Kehl

Neue Wespenart im Kehler Hafen entdeckt

Andreas Braun
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20. September 2015
Rund zwei Zentimeter groß ist das schwarz-gelbe Insekt.

(Bild 1/2) Rund zwei Zentimeter groß ist das schwarz-gelbe Insekt. ©Ingo Nikusch

Die Kehler Tierwelt ist um eine Art reicher: Unlängst wurde im Hafengebiet eine für Baden-Württemberg neue Wespenart gefunden, die aus Nordamerika stammt und über Frankreich zu uns gelangte. Sie gilt als ungefährlich. Ob sich das rund zwei Zentimeter große, schwarz-gelbe Insekt hierzulande halten kann, muss die Zukunft zeigen.

Schon seit längerem haben Zoologen und Botaniker einen besonderen Blick auf den Kehler Hafen geworfen: Im Zeitalter der Globalisierung werden dort nämlich immer mehr Güter aus aller Welt umgeschlagen, mit denen hin und wieder auch gebietsfremde Tier- und Pflanzenarten zu uns gelangen. Bereits vor mehr als 40 Jahren tauchte zum Beispiel der sogenannte Spinnenläufer, ein Tausendfüßler aus dem Mittelmeerraum, im Kehler Hafen auf: Damals vermutlich erstmals in der Region, heute ist diese wärmeliebende Art indes weit im Landkreis verbreitet. Später dann, in  den 1990er-Jahren, fanden Studenten der Universität Freiburg eine Spinnenart aus Japan auf einer Kiesfläche im Westhafen – vermutlich neu für Deutschland. Und vor wenigen Jahren fiel einem Botaniker an einer ähnlichen Stelle nahe der Graudenzer Straße eine afrikanische Gänsefuß-Art auf, die dort inzwischen wohl aber nicht mehr wächst.

Kein deutscher Name

Neu auf dieser Liste ist seit August nun auch eine ganz besondere Grabwespe (siehe Info-Box) aus Nordamerika, die bislang noch keinen deutschen Namen hat und die in der Fachsprache »Sceliphron caementarium« heißt. Auf welchem Weg  sie  in die Grenzstadt gelangt ist, weiß man nicht. Fest steht jedoch, dass dieses wärmeliebende Insekt aus seiner Heimat, die manche Experten im Pazifik-Raum vermuten, bereits vor mehr als zehn Jahren nach Südeuropa verschleppt wurde.

Von dort aus konnte Sceliphron caementarium ihr Areal in der Folgezeitweiter nach Norden und Westen ausdehnen: Lange Zeit markierte ein Fund nahe der ostfranzösischen Stadt Bourg-en-Bresse die bekannte Verbreitungsgrenze, Mitte August wurden nun gleich zwei Funde in Südwestdeutschland gemacht: Einer in Kehl, der andere am Kaiserstuhl. Beide gelten als Erstnachweise für Baden-Württemberg.

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Entdecker des hiesigen Vorkommens ist der für Kehl zuständige Naturschutz-Beauftragte Ingo Nikusch aus Offenburg: Bei seinen Untersuchungen fiel ihm Sceliphron caemantarium auf einer Ausgleichsfläche zwischen der West- und Hafenstraße auf: »Insgesamt acht Exemplare habe ich gleichzeitig an mehreren dicht beieinander stehenden Pastinak-Pflanzen sitzen  sehen«, erläutert der Biologe. Da es sich um deutlich mehr als bloß ein Exemplar handelt, sei zu vermuten, dass diese Grabwespen-Art schon etwas länger im
Kehler Hafen Fuß gefasst habe.

Ob sie sich bei uns auf Dauer halten und eventuell sogar weiter ausbreiten kann, ist noch unklar: »Da muss man abwarten«, erläutert Nikusch. Die Chancen dafür dürften indes nicht allzu schlecht stehen: Eine nahe mit ihr verwandte Art, die Orientalische Mörtelwespe (Sceliphron curvatum), konnte sich zum Beispiel in der Region etablieren, nachdem sie vor etwas mehr als zehn Jahren erstmals in Südbaden aufgetaucht war.

Für Menschen stellen die beiden sehr ähnlichen Arten indes keine Bedrohung dar: Sie sind nämlich nicht aggressiv und können zudem die menschliche Haut mit ihrem Stachel vermutlich gar nicht durchdringen.

Beide Arten zeichnet übrigens eine besondere Fürsorge für ihren Nachwuchs auf: Sie bauen nämlich kleine Brutzellen aus Lehm, in die sie jeweils ein Ei legen und als Proviant für die Larven zudem Spinnen beifügen, die sie zuvor mit einem Stich gelähmt haben.

Während die Orientalische Mörtelwespe recht kunstvolle Lehmtöpfchen errichtet - oftmals in Wohnungen – sehen die Brutkammern von Sceliphron caementarium eher wie Lehmklumpen aus. Außerdem errichtet die letztgenannte Art ihre Brutzellen bislang nicht in Häusern, sondern an geeigneten Stellen im Freien.

Info

Grabwespen

Die Gruppe der Grabwespen ist in Deutschland mit etwa 250 Arten vertreten. Anders als Soziale Faltenwespen wie zum Beispiel die Hornisse oder auch die Gemeine Wespe bilden sie jedoch keine Staaten, sondern leben einzeln für sich. Sie ernähren sich von Nektar, haben einen lang gestielten Hinterleib und können verschieden gefärbt sein - je nach Art zum Beispiel schwarz-gelb, einheitlich schwarz oder auch schwarz-rot. Etliche Grabwespen legen Brutgänge an - etwa im Boden, morschem Holz oder in Pflanzenstängeln. Die Larven werden mit Proviant versorgt, der ja nach Art aus Spinnen oder Insekten besteht.

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