Kehl

Helmut-Kohl-Brücke: Straßburg will, Kehl geht's zu schnell

Martin Egg, Florian Würth
Lesezeit 4 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
27. Juni 2017
Mehr zum Thema

Die Passerelle des Deux Rives wurde vom Architekten Marc Mimram entworfen. ©Martin Egg

Wird die Passerelle des Deux Rives bald den Namen Helmut Kohls tragen? Während das Kehler Rathaus zu dem Vorschlag schweigt, kritisieren Mitglieder des Gemeinderats das Gebaren Straßburgs.

Helmut Kohl, dem »großen Europäer«, soll im deutsch-französischen Grenzgebiet ein Denkmal gesetzt werden: Die Ankündigung des Straßburger Oberbürgermeisters Roland Ries (Parti Socialiste), zu Ehren des verstorbenen deutschen CDU-Altkanzlers die »Passerelle des Deux Rives« mit dem Zusatz »Helmut Kohl« versehen zu wollen, war nach Bekanntwerden der Nachricht in der vergangenen Woche eingeschlagen wie eine Bombe. Insbesondere seit sich am Montag auch der Straßburger Stadtrat einstimmig für eine Umbenennung ausgesprochen hatte, reißt auf der Facebook-Seite der Kehler Zeitung die Diskussion nicht ab. 

 

Informationen französischer Medien zufolge soll die Taufe der Brücke auf den neuen Namen am Samstag unter großem politischem Aufgebot vonstatten gehen: An diesem Tag findet in Straßburg ein Europäischer Trauerakt für den Alt-Kanzler statt, zu dem neben Bundeskanzlerin Angela Merkel (62) und Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron (39) auch der 42. Präsident der Vereinigten Staaten, der Demokrat Bill Clinton (70), erwartet wird. Einziger Haken: Rein formal muss der Kehler Gemeinderat einer Namensänderung der im Zuge der grenzüberschreitenden Landesgartenschau 2004 gebauten Brücke zustimmen.

Kehls Oberbürgermeister Toni Vetrano (CDU) ließ am Montag über seine Pressestelle jedoch ausrichten, eine Abstimmung nicht auf den Tagesordnung der heute Abend stattfindenden Gemeinderatssitzung zu nehmen, sondern das Thema lediglich unter dem Punkt »Verschiedenes« anzusprechen. Weiter – die Kehler Zeitung berichtete gestern – wollte sich die Stadtverwaltung zum Vorpreschen Straßburgs nicht äußern.

- Anzeige -

Während sich Wolfgang Maelger (Grüne/Frauen/Jugend) heute gegenüber der Kehler Zeitung mit Rücksicht auf die noch kommende Aussprache im Gremium und auf Bitte des OB noch nicht zum Thema äußern wollte, bezogen andere Sprecher und Mitglieder der Gemeinderatsfraktionen vorab Stellung zur Causa »Kohl-Passerelle«: Richard Schüler (CDU) gab an, am Samstag am Rande der Trauerfeier für den ebenfalls jüngst verstorbenen Kehler Alt-OB Detlev Prößdorf von der Nachricht aus Straßburg überrascht worden zu sein. 

Rat soll entscheiden 

»Ohne Beteiligung des Gemeinderats halte ich diesen Weg nicht für richtig«, kritisierte Schüler die Kommunalpolitik der Elsass-Metropole: »Die hatten ja offensichtlich Merkel und Macron schon darüber informiert, dass man auf die Passerelle gehen kann, um dort dieses neue Namensschild zu enthüllen.« Gegenüber der Kehler Zeitung drängte Schüler darauf, die Abstimmung über eine Namensänderung doch noch auf die Tagesordnung des Gemeinderats zu setzen, »wenn nicht, werde ich das Thema ansprechen«. Schüler kündigte an, in diesem Fall für die Brückenumbenennung zu votieren, obwohl er die Verfahrensweise kritisiere. »Wenn das der Wunsch der Straßburger ist, werden wir uns doch diesem Wunsch nicht verschließen – allein der Symbolträchtigkeit wegen.«

SPD-Fraktionssprecher Werner Müll bewertete heute die Initiative der Straßburger als »überraschend unabgestimmt«. Er erfuhr davon aus der Zeitung. Man sollte jetzt wegen dieser Sache keinen Unfrieden provozieren, trotzdem findet Müll das Verfahren »bescheiden«. Der »Anstand hätte es geboten, dass man das zunächst gemeinsam auslotet«, meint er, zumal gerade die Franzosen bei solchen Entscheidungen als sehr empfindlich bekannt seien. Vielleicht gebe es von französischer Seite einen »Bedarf an großen Gesten«. 

Die Idee, Helmut Kohl als Namensgeber für die Passerelle zu nehmen, findet Müll allenfalls im Zusammenhang mit der europäischen Symbolik einleuchtend, die vor allem mit Straßburg verbunden ist. Kohl sei »unzweifelhaft ein großer europäischer Staatsmann gewesen«, sagte SPD-Mann Müll. Für die Stadt Kehl habe Kohl jedoch keine entsprechende Bedeutung. 

Jörg Schwing, Gemeinderat der Freien Wähler, sagte, man sei von der Entscheidung des Straßburger Gemeinderats »überrollt« worden: »Wir werden vor vollendete Tatsachen gestellt.« Erfahren habe er davon durch eine interne Rundmail der Kehler Verwaltung am Montagnachmittag. Da hatte es die Kehler Zeitung ebenfalls schon auf ihrer Facebook-Seite vermeldet. Schwing ist von der Wahl des neuen Namens »nicht voll überzeugt«, geht aber davon aus, dass der Kehler Gemeinderat jetzt keine andere Möglichkeit habe, als der Sache zuzustimmen. Gleichzeitig versucht Schwing, einen versöhnlichen Ton anzustimmen: »Wir haben ganz andere Probleme in Kehl.«

Mehr zum Thema

Weitere Artikel aus der Kategorie: Kehl

Gerd Birsner
vor 5 Stunden
Kehl
Unser Kolumnist De Birsnergerd macht so so sinne Gedanken über den elften Monat im Jahr.
Mit „Fantasie in cis-Moll“ brillierte der erst 14-jährige Samuel Riebs als Solo-Künstler am Samstagabend.
vor 8 Stunden
Kehl - Kork
Nach der coronabedingten Pause meldete sich das Harmonika-Orchester Jockers am Wochenende mit den Musiktagen in Kork zurück. Während am Samstag die Großen brillierten, begeisterte am Sonntag der Nachwuchs die Zuhörer.
Bianca Huth (v.l.) von der Wirtschaftsförderung, Erik Sander, Konrektor der Tulla-Realschule und Fiona Härtel, Geschäftsführerin der Stadtmarketing- und Wirtschaftsförderungs-GmbH, wollen mit der Aktion die Schüler dort abholen, wo sie sind – an der Schule.
vor 11 Stunden
Kehl
„Immer wieder donnerstags“: Neues Format der Wirtschaftsförderung bringt Schüler und Betriebe an einen Tisch und zeigt Ausbildungsmöglichkeiten auf.
vor 14 Stunden
Meißner GmbH erhält Investitionszuschuss
Ab sofort dürfen sich landesweit vierzehn weitere Firmen mit dem Label „Spitze auf dem Land“ schmücken und erhalten aus dem gleichnamigen Landesförderprogramm einen Investitionszuschuss. Unter den Firmen ist Meißner Meißner GmbH Toranlagen aus Auenheim.
Alle Hände voll zu tun haben die Autowerkstätten in Kehl, denn der Winterreifen- oder Räderwechsel steht an. In der Kfz-Werkstatt Reifen Dinser zeigt KfZ-Mechatroniker und Reifenmonteur Manuel Wachter, wie neue Winterreifen aufgezogen werden. Der Trend geht aber auch bei Dinser immer mehr zu Allwetter- bzw. Ganzjahresreifen.
vor 14 Stunden
Bereifung
Obwohl am Rhein noch kein Schnee gefallen ist, haben die Werkstätten in Kehl schon alle Hände voll zu tun und montieren fleißig Winter-, aber auch verstärkt Allwetterreifen auf die Autos.
Deutschland ist vielleicht nicht das schönste Land der Welt - aber auf jeden Fall das lustigste: Comedian Serhat Dogan in Aktion im "Mühlen-Café" Willstätt.⇒Foto: Günter Ferber
vor 17 Stunden
Willstätt
Kabarettist und Comedian Serhat Dogan war am Freitag und Samstag mit seinem Kabarett und Programm „Glücklicher Türke aus Bodenhaltung“ im „Mühlen-Café“ in Willstätt zu Gast.
Beförderungen bei der Abteilung Legelshurst der Feuerwehr Willstätt: Abteilungskommandant Tobias Hirsch (3. von links), sein Vize Markus Jockers (ganz links), Ortsvorsteher Peter Scheffel (2. von links), die neuen Feuerwehrmänner Tomas Lorenz und Heiko Hertrich, die neuen Oberfeuerwehrmänner Simon Arbogast und Lukas Herrel, Sven Buser, der stellvertretende Kommandant der Willstätter Gesamtwehr (2.von re.) und Bürgermeister Christian Huber (ganz rechts).
vor 20 Stunden
Willstätt - Legelshurst
Die Chemie in der Feuerwehr-Abteilung Legelshurst stimmt, und alle ziehen prima mit. Dies zeigte sich bei der Hauptversammlung am Samstag. 15 Einsätze galt es zu bewältigen.
Die deutsche Botschafterin Heike Thiele überreichte Joachim Halm die Auszeichnung.
27.11.2023
Kehl
Der Willstätter Joachim Halm, Mitglied bei KFV, erhielt für sein grenzüberschreitendes sportliches Engagement den deutsch-französischen Freundschaftspreis.
Shelly Phillips und Yannick Ansohn, beides Absolventen der Mannheimer Popakademie, berührten mit sehr authentischen Songs.
27.11.2023
Gegen Gewalt an Frauen
Mit einem sehr beeindruckenden und anrührenden Abend endete der Kehler Aktionsmonat gegen Gewalt an Frauen und Mädchen am Samstag im Kulturhaus.
Gaben ein Konzert voller Liebe im Kehler Kulturhaus (v.l.): Gitarrist Julien Pacewskie, Sänger, Trompete und Gitarrist Alexander Liebe, Schlagzeuger Pascal Haas und Bassist Alexander Brennscheidt.
27.11.2023
Kehl
Der Singer-Songwriter Alexander Liebe gastierte am Freitag mit seiner dreiköpfigen Band im Kehler Kulturhaus und begeisterte mit Indie Pop-Sounds und nachdenklichen Texten.
Noch dienen in der Kehler Pfarrgasse hässliche Betonblöcke der Verkehrsberuhigung. Werden sie bald durch mobiles Grün ersetzt? 
27.11.2023
Stadtentwicklung
Provisorische Innenstadtverschönerung mittels Begrünungscontainer: Was das Rathaus gegen zu viel Grau in der City unternehmen will.
Das Pionierdenkmal im Rosengarten ist SPD-Stadtrat Markus Sansa ein Dorn im Auge. 
27.11.2023
Innenstadt
Die Stadt Kehl will ihren Park im Schatten der Nepomukkirche herrichten. Ein Accessoire der Grünanlage sorgte im Gemeinderat für Unmut.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Das Stadtquartier Rée Carré bietet viele verschiedene Aktionen in der Adventszeit an.
    25.11.2023
    Offenburg: Aktionen und Events im Stadtquartier
    In der Adventszeit pflegt das Rée Carré lieb gewonnene Traditionen. Das Stadtquartier erstrahlt im Lichterglanz und bietet neben Glühwein und den vertrauten vorweihnachtlichen Düften ganz besondere Events, um die besinnliche Zeit zu begehen.
  • Petro Müller, Inhaber des Autohauses Baral in Lahr (rechts), und sein Sohn Gerrit suchen noch einen Mechatroniker, um das Team zu verstärken. 
    21.11.2023
    Im Suzuki-Autohaus Baral wächst die nächste Generation heran
    Das Suzuki-Autohaus Baral in Lahr hat sich auf Kleinwagen – neu und gebraucht - spezialisiert. Inhaber Petro Müller und sein Team setzen auf Beratung und Meisterservice in der Werkstatt.
  • Sie halten die Tradition des Bierbrauens hoch im Brauwerk (von links): Der neue Betriebsleiter und Braumeister Martin Schmitt, Geschäftsführer Oliver Braun, Ulrich Nauhauser, der ausgeschiedene Betriebsleiter und Braumeister, sowie Rick Pfeffer, der neue Braumeister.
    21.11.2023
    Brauwerk Baden: Immer am Puls der Zeit
    Die alte und neue Generation der Braumeister des Brauwerks Baden bieten den Kunden neben traditioneller Braukunst auch nachhaltige Ideen und neue Trends.
  • Marc Karkossa, Peter Sutter und Luis Weber (von links) haben das Start-Up Dyno aus der Taufe gehoben. 
    20.11.2023
    Offenburger Start-Up startet Großoffensive in Offenburg
    Mehr Geld im Alter: Das Offenburger Unternehmen "Dyno" will Arbeitnehmern Gutes tun. Die Mission des Start-ups: "Dyno rettet die Rente!"