Kehl

Raus aus dem Steinzeit-Modus

Nina Saam
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12. October 2023
Veranstalter war der Arbeitskreis „Tag der seelischen Gesundheit“, der von der AOK, dem Diakonischen Werk Kehl und der Diakonie Kork, der Informations-, Beratungs- und Beschwerdestelle (IBB), der Reha-Gesellschaft zur Förderung psychisch Kranker und dem Sozialpsychiatrischen Dienst des Ortenaukreises gebildet wird. Zweiter von links: Der Referent Dr. Gunnar Panskus von der Klinik an der Lindenhöhe, rechts vor ihm „Hausherrin“ Gabriele Gröger, Leiterin der Kehler Dienststelle des Diakonischen Werks.

Veranstalter war der Arbeitskreis „Tag der seelischen Gesundheit“, der von der AOK, dem Diakonischen Werk Kehl und der Diakonie Kork, der Informations-, Beratungs- und Beschwerdestelle (IBB), der Reha-Gesellschaft zur Förderung psychisch Kranker und dem Sozialpsychiatrischen Dienst des Ortenaukreises gebildet wird. Zweiter von links: Der Referent Dr. Gunnar Panskus von der Klinik an der Lindenhöhe, rechts vor ihm „Hausherrin“ Gabriele Gröger, Leiterin der Kehler Dienststelle des Diakonischen Werks. ©Nina Saam

Krisen schüren Ängste – oder ist es vor allem der Begriff der Krise, der Angst macht? Der Psychiater Gunnar Panskus hielt in Kehl einen Vortrag zum Thema Angststörungen.

1992 wurde der internationale Aktionstag "World Mental Health Day" ins Leben gerufen. Er soll auf die psychische Gesundheit des Menschen aufmerksam machen und findet jedes Jahr am 10. Oktober unter einem bestimmten Motto statt. In diesem Jahr liegt der Fokus auf Ängsten und Angststörungen in Krisenzeiten. Der Kehler Arbeitskreis „Tag der seelischen Gesundheit“ hatte dazu am Dienstag in die Tagesstätte Zebra zum Vortrag „Wenn Angst krank macht“, von Dr. Gunnar Panskus, Oberarzt an der Klinik an der Lindenhöhe, geladen.

Zunächst sei Angst eine Grundemotion, die den Körper bei empfundener Gefahr unmittelbar in einen „Autopilot-Modus“ schalten lässt: Flucht, Verteidigung oder Totstellen. Was in der Steinzeit überlebenswichtig war, ist in der heutigen Zeit oft nicht mehr angemessen, denn es ist nicht mehr der durchs Unterholz streifende Säbelzahntiger, der das Adrenalin ansteigen lässt, sondern der verspätete Vorortzug oder Stress mit dem Chef: „In unserem Alltag können solche Ängste eine destruktive Wirkung entfalten, wenn man damit nicht umgehen kann“, so Panskus.

Das gelte vor allem in einer Zeit, in der sich alles zu einer „Krise“ auswachse: Coronakrise, Ukrainekrise, Migrationskrise, Klimakrise. „Dieser polarisierende und dramatisierende Begriff allein ruft schon das Gefühl einer Bedrohung hervor, einer Zuspitzung, die einer schnellen Lösung bedarf“, so der Psychiater. Durch die Unsicherheit und das Angstgefühl stehe der Körper ständig unter Anspannung und Stress. „Wenn wir akzeptieren, dass es sich nicht um Krisen, sondern um langfristige Herausforderungen handelt, und vom Steinzeit-Sprinter-Modus in den Langstreckenmodus wechseln, ist das viel gesünder.“

Problemverschärfend sei der permanente Medienkonsum. Wer bewusst mal das Handy weglege oder den Fernseher ausschalte, erlebe ein Gefühl der Selbstwirksamkeit. Um sich zu entstressen, sollte man mit Bedacht auswählen, wie viel man sich zumuten möchte. „Für seelisch belastete Menschen kann es hilfreich sein, Nachrichten für Kinder oder in leichter Sprache anzuschauen“, empfahl der Mediziner. Auch solle der Fokus auf relevante Nachrichten gelenkt werden – nicht jedes zur „Krise“ hochgejazzte Ereignis betreffe einen persönlich.

Erstrebenswert sei es, den Steinzeit-Autopilot in Situationen ausschalten zu können, in denen er unpassend ist, und die eigenen Gefühle und Gedanken bewusst wahrzunehmen: „Achtsamkeit ist das Gegenteil von Autopilot“, so Panskus. Auch sei es wichtig, positive Nachrichten wahrzunehmen: „Aus dem, was gut läuft, können wir lernen, besser mit den Herausforderungen umzugehen.“

Stichwort

Corona und Angststörungen

Psychische Erkrankungen stehen in Deutschland an vierter Stelle der lebensbeeinträchtigenden Erkrankungen. Rund ein Viertel aller Erwachsenen sind von psychischen Krankheiten betroffen. 15 Prozent davon haben Angststörungen, etwa zehn Prozent leiden an Depressionen. Zu Beginn der Coronapandemie hätten die Angststörungen stark zugenommen, junge Menschen hätten dabei mehr Ängste entwickelt als ältere, sagte Gunnar Panskus. Die Kurve habe sich aber im Verlauf der Pandemie wieder abgeflacht. Ob die Corona-Zeit insgesamt zu einer Zunahme psychischer Erkrankungen geführt habe, lasse sich noch nicht sagen, so der Mediziner. Zuverlässige Erkenntnisse seien erst in ein oder zwei Jahren zu erwarten.  

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