Autohaus schließt: Riverside Kustomz zieht zu Opel-Römer
Ein Kletterturm und Kanu-Touren direkt vor der Haustür: Markus Sansas Verein »Riverside Kustomz« will sein Angebot erweitern. Damit einher gehen auch eine Namensänderung und ein Umzug.
»Riverside Kustomz« firmiert künftig unter »Riverside Ortenau«. Aber nicht nur der Name des Vereins, der schulmüden Jugendlichen und jugendlichen Langzeitarbeitslosen auf die Sprünge hilft, ändert sich: Derzeit sind der Vorsitzende Markus Sansa und seine Mitarbeiter mit dem Umzug beschäftigt: Von der Robert-Koch-Straße aus, wo der 2007 gegründete Verein seit 2009 beheimatet ist, geht es etwa 150 Meter weiter Richtung Westen: in die Geschäftsräume des Autohauses Römer. Weil die Miete nach eigener Aussage wesentlich geringer ist und er dort auch viel mehr Platz zur Verfügung hat.
Nach 20 Jahren gibt dort Harald Römer, bis vor Kurzem noch Obermeister der Kfz-Innung, seine Opel-Vertretung auf. Nicht allein aufgrund seines Alters, wie der 64-Jährige der Kehler Zeitung mitteilt – vor allem aufgrund wirtschaftlichen Drucks durch den Internet-Handel und die neuen Corporate-Identity-Vorschriften seitens Opel. Die, sagt Römer, hätten ihn zu einem 64 000 Euro teuren Umbau seiner Geschäftsräume gezwungen – Geld, das er nicht mehr in die Hand nehmen wollte. Seine Kundschaft wolle er aber auch nach der Schließung weiter betreuen, sagt Römer. Daheim in der Fort-Kirchbach-Straße will er eine Hebebühne installieren, um sich bis zu 450 Euro zur Rente hinzuzuverdienen.
Neue Jobs gefunden
Rentner ist Römer bereits seit dem 1. Dezember. Der scheidende Autohaus-Chef freut sich, dass all seine bisherigen Angestellten, zu denen auch die eigene Tochter zählte, bereits eine neue Arbeit gefunden hätten. Bis Weihnachten kümmert sich Harald Römer lediglich noch um die Räumung seines Geschäfts. Denn nicht nur besenrein muss es sein, wenn Markus Sansa zum 2. Januar die Schlüssel überreicht bekommt; viel Arbeit kostet es vor allem, das große Teile-Regallager im Werkstattbereich abzubauen, um Platz zu schaffen für die künftigen Aktivitäten des gemeinnützigen Vereins. Denn Markus Sansa hat einiges vor.
Der 50-Jährige will seinen bislang mit Fahrzeugrestaurationen befassten Verein, ein anerkannter freier Träger der Jugendhilfe, Bildungsträger und Ausbildungsbetrieb, künftig breiter aufstellen und die erlebnispädagogischen Anteile der Arbeit vergrößern – schon deshalb die Namensänderung. Sansas Vision ist die Errichtung einer in Kehl einzigartigen Outdoor-Kletterwand. Er sei derzeit dabei, Vorgespräche mit potenziellen Investoren zu führen, sagt der Sozialarbeiter, der im Rahmen seiner Ausbildung zum Jugend- und Heimerzieher in Gengenbach bereits einen Hochseilgarten angelegt hatte. Sansa verfolgt noch eine weitere Idee: Er möchte gern den Wasserlauf im Westen des künftigen Vereinsgeländes für Kanu-Touren bis nach Rheinau nutzen. »Die Lage hier ist perfekt für unser Projekt«, kommt der Mann ins Schwärmen.
Engpass überwunden
»Riverside Kustomz« war jüngst in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Als Grund nennt Sansa weniger erwirtschaftetes Geld durch einen Krankheitsfall in der Werkstatt. Dieser Engpass sei aber beseitigt. Am Mittwoch vergangener Woche genehmigte der Kehler Gemeinderat außerdem vorbehaltlich des Doppelhaushaltsbeschlusses die Förderung des Projekts »Zurück in die Zukunft« in den kommenden zwei Jahre mit jeweils 36 000 Euro. Ziel dieses Projekts, über das die Kehler Zeitung bereits berichtete, ist es, schulmüden Jugendlichen eine »Auszeit« zu ermöglichen: Klassischer Schulunterricht wechselt sich mit Werkstattarbeit sowie Sport- und Freizeitangeboten ab. Während der Zeit des Vereinsumzugs werden die Projektteilnehmer in einem im Haus der Jugend eingerichteten Klassenraum unterrichtet.