Physiotherapieschule Willstätt stellt Campus-Pläne vor
Die Physiotherapieschule Ortenau (PSO) hat am Mittwoch ihre Pläne für ihren PSO-Campus in der Willstätter Ortsmitte im Gemeinderat vorgestellt. Dabei setzt die PSO auch auf ein innovatives Mobilitätskonzept.
Im November 2015 hatte der Gemeinderat beschlossen, die beiden alten Rathäuser, die alte Turnhalle, das alte Feuerwehrhaus und ihren Miteigentumsanteil an der alten Schule in der Schulstraße mit Wirkung vom 1. Februar 2016 an die staatlich anerkannte Physiotherapieschule Ortenau für 1,4 Millionen Euro zu verkaufen. Schon seit längerem hatte die Fachschule, die ihren Verwaltungssitz in Eckartsweier hat, geplant, ihre wichtigsten Räume und Gebäude zu einem kleinen Campus in der Willstätter Ortsmitte zusammenzufassen. Diese sind bislang über die gesamte Gemeinde Willstätt verteilt – was nicht nur lange Wege bedeutet, sondern auch für die Integration der Studenten ins Alltagsleben der Gemeinde eher suboptimal ist. Zudem sind die vorhandenen Gebäude wenig repräsentativ.
Nun, nachdem die Gemeindeverwaltung in die Alte Mühle umgezogen ist und die Gebäude somit von der Gemeinde nicht mehr gebraucht werden, kann sich die Fachschule daran machen, diese Idee zu verwirklichen. Mit der Umsetzung hat die Schule das Architektenbüro Müller & Huber aus Oberkirch beauftragt.
80 Prozent der Schüler kommen aus Frankreich
Schulleiter Philippe Zwiebel und Planer Matthias Stippich erläuterten das Konzept am Mittwoch im Gemeinderat. Fast noch wichtiger als die Frage, was mit den Gebäuden passiert, war dabei die Frage, wie man die zu erwartenden Verkehrsprobleme löst. Immerhin hat die Schule derzeit über 540 Schüler, davon knapp 100 an der Sprachschule – und fast 80 Prozent von ihnen kommen aus Frankreich, und zwar in der Regel mit dem Auto. Doch Parkplätze im Willstätter Ortskern sind rar gesät – und schon jetzt geht den Anwohnern im Ortskern die »wilde Parkerei« gehörig auf den Keks (wir berichteten).
Schule will Fahrräder für Studenten anschaffen
Um dieses Problem zu lösen, haben sich die Verantwortlichen ein ebenso innovatives wie pfiffiges Konzept einfallen lassen: Die Schule plant nämlich, für die Studenten Fahrräder anzuschaffen. Zwiebel rechnet mit einem Bedarf von bis zu 200 Stück, die dann auch im »Corporate Design« der Schule lackiert und somit als Eigentum der PSO erkennbar sind. Der Clou dabei: In die Rahmen der Fahrräder wird ein Chip eingebaut, der die Bewegung der Fahrräder aufzeichnet. Für jeden gefahrenen Fahrrad-Kilometer erhalten die Studenten ein Guthaben, das eingelöst werden kann – etwa in Form eines Rabatts aufs Schulgeld oder als Einkaufsgutschein für die Anschaffung von Lehrmaterialien. Man sei mit mehreren Spezialanbietern solcher Fahrradlösungen in Kontakt und habe sie aufgefordert, Angebote abzugeben, so Zwiebel. Rückmeldungen indes gibt es noch nicht.
Studenten sollen in der Sessichstraße parken
Die Autos selbst sollen raus aus dem Ortskern. Dafür plant die Schule am Ende der Sessichstraße einen Parkplatz anzulegen. Dort sollen die Schüler, die per Auto anreisen, dann aufs Fahrrad umsatteln. Auch die Parkplätze des Industrieparks Willstätt könnte man zumindest für eine Übergangsphase nutzen, so Zwiebel.
Nur subtile Eingriffe in Gebäudesubstanz
Die Eingriffe in die Gebäudesubstanz sind eher subtiler Natur. Zwar sind sie nicht denkmalgeschützt, doch soll ihr Charakter erhalten bleiben, erläuterte Matthias Stippich. So sollen die Fenster in den Erdgeschossen bis auf Bodennähe heruntergezogen werden, um eine Art »Schaufenster-Effekt« zu erzeugen und Ein- und Ausblicke zu ermöglichen. Zudem sind dezente Dachgauben geplant. An der Rückseite des Rathauses II soll ein moderner Vorbau angedockt werden. Der Eingang zur alten Schule soll an die Seite verlegt werden. Die alte Turnhalle schließlich soll zum Aufenthalts- und Bewegungsraum und Mediathek werden. Eine Mensa ist nicht vorgesehen, so Zwiebel weiter; denkbar wäre, dass die Studenten die Mensa der nahen Moscherosch-Schule mitnutzen.
Vieles ist indes noch offen. Man sei noch in einem frühen Stadium, hieß es. Bürgermeister Marco Steffens sprach dennoch von einem »weiten Wurf« für die Ortsmitte, von dem auch die übrige Bürgerschaft profitieren werde. Und auch von den anderen Gemeinderäten gab es viel Lob für ein »gut durchdachtes Konzept«, so etwa Reinhard Jockers (CDU). Willstätts Ortsvorsteherin Gabriele Ganz indes äußerte leise Zweifel, ob das Mobilitätskonzept auch wirklich funktionieren wird. Auf jeden Fall müsse man dafür sorgen, dass die Anwohner der Schulstraße vom Parkverkehr entlastet werden.
Bauantrag könnte im Oktober eingereicht werden
Wenn alles glatt läuft, könnte der Bauantrag im Oktober eingereicht werden, so Zwiebel. Baubeginn könnte dann im Frühjahr/Sommer 2019 sein.