Sanja Tömmes kämpft um "ihr" Freibad
Mit einem offenen Brief mischt sich Auenheims Ortsvorsteherin Sanja Tömmes in die schwelende Bäderdebatte ein. Darin setzt sich Tömmes für den Erhalt des Auenheimer Freibads und für die Schließung des Freibades Kehl ein. Am dortigen Standort solle lieber ein ganzjährig geöffnetes Hallenbad entstehen.
Die Kehler Hallenbad-Frage ist nach wie vor ungelöst, genauso die Frage, ob sich Kehl angesichts angespannter Finanzen und defizitärer Betriebsergebnisse in Zukunft überhaupt noch drei öffentliche Schwimmeinrichtungen leisten kann und will. Auenheims Ortsvorsteherin Sanja Tömmes (Freie Wähler) setzt sich nun mit Nachdruck gegen Pläne zur Wehr, das Freibad ihrer Ortschaft einer Neukonzeption der Kehler Bäderlandschaft zu opfern. Dieses Szenario, das die Schließung des Auenheimer Freibads bei gleichzeitigem Neubau eines Ganzjahresbades am Standort des Freibads Kehl vorsieht, hatte die Stadtverwaltung am 17. Mai im Rahmen eines »Bürgerdialogs« in der Stadthalle ebenfalls zur Diskussion gestellt (die Kehler Zeitung berichtete). Bereits bei der Veranstaltung hatte Tömmes sich frühzeitig mit einem eigenen Wortbeitrag in die Debatte eingemischt, dem sie zwischenzeitlich einen an Rathaus und Gemeinderat gerichteten geharnischten Brief folgen ließ.
Die »Flickschusterei« im Bäderbereich hat die Stadt Tömmes zufolge seit 2002 mit ingesamt zwei Millionen Euro »Geld und Zeit gekostet, aber leider zu keinem Ergebnis geführt. (...) Ich war geschockt, wie viele Pläne, Vorhaben, Gutachten bisher über die Jahre erstellt wurden und letztendlich nichts davon umgesetzt wurde. Da kann ich den ein oder anderen verärgerten Bürger schon gut verstehen«, schreibt die Auenheimerin. »Der Bürger ist genervt: Andere Projekte werden realisiert (Tulla-Alt, Tram), aber für die Bäder findet man keine zukunftsfähige Lösung.«
Eine solche könnte in den Augen Tömmes folgendermaßen aussehen: Neubau eines ganzjährig geöffneten Hallenbads mit Liegewiese am Standort des jetzigen Kehler Freibads. Die verbleibende Fläche könne »sehr gut für Bauplätze veräußert werden«. Statt das ebenfalls reparaturbedürftige Kehler Freibad für viel Geld zu sanieren, schlägt Tömmes vor, den Fokus auf das Auenheimer zu richten: »Es erscheint mir unverhältnismäßig, das Freibad in Kehl für 6 Millionen Euro zu sanieren, wenn wir in Auenheim ein gut funktionierendes und schönes Freibad mit angenehmen Wassertemperaturen haben.«
Vor allem Franzosen...
Tömmes setzt sich gegen das Argument zur Wehr, ein Bad allein könne den Besucherstrom nicht fassen: »Lediglich an einigen wenigen Tagen im Jahr ist der Ansturm auf die beiden Freibäder so hoch, dass die Kapazitätsgrenze überschritten werden würde. An solchen Tagen geht im Übrigen kaum ein Kehler ins Freibad. An solchen Tagen überlassen wir unsere Bäder unseren französischen Nachbarn.«
In diesem Zusammenhang führt Tömmes gegenüber der Kehler Zeitung §1 der Bädersatzung an, dort steht: »Die Stadt Kehl unterhält ihre Bäder als öffentliche Einrichtungen für ihre Einwohner, für ihre Schulen, Kindergärten und sonstigen Einrichtungen der Jugendpflege in städtischer Trägerschaft sowie die örtlichen wassersporttreibenden Vereine und die Freiwillige Feuerwehr...« Tömmes sieht dann einen Widerspruch zur Satzung, wenn sich die Stadt wegen fünf Tagen im Jahr, an denen es in den Freibädern enger zugeht, ein zweites Bad leiste, das wegen der günstigeren Eintrittspreise besonders stark von Gästen aus Frankreich frequentiert werde.
Vorteil Auenheim?
Was die Beliebtheit bei den Besuchern und die Wirtschaftlichkeit anbelangt, sieht Tömmes »ihr« Bad gegenüber dem Kehler im Vorteil: 2016 wurden im Ortsteil 110 000 Badegäste gezählt, in der Stadt »nur« 65 000. »Schließt man das Kehler Freibad, verlieren wir vermutlich an vier oder fünf Tagen im Jahr die Eintrittsgelder, die an besonders heißen Tagen eingenommen werden.« Das seien in der Saison etwa 70 000 Euro weniger in der Kasse. Bei einem dann ebenfalls fehlenden Defizit des Kehler Freibads von 400 000 Euro wäre das laut Tömmes aber »gut zu verkraften«.
Wird Eintritt teurer?
Vor dem Bau eines möglicherweise 18 Millionen Euro teuren Ganzjahresbades in Kehl warnt Tömmes genauso wie vor der Sanierung des Kehler Hallenbaddachs: Im einen Fall könnten »Saisonkarten zu den jetzigen Preisen (...) sicherlich nicht mehr angeboten werden«, im anderen Fall bestehe die Möglichkeit, dass die Halle »nach der Sanierung wegen anderer Mängel geschlossen werden muss«.