Naturschutzverband: Schwarzwild-Gewöhnungsgatter in der Kritik
In die Debatte um das Schwarzwild-Gewöhnungsgatter bei Eckartsweier schaltet sich jetzt auch der Landesnaturschutzverband (LNV) ein. Kritisiert wird vor allem der Standort in einem Schutzgebiet.
Das vom Landesjagdverband und Forst BW initiierte Projekt „Trainingsgatter zur Ausbildung von Jagdhunden für die Schwarzwildjagd“ erregt seit Monaten die Gemüter der Menschen und der politischen Gremien. Nun hat sich auch der Landesnaturschutzverband (LNV) zu Wort gemeldet. Die Kritik entzündet sich nicht zuletzt am geplanten Standort bei Eckartsweier.
Verträglichkeitsstudie muss her
Es sei zwar richtig, dass die Landesregierung die Einrichtung eines solchen Schwarzwild-Gewöhnungsgatters unterstützt. Dies sei aber „längst kein Freibrief dafür, dass dieses Vorhaben in einem europäischen Schutzgebiet eingerichtet werden darf“. In der Tat liegt das ins Auge gefasste Areal in einem Vogelschutzgebiet (Natura 2000 Gebiet). Deshalb müsse zunächst eine Natura 2000-Verträglichkeitsstudie vorgelegt werden, aus der hervorgeht, dass sich das Gatter nicht negativ auf das Schutzgebiet auswirkt, betont LNV-Sprecher Joachim Thomas.
Auch seien Zweifel angebracht, dass die Naturschutzbehörde auf Grundlage der geltenden Bestimmungen entscheiden wird, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Der LNV verweist darauf, dass die EU-Kommission im Februar gegen Deutschland ein Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet hat, weil in allen Natura 2000-Gebieten in Deutschland europarechtliche Bestimmungen nicht eingehalten würden.
Infos aus den Medien
Kritik an Informationspolitik
Befremden äußert LNV-Sprecher Thomas auch in puncto Informationspolitik des LJV. Der LNV als größter Naturschutzverband in Baden-Württemberg sei jedenfalls zu keiner Veranstaltung oder Gemeinderatssitzung, geschweige denn zu einer Besichtigungsfahrt in das Gatter Louisgarde, eingeladen worden, sondern habe alle Informationen nur aus Medienberichten erfahren. „Dies ist umso erstaunlicher, da der Landesjagdverband Mitglied im Landesnaturschutzverband ist.“
Plädoyer für Bürgerbegehren
Und schließlich, so Thomas, sei zu vermuten, dass es gegen das Projekt erhebliche Bedenken und Widerstände in der Bevölkerung gibt. Der Ortschaftsrat Hohnhurst hatte das Projekt bekanntlich im Herbst abgelehnt, nachdem eine Bürgerinitiative gegen das Projekt mobil gemacht hatte. Wie das Vorhaben von der Bevölkerung in Eckartsweier akzeptiert wird, darüber liegen dem Ministerium für den Ländlichen Raum keine Kenntnisse vor. Dies habe das Ministerium auf Anfrage des LNV bestätigt. Es sei daher „provokativ“ zu behaupten, dass es sich bei den besorgten Bürgern nur um eine kleine Gruppe mit fundamentalen Interessen handelt. Ein Bürgerbegehren könne hier Klarheit schaffen.
Schwarzwild-Gewöhnungsgatter seien in der Bevölkerung umstritten, so der LNV. „Keine vorher auserkorene Gemeinde in der Rheinebene wollte so ein Gatter auf ihrer Gemarkung haben. Wenn schon nach der gemäßigten Kritik aus der eigenen Bevölkerung die Nerven blank liegen, was wird erst passieren, wenn bundesweit aktive Tierschützer wie PETA, Animal Rights oder andere ganz erheblich deutlichere Kritik üben sollten?“