Rückblick auf 50 Jahre Rhein-Stadion
Heute vor 50 Jahren ist das Kehler Rhein-Stadion eröffnet worden – der Jahrhundertbau für den KFV. Seit seiner Einweihung hat das Stadion viele Großveranstaltungen erlebt, allen voran das Benefizspiel für den französischen Polizisten Daniel Nivel, der bei der WM 1998 von Hooligans schwer verletzt wurde.
KFV-Präsident Claus Haberecht muss heute noch schmunzeln, wenn er an jenen Juli-Tag des Jahres 1998 zurückdenkt, als bei ihm das Telefon klingelte. Ein hoher DFB-Funktionär meldete sich am anderen Ende der Leitung und fragte, ob der Deutsche Fußballbund im Rhein-Stadion ein Benefizspiel für Daniel Nivel ausrichten könne – mit vielen Starkickern aus Deutschland und Frankreich. Der französische Polizist Daniel Nivel war wenige Wochen zuvor bei der Fußball-WM 1998 von deutschen Hooligans fast zu Tode geprügelt worden – damals das Top-Thema in allen Medien.
»Kein Problem, sie können in Kehl spielen«, antwortete Haberecht damals wie aus der Pistole geschossen. Erst als er den Telefonhörer auflegte, sei ihm – damals gerade mal zwei Jahre als Präsident im Amt – die ganze Dimension des Spiels und damit seiner Antwort langsam bewusst geworden. »Ich hätte eigentlich erst die Stadt als Eigentümerin des Stadions um Erlaubnis fragen müssen«, sagt er schmunzelnd über seine spontane und aus heutiger Sicht vielleicht etwas zu vorschnelle Antwort.
Was Haberecht damals noch nicht wusste: Der DFB hatte als Spielort neben Kehl auch Lille, Saarbrücken und Straßburg angefragt. Weil die sich jedoch mit ihrer Antwort länger Zeit ließen, wurde Kehl zum Austragungsort eines Spiels, das längst als legendär gilt.
DFB-Tross mit Niersbach
»Zwei Tage nach dem Anruf fuhr hier ein DFB-Tross mit zehn Wagen vor – mit Wolfgang Niersbach – und machte den Spieltermin für Kehl klar«, erinnert sich Haberecht. Am 20. September 1998 trafen im Rhein-Stadion frühere Nationalspieler aus Deutschland (unter anderem Rudi Völler) und Frankreich aufeinander. Ein so großes Aufgebot an Starkickern hat die Stadt bis heute nicht mehr gesehen. Und auch am Spielfeldrand tummelte sich die Prominenz, allen voran der damals frisch gewählte Fifa-Präsident Sepp Blatter.
Für Blatter habe er, Haberecht, eigens sein Geschäftszimmer räumen müssen und es mit einem Ledersessel, Bildern und einem Teppich ausgestattet, damit sich der Weltfußball-Chef in Kehl wie zuhause fühlen konnte. Der habe sich jedoch dort nur kurz aufgehalten und die Bemerkung gemacht, dass es den Amateurvereinen in Deutschland doch gut gehen müsse, wenn sie sich sogar Ledersessel leisten können, erinnert sich Haberecht.
»Über das Spiel wurde auf allen Fernsehkanälen berichtet. Fast 50 Medienvertreter waren hier. Eurosport übertrug live, auch die Tagesschau berichtete aus Kehl«, blickt der KFV-Präsident auf das Großereignis im Rhein-Stadion zurück.
Weitere Höhepunkte
Glanzvoll eröffnet worden ist das Rhein-Stadion heute vor 50 Jahren, am 1. August 1965. Das Eröffnungsspiel zwischen Racing Strasbourg und dem VfB Stuttgart erlebten rund 12 000 Zuschauer im neuen Stadion (s. auch den Bericht auf Lokalseite 3). Bis heute ist dieses Spiel von der Zuschauerzahl her das größte Sportereignis, das in Kehl stattgefunden hat.
Doch auch weitere erstklassige Spiele wurden im Rhein-Stadion veranstaltet. So trug im August 1994 der SV Linx in Kehl sein Heimspiel in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen den FC Schalke 04 aus. Zudem fand 1986 ein Juniorenländerspiel im Stadion statt, unter anderem mit Bundesliga-Stürmer Dieter Eckstein, dessen erster Fußballverein der Kehler FV war. Hinzu kamen weitere U 18- und U 19-Länderspiele zwischen Deutschland und Frankreich in Kehl.
Und: In den Fußball-Sommerpausen nutzten und nutzen Erst- und Zweitligisten aus Deutschland und verschiedenen europäischen Ländern das Rhein-Stadion als Spielort für Testspiele. Am häufigsten vertreten waren dabei der SC Freiburg und der Karlsruher SC.