, Posaune zu spielen, später dann auch Saxophon. Mit den Dierschemer »Royals« – sein dort wohnender Bruder Hans, »Royals«-Mitbegründer, ist inzwischen 87 und bläst immer noch Saxophon – zog er 20 Jahre lang durch die Lande. Selbst im fernen Österreich schwang man das Tanzbein zu den »Royals«-Klängen. Doch als die Kuhn-Sprößlinge anfingen zu meutern, weil der Papa am Wochenende immer unterwegs war, stieg Manfred Kuhn dort aus. Was aber nicht hieß, dass das Saxophon an den Nagel gehängt wurde.
Neue Aufgaben warteten auf ihn: Von 1979 an war er der Boss der Blasmusikschule Kehl und des dortigen Jugendauswahlorchesters. Damalige Mitglieder schwärmen noch heute von legendären Konzerten und ihrem Boss, dem Kuhne-Manfred. Zwischenzeitlich, von 1977 bis 1983, schwang er den Taktstock beim Auenheimer Musikverein, war Dirigent in Ringelbach und Altenheim und kümmerte sich um den Musikernachwuchs in Linx und Legelshurst. Mit der Jahrtausendwende gab er seine Ämter ab, denn so Kuhn, »der Abstand würde immer größer.«
Aufs Rentnerbänkchen
Vor nunmehr 15 Jahren hatte er sich auf seinem Rentnerbänkchen zurückgelehnt. Doch nichts zu tun – das war nicht sein Ding. Für eine Apotheke fuhr er dann noch ein paar Jährchen Medikamente aus.
Sich Gehör verschaffen war für die Respektsperson Kuhnemanfred früher ein Leichtes, doch im Alter musste man genauer hinhören: eine Stimmbanderkrankung ließ ihn leise werden. Am Dienstagabend ist Manfred Kuhn mit 79 Jahren an Krebs gestorben. Die Beerdigung findet statt am Donnerstag, 4. Juli, 14.30 Uhr, auf dem Kehler Friedhof statt.