Martin-Luther-Kirche entwidmet: Was der Käufer nun vor hat

Die liturgischen Gegenstände wurden bei der Zeremonie feierlich aus der entwidmeten Kirche getragen. ©Sabine Schafbauer
Wehmütig und hoffnungsvoll zugleich war die Stimmung am Sonntag bei der Entwidmung der Martin-Luther-Kirche. Der Käufer der Kirche stellte seine Pläne für das Areal vor.
»Schweren Herzens hat sich der Kirchengemeinderat entschlossen, die Kirche zu verkaufen, um für die Zukunft gerüstet zu sein«, erklärte Dagmar Zobel zu Beginn des Entwidmungsgottesdienstes. Die Prälatin wusste, dass diese Entscheidung ein langer, schmerzhafter Prozess gewesen ist, der für alle Beteiligten nicht einfach war. »Obwohl wir uns nur von einem Gebäude verabschieden und nicht von der Kirche Christi, bleibt ein mulmiges Gefühl und Trauer«, so Zobel.
Sie zeigte großes Verständnis für die Gemeinde, die in dem Kirchengebäude einen Ort sah, in dem sie Gott begegnen konnte. Auch wenn es gute und zwingende Gründe für den Verkauf gäbe, sei es schmerzlich, einen solchen Ort aufzugeben.
Vor 63 Jahren wurde die Martin-Luther-Kirche Sundheim in Dienst genommen. »Was könnten uns wohl die Mauern der Kirche über diese Zeit berichten?«, fragte Zobel und gab den Gläubigen Gelegenheit, sich in Ruhe zu erinnern und Abschied zu nehmen.
Anschließend versammelten sich Pfarrer und Kirchenälteste um den Altar, um die liturgischen Gegenstände zu entfernen. Würdevoll wurden das Kreuz, die Bibel, der Taufständer und die Osterkerze verabschiedet und aus der Kirche getragen. Das Kreuz und die Altarbibel werden zukünftig im historischen Museum der Stadt Kehl aufbewahrt. Zum Abschluss des Gottesdienstes sprach Zobel die offizielle Entwidmungsformel über die Kirche aus. Für die passende musikalische Begleitung sorgte der Posaunenchor unter der Leitung von Annette Tafler sowie Bezirkskantorin Carola Maute.
Gesundheitszentrum
Im Anschluss an den Gottesdienst wendete sich der Käufer des Areals, Karlheinz Falk, an die Gemeinde. »Ich weiß, heute ist ein schmerzlicher Moment für Sie, denn es heißt Abschied nehmen«, bekundete er sein Mitgefühl und Verständnis. Falk versicherte den Sundheimern, dass er das Gelände mit seinen Gebäuden aus rein privatem Interesse gekauft habe. »Es ist kein gewerbliches Objekt für mich und soll in der Familie bleiben«, sagte er.
Falk versicherte, dass die Gebäude erhalten bleiben. »Eine Kirche sollte man nicht abreißen.« Das Pfarrhaus sei für die wohnwirtschaftliche Nutzung vorgesehen, den Gemeindesaal möchte Falk um ein Stockwerk erweitern und in ein Gesundheitszentrum mit einer Yogaschule und weiteren passenden Angeboten für die Gemeinde umwandeln. »Sie sollen hier Dinge finden, die Körper, Geist und Seele guttun«, erklärte Falk.
Für die Umsetzung seiner Pläne hat er einen Zeitraum von 18 bis 24 Monaten vorgesehen. Auch die Kirchenglocken sollen einen angemessenen, gut sichtbaren Platz erhalten. Beim abschließenden Kirchencafé hatten die Gottesdienstbesucher noch einmal die Möglichkeit, sich auszutauschen und genauer zu informieren.