Protestanten feiern neues Kirchenjahr
Das Kirchenjahr beginnt am Ersten Advent. Die evangelische Kirchengemeinde Kehl hat dieses Ereignis mit einem besonderem Empfang gewürdigt. In der Christuskirche gab es am Dienstag einen Gottesdienst mit politischem Akzent.
Oberbürgermeister Toni Vetrano (CDU) hat die Einladung der evangelischen Kirchengemeinde Kehl gern angenommen. Politik und Kirche ergänzen sich, so das übergeordnete Thema. Es war ein ungewöhnlicher Abend: Der Gottesdienst mit Gebeten, Gesang und einem Posaunenchor, im Wechsel mit Redebeiträgen. Mehr miteinander sprechen, zuhören, auch wenn es schwierig ist, niemanden ausgrenzen – diese Botschaft des Vorsitzenden des Kirchengemeinderates Rainer Feseker kann auch Vetrano unterschreiben.
Als gemeinsame Themen nannte Vetrano vor den gut gefüllten Sitzreihen der Christuskirche »Schulentwicklung, frühkindliche Bildung, Ganztagsbetreuung und Sozialplanung«, nur um einige Beispiele zu nennen. Feseker ergänzte: »Wir verbinden Menschen miteinander, durch Musik, Gottesdienste, Kindertagesstätten und die Teilnahme an anderen Veranstaltungen.«
Die Stadtentwicklung gehört zu den wichtigsten gemeinsamen Aufgaben von kirchlicher und politischer Gemeinde. Darin sind sich Vetrano und Feseker einig. »Zur Stadtentwicklung gehört die soziale Balance«, betonte Vetrano. »Eine Stadt kann sich nur positiv und zukunftsweisend entwickeln, wenn die soziale Balance gewahrt wird.« Feseker meinte, man müsse nicht nur mit Vernunft überzeugen. Es sei wichtig, »auch die Herzen der Menschen zu erreichen, damit sie Entscheidungen auch mittragen, und nicht nur von oben herab verordnet bekommen«.
Als verbindende Elemente zwischen Kirche und Politik nannte Vetrano den Glauben. »Suchet der Stadt Bestes« – dieser Satz der Luther Bibel »ist 2500 Jahre alt und doch so aktuell.« Vetrano hat seine Rede dazu genutzt, auch seine persönliche Überzeugung auszusprechen. »Was treibt mich in der Politik an? Das Bewusstsein für verantwortliches Handeln. Und das Wissen, dass wir von Gott, dem Schöpfer unserer Welt, beauftragt sind, das Beste der Stadt zu suchen.«
Die evangelische Pfarrerin aus Straßburg Roos Van de Keere hat die gemeinsame Arbeit der badischen Landeskirche und der elsässischen Kirche vorgestellt. Sie sei stolz darauf, dass erstmals die beiden evangelischen Kirchen eine gemeinsame pastorale Arbeit ins Leben gerufen hätten, sagte die aus Belgien stammende Pfarrerin.
Neuer Stadtteil
Direkt an der Grenze zwischen Kehl und Straßburg entsteht im Rheinhafen-Viertel, dem Quartier »Port du Rhin«, ein neuer Stadtteil, in dem rund 20 000 Menschen leben. Viele von ihnen sind sozial benachteiligt und leben in Armut. Mittelpunkt der kirchlichen Arbeit ist die »Chapelle de la rencontre« (Kapelle der Begegnung).
Der Abend in der Christuskirche endete mit einem geselligen Umtrunk im angrenzenden Gemeindesaal. Das Motto dazu hat Bezirkskantorin Carola Maute ausgegeben: »Sekt und Wein trinkt mit Behagen, denn sie wärmen Geist und Magen.«