Ortenau-Klinikum Kehl: Protest gegen Aus für Chemotherapie
Sigrid Thoron aus Kehl hat am Mittwoch nahezu 1500 Unterschriften an den Ärztlichen Direktor Stefan Hambrecht und Verwaltungsdirektor Günther Krause vom Ortenau-Klinikum Kehl übergeben. Die Unterzeichner protestieren gegen den Wegfall eines Teils der ambulanten, intravenösen Chemotherapie am Krankenhaus.
»Da ich kein Auto habe, müsste ich mit dem Zug und der S-Bahn nach Offenburg fahren. Ich bräuchte Stunden nach Offenburg. Ich kenne die Ärzte dort nicht und die kennen mich nicht. Ich müsste den Ärzten in Offenburg wieder meine Geschichte erzählen. Das würde mich sehr belasten«, sagt Sigrid Thoron. So wie der Kehlerin könnte es ab Ende Juli noch rund 30 weiteren Patienten des Kehler Krankenhauses gehen. Denn ein Teil der ambulanten, intravenösen Chemotherapie wird mit Ablauf einer Frist am Ende des Monats am Kehler Klinikum nicht mehr möglich sein. Betroffen ist die Magen-Darm-Tumor-Gruppe. Sigrid Thoron hat in Kehl eine unterstützende ambulante Behandlung erfahren, hier, in einem vertrauten Umfeld und in einer sehr schweren Lebenssituation.
Behandlung in Offenburger Praxis
Künftig sollen die betroffenen Kehler Patienten schwerpunktmäßig in einer Offenburger Arztpraxis behandelt werden (die Kehler Zeitung berichtete am 7. April), nur eine erste Therapie soll noch in Kehl stattfinden. Für viele Patienten, die sich bei einer Chemo mitunter »hundeelend« fühlen, eine zusätzliche Belastung in ihrer schwierigen Situation zwischen Leben und Tod.
»Ein Verlust an Lebensqualität für die Betroffenen«, sagt auch Stefan Hambrecht, Ärztlicher Direktor am Ortenau-Klinikum Kehl. »Für die Patienten ist es ärgerlich. Wir hätten es uns vorstellen können, das fortzuführen.« Aber die Krankenhaus-Leitung ist machtlos: Denn Grund für den Wegfall ist das Auslaufen einer Genehmigung für die ambulante Chemotherapie der Magen-Darm-Tumor-Patienten am Klinikum. Seit 2012 ist für diese Patienten dort eine solche Therapie möglich. Zunächst galt die Genehmigung unbefristet, doch nach einer Änderung der gesetzlichen Grundlage gibt es inzwischen eine Befristung, die gegen Ende des Monats ausläuft. Für eine neue Genehmigung müssten allerdings gewisse Voraussetzungen erfüllt sein, wie Klinikum-Verwaltungsdirektor Günther Krause erklärt, unter anderem müssten bestimmte Fallzahlen erreicht werden: »Die Mindestzahlen erfüllen wir bei weitem nicht«, sagt er.
Hambrecht weist darauf hin, dass die Hauptaufgabe eines Krankenhauses ja die stationäre Behandlung sei, während für die ambulante Behandlung überwiegend die Fachärzte vor Ort zuständig seien. Zudem falle jetzt etwas weg, was 2012 dazugekommen sei, was sich jedoch erfolgreich entwickelt habe. Deshalb bezeichnet er es auch als »schade«, dass die aufgebaute, »funktionsfähige Struktur« in Kehl zukünftig nicht mehr möglich ist. Doch der Gesetzgeber schreibe nun mal eine Kooperation mit einer Arztpraxis vor. Die Zusammenarbeit zwischen Offenburg und Kehl, so deuten die Verantwortlichen an, könnte mit der Zeit ja eventuell intensiviert werden.
Danke an die Unterstützer
Sigrid Thoron hofft jedenfalls auf die Macht der vielen Unterschriften. Wenn sich alle Beteiligten jetzt noch einmal überlegen würden, ob es nicht noch eine andere, bessere Lösungen für die Betroffenen gibt, hat sie aus ihrer Sicht schon etwas erreicht. Ihr ist auch wichtig, Danke zu sagen: Danke an alle Unterstützer und vor allem an ihre Kinder, die ihr beim Unterschriften sammeln geholfen haben.