Mehr Straftaten in Willstätt und Appenweier
Die Kriminalität nimmt auch im Zuständigkeitsbereich des Polizeipostens Appenweier zu. Erfreulich immerhin: Die Zahl der Einbruchsdelikte ist rückläufig. Dafür macht Internet-Betrug den Beamten immer mehr zu schaffen.
Die Zahl der registrierten Straftaten hat auch in Willstätt und Appenweier zugenommen. Dies geht aus der Kriminalitätsstatistik hervor, die am Donnerstag in Kehl der Presse vorgestellt wurde.
Die Beamten des Polizeipostens Appenweier, der auch für Willstätt zuständig ist, registrierten für Willstätt eine Zunahme um 14, für Appenweier um fast 11 Prozent. Mit einer Häufigkeitszahl (das ist die Zahl der Straftaten hochgerechnet auf 100 000 Einwohner) von 3167 liegt Willstätt unter, Appenweier (6325) knapp über dem Durchschnitt des Polizeipräsidiums Offenburg.
Taten auf Raststätte schlagen zu Buche
Bei Appenweier schlägt jedoch auch die Tatsache zu Buche, dass auch die Tank- und Rastanlage an der A5 zum Zuständigkeitsbereich des Polizeipostens gehört, wie Ingolf Grunwald, Leiter des Polizeireviers Kehl, betonte. Auch wenn Straftäter in Reisezügen aufgegriffen werden (etwa wegen Verstößen gegen Aufenthaltsbestimmungen, Passfälschungen oder ähnliches), werden die Taten dem nächsten »Zielbahnhof« zugeschlagen – und das ist oft der Bahn-Knotenpunkt Appenweier. Beides ist auch der Hauptgrund für die relativ hohe Zahl nichtdeutscher Tatverdächtiger in Appenweier (45 Prozent).
Dass Täter mit gefälschten oder fehlenden Visa oder ähnlichen Dokumenten in Zügen aufgegriffen werden, komme jedoch inzwischen seltener vor, so Grunwald. Die Bundespolizei, in deren Zuständigkeitsbereich solche Straftaten fallen, konzentriere sich inzwischen auf andere »Einfallstore«, wie zuletzt die Großkontrolle auf der B 28 bei Willstätt gezeigt habe.
Internet-Betrug nimmt zu
Zugenommen hat die Zahl der registrierten Betrugsfälle in Appenweier – von 130 auf 171 Fälle. Das habe nicht zuletzt mit Internet-Betrug zu tun, so Grunwald. Oft seien dies auch Delikte, wo sich die Täter nur schwer zu ermitteln sind – etwa weil die Server im Ausland stationiert sind. Dies schlägt sich in Appenweier auch in der Aufklärungsquote nieder, die bei nur 48,2 Prozent liegt. »Das gefällt mir gar nicht. Da müssen wir nachlegen«, so Grunwald.
Weniger Gewaltdelikte
Aber es gibt auch Erfreuliches zu berichten. So etwa der starke Rückgang der Gewaltkriminalität in Appenweier (von 15 auf nur noch 3 Fälle) oder die rückläufige Zahl der Tageswohnungseinbrüche – ein Delikt, das für die Opfer oft als besonders schlimm empfunden wird, weil es ihre Privatsphäre betrifft, und das daher für das subjektive Sicherheitsgefühl der Menschen eine wichtige Rolle spielt. In Willstätt wurde sogar kein einziger Fall registriert. »Da bin ich stolz drauf«, so Grunwald.
Zugenommen hat in Willstätt dagegen die Zahl der Rauschgiftdelikte. Dies gehe vor allem auf das Konto eines jugendlichen »Intensiv-Täters«, dem man unter anderem durch Auswertung von Handy-Daten auf die Schliche gekommen ist, berichtete Grunwald. Derzeit sei die Staatsanwaltschaft dabei, die Ermittlungsergebnisse juristisch aufzuarbeiten. Auch die Zahl der Sachbeschädigungen hat zugenommen. Vor allem an der Moscherosch-Schule kam es vermehrt zu Vandalismus. Als Täter kommt vermutlich eine Gruppe Jugendlicher in Frage, hieß es.
Konzept der »Blauen Briefe«
Bei solchen Fällen kommt dann häufig das Konzept der »Blauen Briefe« ins Spiel – ein Präventionsprogramm, das sich vor allem an Jugendliche richtet. Dabei arbeitet die Polizei eng mit den Kommunen zusammen. Können die Täter ermittelt werden, bekommen die Eltern vom Bürgermeister oder OB einen solchen Brief, indem sie darüber informiert wurden, dass ihr Sprössling straffällig geworden ist, und der ihnen sozusagen die gelbe Karte zeigt. Sollte der Jugendliche trotzdem erneut auffällig werden, gibt es verschiedene weitere Sanktionsmöglichkeiten. Das kann bis zu Mitteilungen an die Behörden reichen – etwa an die Führerscheinstelle, die dann dem Jugendlichen den Erwerb einer Fahrerlaubnis verwehren kann.