Nach 38 Jahren geht Albert Guhl in den wohlverdienten Ruhestand
Fast 40 Jahre war Albert Guhl Lehrer an den Beruflichen Schulen in Kehl. Am Mittwoch wird der langjährige Leiter der Abteilung Gewerbe, Nahrung, Technik, Hauswirtschaft und Übergangssystem feierlich in den Ruhestand verabschiedet. Für das Gespräch mit der Kehler Zeitung hat sich der 64-Jährige einen besonderen Platz ausgesucht: In der Sonne, am Rande eines großen Zeltpavillons, für dessen Aufstellung er vor vielen Jahren mitbeteiligt war. Was er über seine langjährige „Schulzeit“ denkt, was er den Schülern mit auf den Weg geben will und worauf er sich im Ruhestand besonders freut, verrät er im Interview.
Herr Guhl, wann und wie haben Sie sich entschieden, Lehrer werden zu wollen?
Für mich stand früh fest, dass ich nie einen Job haben möchte, bei dem ich nur am Schreibtisch sitzen muss. Nach der Schule gab es für mich nur eine Alternative: Tierarzt, da ich mit der Landwirtschaft meiner Eltern aufgewachsen bin. Während meiner Bundeswehrzeit habe ich mich durch Zufall aber einfach mal an der BPH in Stuttgart beworben. Der Lehramtsberuf musste auf jeden Fall irgend etwas mit Ernährung, Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion zu tun haben. Zudem hatte ich noch Wirtschaftsgeographie in meinem Studium. Zwölf Praxismonate zeigten mir, dass das der richtige Beruf für mich ist.
Was hat Sie als Schwabe nach Kehl gezogen?
Als nach meinem Referendariat in Ludwigsburg eine Stelle in Kehl frei wurde, musste ich nicht lange überlegen. Anfangs war es nicht einfach, das gute Essen und Trinken sowie die Nähe zu Frankreich und der Schweiz haben mich aber überzeugt. Mittlerweile bin ich schon über die Hälfte meines Lebens in Baden zu Hause.
Was werden Sie garantiert an ihrem Lehrerberuf vermissen?
Ganz einfach, die tägliche Arbeit und der Kontakt zu den Schülern und Kollegen.
Was werden Sie keinesfalls vermissen?
Morgens aufstehen zu müssen (lacht). Über die neue gewonnene Zeit freue ich mich nun am meisten. So werde ich endlich häufiger mit meiner Frau frühstücken, kann mich mehr um die Tafel kümmern, aber auch um viele andere Dinge, wie Rad fahren oder den Garten. Auch Urlaub zu machen, wenn andere arbeiten müssen – das wird toll.
An welche Ereignisse aus den vergangenen 38 Jahren denken Sie besonders gerne zurück?
Es gab zwei Höhepunkte: Das 100-jährige Jubiläum der Gewerbeschule Kehl 1998 mit großer Gewerbeausstellung sowie die Beschulung der Seniorklassen von der Bäckerei „K&U“ im Jahr 2005. Erwähnenswert ist auch die Sanierung des Wohnheimes zwischen 2005 und 2007. Zudem gab es viele schöne Erlebnisse wie Radtouren mit dem Personalrat oder Grillen mit Schülern und Kollegen.
Woran waren Sie noch beteiligt?
Am Aufbau des BSK-Treffs war ich ebenso beteiligt, wie bei dem tollen Umwelttag-Projekt „Zeltvorplatz auf dem Pausenhof“. Hier haben wir vor vielen Jahren mit Mitteln aus eingesparten Heizkosten unseren Schulhof geziert.
Was macht Sie noch stolz, wenn Sie an Ihre Lehrerzeit zurückdenken?
Es freut mich, wenn einem die eigenen Schüler irgendwann als Kollegen begegnen oder die Kinder von ehemaligen Schülern zu mir in die Klasse kamen. Häufig werden dann Bilder von früher angeschaut. Schön ist es auch zu sehen, wenn Jugendliche, die bei mir Abschlussprüfung gemacht haben, einmal gestandene Firmenbesitzer sind. Viele meiner Schüler wurden auch Landes- und Bundessieger in verschiedenen Leistungswettbewerben.
Wie verabschieden Sie sich von Ihren Schülern?
Ich habe mich von jeder meiner Klassen individuell verabschiedet. Allen habe ich gesagt: bleibt dran, macht eine gute Abschlussprüfung, denn das ist euer Startschuss ins Berufsleben. Für viele ist das schwer zu begreifen, dass sie für sich und nicht für Lehrer oder den Betrieb lernen. Die Chemie muss einfach stimmen zwischen Schülern und Lehrer – ich hoffe, dass ich das gut hinbekommen habe. Meine Prämisse war immer: Wissensvermittlung und Begleitung ins Erwachsenwerden.
Wie verabschieden Sie sich von Ihren Kollegen?
Ich wollte nie im Vordergrund stehen. Mein Motto war immer: „Primus inter parus: der Erste unter Gleichen“ – eine klare Wertschätzung der Kollegen.
Albert Guhl ist ein waschechter Schwabe
Geboren am 20. Oktober 1956 in Krauchenwies (Kreis Sigmaringen) besuchte Albert Guhl als waschechter Schwabe die dortige Grundschule und anschließend das Gymnasium. Nach der Bundeswehr studierte er an der Berufspädagogischen Hochschule (BPH) in Stuttgart Berufsschullehramt. Anschließend folgte sein Vorbereitungsdienst (Referendariat) in Ludwigsburg, wo er Nahrungsberufe und Wirtschaftsgeographie lehrte.
1983 bewarb sich Albert Guhl bei den Beruflichen Schulen in Kehl (hieß damals noch Gewerbliche und Hauswirtschaftliche Schule). Hier begann im September des gleichen Jahres seine Lehrerkarriere, in der er Jugendliche vor allem zum Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk mit Schwerpunkt Fleischerei und Bäckerei ausgebildet hat. An der BSK war Albert Guhl als Verbundlehrer, Personalrat, Wohnheimbetreuer, Prüfer als Lehrerbeisitzer im Gesellenprüfungsausschuss der ehemaligen Fleischerinnung Lahr oder auch als „Vabo-Betreuer“ („Vorqualifizierungsjahr Arbeit/Beruf mit Schwerpunkt Erwerb von Deutschkenntnissen“) tätig, zuletzt als Abteilungsleiter Gewerbe, Nahrung, Technik, Hauswirtschaft und Übergangssystem.
Neben seinem Lehrerberuf ist Albert Guhl vielfach auch ehrenamtlich in der Region aktiv. Seit der Gründung des Vereins Nachbarschaftsnetz Kehl-Dorf 1997 und der Tafel Kehl 1999 ist Guhl deren Vorsitzender. Guhl begleitete dabei die Eröffnung des „Dorf-Lädeles“ 1999 in der Schutterstraße 88 ebenso wie den Umzug in die Schutterstraße 86 und den Anschluss an den Tafel-Verbund. Zudem ist der 64-Jährige, der mit seiner Frau in Kehl wohnt, beim „Huckepack“-Verein, bei der Bürgerstiftung Kehl und dem Sängerbund Leutesheim aktiv.