Männerchor aus London zu Gast in der Kehler Friedenskirche
Kehl. Am vergangenen Freitag kamen ganz besondere Gäste nach Kehl, die mit ihrem Singen die Musikliebhaber auf eine Reise durch klassische, spirituelle aber hauptsächlich durch traditionelle walisische Musik mitnahmen: der Londoner Männerchor „The London Welsh Male Voice Choir“. Dieser Männerchor besuchte bereits zum vierten Mal die Stadt Kehl an der Grenze zu Frankreich. Im Jahr 2015 hatten sie ihren ersten Auftritt in der Friedenskirche, die jetzt wieder als Gastgeber fungierte.
Bezirkskantorin Carola Maute sprach nun die Begrüßungsworte am Anfang des Konzertes aus, und Roland Jones, walisischer Auswahl-Kehler, moderierte. Laut eigener Aussage kamen der Kontakt mit dem Chor und die Konzerte in Kehl durch einen Sänger im Ensemble zustande, der zugleich Cousin von Jones ist.
Schnell guter Ruf
1902 gegründet, soll das Ensemble schnell einen guten Ruf erlangt haben und wurde zum Preisträger bei internationalen Wettbewerben. Durch die beiden Weltkriege dezimiert, wurde der Chor 1961 neu gegründet und hat heute über hundert Mitglieder, unter der Leitung von Harry Edward-Rhys.
Der Männerchor kann sich mitunter auch mit Auftritten bei der Royal Variety Command Performance und in vielen Stadien rühmen, darunter im Stade de France, in Paris, Twickenham und Lord’s Cricket Ground.
Im August 2007 sang er als erster Männerchor im neuen Wembley-Stadion vor dem Rugby-League-Cup-Finale und sang auch viele Male im Millennium Stadium in Cardiff vor den internationalen Rugby-Heimspielen von Wales. Darüber hinaus ist der Chor, nebst ausgedehnten Tourneen durch England, Schottland und Wales, in vierzehn Ländern aufgetreten.
Das Repertoire war beim Auftritt enorm und umfasste Kompositionen von Georges Bizet, Karl Jenkins und Schubert, walisische Lieder mit historischen Bezügen, walisische Hymnen, aber auch spirituelle Lieder anderer Kulturen. Auch Intermezzi mit Owain Davies an der Posaune. Am Klavier begleitete die Sänger Annabel Thwaite. Obschon weniger als die Hälfte des Chors angereist war, war die Darbietung fulminant und begeisterte das zahlreiche Publikum restlos.
Es ist vielleicht nicht die subtilste Art zu musizieren, aber eine durch und durch beeindruckende Art: vollkommen geschliffen, alle Stimmlagen perfekt aufeinander eingespielt und kalibriert. Flotte Tempi, gar marschierend des Öfteren, den inbrünstigen Nationalstolz fast herausrufend, im vibrierenden Fortissimo – viele Lieder widerspiegelten die unruhige Geschichte des alten, aus den Kelten stammenden Volkes, das ständig um seine Identität und Freiheit kämpfen musste.
Weihnachtsstimmung
Aber dann kamen die spirituellen Lieder, die Weihnachtsstimmung ging auf – und der Männerchor zeigte plötzlich seine lyrische Ader. Sanft und getragen sangen sie – die Zuhörer zutiefst berührend mit Klängen und einer Sprache wie aus dem Feenreich. Archaisch-melodisch und gnadenlos unter die Haut gehend, sodass man innerlich erbebte. Das Publikum tobte, applaudierte am Ende des Abends minutenlang mit Ovationen im Stehen. Und ohne Zugaben durften die stolzen Sänger nicht von der deutschen Bühne am Rhein gehen – Musik kennt keine Grenzen und vereint.