"Notnagel" wird zum Rettungsanker

Die Willstätter Schulen sind für den digitalen Unterricht offenbar gut gerüstet. ©Gemeinde Willstätt
Die Weihnachtsferien sind vorbei, doch der Unterricht kann wegen der „Lockdown“-Bestimmungen derzeit nur online stattfinden. An den Willstätter Schulen lief der Start ohne größere Probleme.
Fernunterrichts-Plattformen wie Moodle und Lern-Apps wie Sdui zusammengebrochen; Eltern und Lehrer, deren Reaktionen in den sozialen Medien zwischen Zorn und Galgenhumor pendeln – so zeigte sich das Bild am ersten Tag des Wiederbeginns des Schulunterrichts nach den Weihnachtsferien in weiten Teilen Baden-Württembergs. Da die Schulen wegen des Lockdowns nach wie vor geschlossen sind und kein Präsenzunterricht stattfindet, soll der Unterricht online ablaufen – doch das funktionierte an vielen Schulen nicht.
An der Moscherosch-Schule in Willstätt hingegen gab es keine größeren Probleme, berichtet Schulleiter Bertram Walter. Die Schule nutzt allerdings auch nicht Moodle, sondern Microsoft Teams. „Die lief schon immer stabil“, betont Walter. Es habe zwar vereinzelt Anrufe von Eltern gegeben, aber die betrafen vor allem Schüler, die etwa ihr Passwort vergessen hatten. Aber ansonsten habe es keine größeren Probleme gegeben. „Im Vergleich zum ersten Lockdown war es ruhig.“
Moodle nur als Backup
Die Schule hatte MS Teams im Frühsommer eingeführt. Moodle läuft seitdem nur noch als Backup-System. Die Rückmeldungen auch der Eltern seien positiv, so Konrektor Jochen Schmukle, der IT-Fachmann der Schule.
Das System ermöglicht sowohl die direkte Kommunikation zwischen einzelnen Schülern und dem jeweiligen Lehrer in Echtzeit als auch Unterricht im virtuellen Lerngruppen-Verbund. Die Funktionen sind umfangreich. Lehrer können Aufgaben stellen, nachverfolgen und benoten; man kann Teams anlegen; die Mitglieder können untereinander kommunizieren und vieles mehr.
Die Schule hat MS Teams nicht nur als „Notnagel“ eingeführt. „Wir haben während des Präsenzunterrichts immer auch einzelne Projekte über MS Teams abgewickelt“, so Walter. In den höheren Klassenstufen gab es auch „regulären“ Online-Unterricht im Rahmen des Ganztags-Unterrichts. Somit hatten Schüler und Lehrer auch eine gewisse Routine im Umgang mit Online-Lernplattformen entwickeln können.
Zugute kommt der Schule auch, dass die digitale Infrastruktur inzwischen gut ausgebaut ist, erklärt Konrektor Schmukle. Auch verfügt die Schule über genügend Tablet-PCs. Diese sind zwar eigentlich für den Einsatz im regulären Unterricht gedacht, aber da derzeit kein Präsenzunterricht möglich ist, kann die Schule diese Tablets bei Bedarf auch als Leihgeräte zur Verfügung stellen.
An den Grundschulen läuft der Unterricht naturgemäß noch überwiegend analog ab. Die Kinder erhalten Materialpakete, die sie entweder abholen oder die ihnen zugestellt werden, um sie anschließend zu Hause zu bearbeiten. Allerdings nutzen die Grundschulen auch School Fox, eine Schul-Messenger-App, die den „direkten Draht“ von der Schule zu Eltern und Schülern erleichtert und etwa auch für die Übermittlung von Aufgaben oder Video-Konferenzen genutzt werden kann. Eine Lernplattform sei dies jedoch nicht, betont Walter.
Entscheidung erwartet
Allerdings würde sich auch Bertram Walter freuen, wenn die Schulen wieder öffnen dürften. Mit einer Entscheidung ist nach seinen Angaben noch für diese Woche zu rechnen. „Wir sind froh, wenn’s wieder richtig losgeht“, so der Moscherosch-Rektor. „Präsenzunterricht ist durch nichts zu ersetzen.“