Meisterpflügerin aus Odelshofen
Am Sonntag wurde Heike Veidt aus Odelshofen in Eppingen-Richen baden-württembergische Meisterin im Gespannpflügen und qualifizierte sich damit zur Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften, die im nächsten Jahr in Osterode stattfinden.
Den baden-württembergischen Meistertitel holte sich Heike Veidt mit dem 22-jährigen Schwarzwälder Wallach Monty und der 18-jährigen Schwarzwälder Stute Fabiola nach 2016 bereits zum zweiten Mal. 2013 und 2018 hatte sie den zweiten Platz belegt. Die drei haben bereits alle Bundesländer bereist und an Pflügewettbewerben teilgenommen.
Heike Veidt ist bundesweit die einzige Frau, die alleine, das heißt ohne Fuhrmann oder Helfer, pflügt. Sie lenkt ihre Pferde nur über ihre Stimme, während sie sich um den Pflug kümmert. Sie ist auch die einzige Frau, die bisher in dieser Männerdomäne einen Landestitel erlangen konnte.
Für die Deutsche Meisterschaft darf jedes Bundesland zwei Teilnehmer stellen. Da Baden-Württemberg viele gute Gespannpflüger hat, ist die Qualifikation schwerer als in anderen Bundesländern. In sieben Meisterschaften stellte Baden-Württemberg vier Deutsche Meister.
Heike Veidt hat sich bereits das vierte Mal qualifiziert. Auf auswärtigen Landesprüfungen stand sie bisher 19 Mal auf dem Siegertreppchen.
Der Pferdevirus sprang schon in ihrer Kindheit über. Ihr Großvater, der im Nebenerwerb Landwirtschaft betrieb, arbeitete nicht nur mit dem Schlepper, sondern auch mit einem Pferd. Heike Veidt ging in ihrer Jugend im Ort bei Bauer und Pferdezüchter Werner Erhardt Senior ein und aus.
Als die gelernte Industriekauffrau ihr eigenes Geld verdiente, kaufte sie sich mit Ende 20 ihre ersten beiden Pferde, um in der Freizeit Kutsche zu fahren und zu reiten. Ihnen folgte die Schwarzwälder Stute Jona, die von ihrem Vorbesitzer zur Arbeit auf den Spargelfeldern eingesetzt wurde.
Bei der Fohlenschau kaufte sie sich den sechs Monate alten Monty dazu. Nachdem die alte Stute das Zeitliche segnete, bekam Monty 2000 Gesellschaft von der sechs Monate alten Fabiola von Züchter Willi Beck aus dem Schuttertal, der seine Pferde noch in der Waldarbeit einsetzte.
Der Schwarzwälder ist die leichteste Kaltblutrasse und stammt aus Baden-Württemberg. Die Tiere wiegen zwischen 600 und 750 Kilo. Als Besitzer von Schwarzwäldern komme man automatisch mit der Szene der Fuhrleute in Berührung, erklärt Heike Veidt.
2001 schloss sie sich der Interessengemeinschaft Zugpferde an, die sich bundesweit für den Erhalt und den modernen Einsatz des Arbeitspferdes einsetzt. Aktuell habe das Arbeitspferd allerdings den sichersten Arbeitsplatz im Wald, erklärte sie. Auch im Biogemüsebau werden wieder Pferde eingesetzt.
Von 2004 bis 2008 ging sie mit einem Helfer als Pflüger in die Prüfungen, während sie vorne an der Leine war. Seit 2008 pflügt sie alleine. Das Pflügen kann nur in einem kleinen Zeitfenster nach der Ernte von Anfang Juli bis Mitte September geübt werden. Die Wettbewerbe liegen zwischen Anfang August und Mitte Oktober.
Zu Beginn trainierte sie dreimal in der Woche. Die letzten drei Sommer war der Boden durch die Trockenheit allerdings zu hart zum Pflügen, so dass sie ihre Pferde mit Zugschlitten auf Wiesen konditionierte.
Dankbar ist sie, dass sie von allen Odelshofener Landwirten unterstützt wird und Flächen für das Training zur Verfügung gestellt bekommt.
»Ein Arbeitspferd muss einen ruhigen, unerschrockenen und ausgeglichenen Charakter haben«, erklärt Veidt. Wichtig sei auch, dass die Pferde ein absolutes Vertrauen zu ihrem Fuhrmann haben.
Auch ihre beiden müssen manchmal richtig ran: bei der Holzernte im Wald, auf dem Kartoffelacker und beim Heu machen. Veidt ist auch die zentrale Anlaufstelle für Fuhrleute in ganz Baden-Württemberg.