Rudolf Mahni und Carsten Klomp in der Friedenskirche
Die Musica-Sacra-Konzertreihe 2017 in Kehler Kirchen hat am Sonntag mit einer virtuosen Musikstunde der Künstler Rudolf Mahni, Trompete, und Carsten Klomp, Orgel, begonnen. Sie begeisterten ihre Zuhörer in der Friedenskirche.
Das Neujahrskonzert am Sonntag in der Friedenskirche war sehr farbig und unterhaltsam. Es vermittelte bewegende musikalische Inhalte. Rudolf Mahni, Trompete, und Kirchenmusikdirektor Carsten Klomp, Orgel, hatten ein sehr vielseitiges Programm zusammengestellt. Sie musizierten auserlesene Werke in einer Lebendigkeit und technischen Virtuosität.
Das Konzert begann mit dem Concerto D-Dur für Trompete und Orgel vom englischen Komponisten Charles Avison (1710-1770). Das Stück hatte zunächst Ouvertüren-Charakter, schlug dann liebliche Töne an und endete in einem schnellen, durchsichtig leichten Satz. Die hohe Trompete strahlte bestimmenden Glanz aus, die Orgel spendete durchsichtig glitzerndes Tonbeiwerk.
Bei der Cembalokomposition »Italienisches Konzert« von Johann Sebastian Bach konnte Klomp seine virtuose Orgelspieltechnik zeigen. Er hatte das Werk für die Orgel umgeschrieben. Mit Georg Böhms »Gelobet seist du Jesus Christ« kehrte die Musik wieder zum kontrapunktischen Stil mit vielen Verzierungen zurück. Mahni gestaltete die Melodie mit tragend weichem Ton, während die Orgel dazu eine geradezu bizarr wirkende Begleitung spielte.
Das kleine, klangvolle Choralvorspiel über dasselbe Lied, das Bach im Trio-Stil für Orgel verfasst hatte, wirkte demgegenüber sehr zurückgenommen und andächtig. In seiner »Sonata seconda« pflegt Giovanni Buonaventura Viviani einen galanten, heiteren Stil. Die fünf kurzen, abwechslungsreichen Sätze leiteten gut zu den Flötenuhrstücken über.
Über die Flötenuhren
Kleine Orgeln in Uhren einzubauen, ist ein kostspieliger Geck. Die walzengetriebenen Werke sind technisch zu bewundern, musikalisch aber sehr beschränkt. Dennoch haben viele Komponisten für Flötenuhren komponiert. Bei »Vier Stücke für Flötenuhr« von Joseph Haydn, auf der großen Kirchenorgel gespielt, huschten die hohlen Flöten kurios über die hohen Oktaven.
Mit den »Trois Pièces: Choer de Vox humaines – Communion – Pastorale« des Pariser Organisten Louis James Alfred Lefébure-Wély stand wieder »bodenständige« Musik auf dem Programm. Eine neue Welt tat sich auf. Die tiefe Trompete, die ausgeweiteten Harmonien, die melancholisch sehnsüchtigen Melodien und die dynamischen Klangabstufungen kennzeichneten den romantischen Stil.
Nach dieser voluminösen Musik wirkte das kleine Stück »Noël des bergers«, Variationen über ein französisches Weihnachtslied, sehr duftig. Das Flügelhorn erklang, die Trompete wurde mit Dämpfer gespielt, und die Orgel begleitete locker in schweifenden Harmonien und bordunartigen Ostinatos.
»Thème et Variations« (aus »Hommage a Frescobaldi«) von Jean Langlais schlug die elementare Brücke ins klassische 20. Jahrhundert. In diesem monumentalen Werk kam die schmucke Vier-Orgel in vielseitigen Schattierungen voll zum Klingen. Das Werk begann mit kräftigem Zungenklängen, spielte dann mit Flöten- und Aliquot-Registern und endete schließlich im kräftigen Tutti.
Am Ende begeisterte Klomps Komposition »Variationen über ein französisches Weihnachtslied«. Das Werk war groß angelegt: Verschiedene Trompeten kamen mit und ohne Dämpfer zum Einsatz, die Orgel erklang als Akkord- und Rhythmusinstrument, als zarter Hintergrund und als tosender Orkan. Es waren Jazz-Elemente zu hören. Das Werk endete mit rauschender Klangfülle.
Das Publikum bedankte sich mit brausendem Beifall. Das Künstlerduo legte noch einen kurzen Ragtime über »Go tell in the Mountains« auf.