Willstätt

Schulamt streicht 10. Klasse an Willstätter Schule

Michael Müller
Lesezeit 4 Minuten
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13. September 2018
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An der Moscherosch-Schule Willstätt wird es in diesem Jahr keine 10. Werkrealschul-Klasse geben: Die Mindestgröße von 16 Schülern ist nicht zustande gekommen. Für ihr Abschlussjahr müssen sich die Willstätter Zehntklässler nun an anderen Werkrealschulen anmelden. ©Günter Ferber

Die letzten Werkrealschüler der Moscherosch-Schule sind in heller Aufregung: Weil die Mindestzahl von 16 Schülern nun doch nicht zustande kommt, können die Zehntklässler ihren mittleren Bildungsabschluss nicht in Willstätt machen.

»Frechheit«, »Sauerei«: Nicole Gand, Elternsprecherin der Klasse 10 der Moscherosch-Schule Willstätt, ist fassungslos. Weil der Abschlussjahrgang der Werk­realschule zum neuen Schuljahr nur zwölf Schüler hat, wird sich ihre Tochter Clarissa (15) ebenso wie ihre anderen Klassenkameraden an einer anderen WRS anmelden müssen, um dort den Mittleren Abschluss machen zu können. 

Die jetzigen Zehntklässler sind der letzte Jahrgang, der noch einen Werkrealschul-Abschluss macht. Künftig wird die Moscherosch-Schule komplett Gemeinschaftsschule sein. 

Erste Warnung Ende Januar

Ende Januar erfuhren die Eltern der damaligen Neuntklässler bei einem Elternabend, dass im allerletzten Jahr der WRS möglicherweise keine 10. Klasse in Willstätt unterrichtet werden kann. Elternbeiratsvorsitzende Silke Zink wandte sich damals ans Schulamt mit der Bitte, doch in diesem Fall eine Ausnahme zu machen. »Ich darf Ihnen mitteilen, dass wir in der Prognose für das Schuljahr 2018/2019 eine 10. Klasse für den Standort Willstätt einplanen werden«, teilte die Behörde zwei Wochen später mit, um dann fortzufahren: »Sollte jedoch zum Schuljahresstart die Mindestschülerzahl von 16 nicht erreicht werden, müssen wir durch Schülerlenkung an benachbarte Schulen steuernd eingreifen.« Die Bildung einer Klasse mit weniger als 16 Schülern sei nicht möglich. »Wir wussten gar nicht, was wir davon halten sollten«, so Nicole Gand.

Die Schulleitung forderte dann im Frühjahr die Eltern der Neuntklässler auf, die Kinder, die den Mittleren Abschluss nach Klasse 10 machen wollten, verbindlich anzumelden. Ende Juni dann die erfreuliche Nachricht von der Schulleitung: Die Mindestzahl von 16 Zehntklässlern war erreicht. »Wir gehen davon aus, dass wir im kommenden Schuljahr eine 10. Klasse bilden können.«

Und so plante die Schulleitung dann auch. Auch die notwendigen Lehrer-Deputate waren zugeteilt.

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Nur 12 statt 17 Zehntklässler

Am Montag dann das böse Erwachen: Statt 17 Schüler wie angemeldet saßen zu Schuljahresbeginn nur noch 12 Schüler in den Bänken der Klasse 10 – vier weniger als nötig gewesen wären. Das Schulamt hat daher per Schreiben an die Eltern mitgeteilt, dass in diesem Schuljahr an der Moscherosch-Schule keine 10. Klasse eingerichtet werden kann. Die Behörde fordert die Eltern auf, ihre Kinder umgehend an einer anderen WRS anzumelden, und listet Schulen auf, die noch Kapazitäten frei haben. 

Die Liste umfasst Schulen im gesamten Kreisgebiet – von Achern im Norden bis Lahr und Seelbach im Süden oder Oppenau im Osten. In Nicole Gands Augen völliger Irrsinn. Einzig die Hebelschule in Kehl käme in Frage oder die Sommerfeld-Schule in Windschläg – aber dorthin seien die Busverbindungen schlecht. Dabei müsste es Möglichkeiten geben, eine Ausnahme zu machen, meint sie. Die Kinder müssten sich an ein anderes Umfeld, andere Lehrer, andere Klassenkameraden gewöhnen – und das in einem Jahr, wo bereits im Frühjahr 2019 die ersten Prüfungen anstehen.

»Ich weiß gar nicht, was ich jetzt machen soll«

Lange Gesichter auch bei den betroffenen Schülern. Beatrice Sandu etwa kommt aus Straßburg. »Die Verbindungen hierher sind gut, ich fühle mich wohl hier. Ich habe mich nirgendwo anders angemeldet. Ich weiß gar nicht, was ich jetzt machen soll.« »Wir haben uns drauf verlassen, dass die 10. Klasse kommt«, so Erik Schmidt. »Man kennt die Lehrer, und wir würden auch gerne zusammen den Abschluss machen.«

Dass nun offenbar einige Eltern ihre Kinder trotz Anmeldung doch zurückgezogen haben, kam auch für Schulleiter Bertram Walter überraschend. »Wir hatten keinerlei Informationen«, betont er. Man habe alles getan, um auch den letzten Werkrealschülern den Abschluss in Willstätt zu ermöglichen. Nun sitzt er zwischen Baum und Borke. Nicht nur sei die Entwicklung aus pädagogischer Sicht höchst unglücklich – sie bringt auch zusätzliche Arbeit mit sich, weil er die Stundenplan-Planung nun nochmal völlig umkrempeln muss. Andererseits sei er als Beamter und Schulleiter »auch nicht völlig frei in meinen Entscheidungen« und an Weisungen gebunden. Und dass die 10. Klasse wackeln könnte, habe das Schulamt schon früh kommuniziert.

Auch Bürgermeister Marco Steffens bedauert die Reaktion der Schulbehörde: »Ich hätte schon erwartet, dass der letzte WRS-Jahrgang seinen Abschluss hier machen kann.« Die Raumsituation sei angesichts des laufenden Umbaus zwar angespannt, »aber wir haben immer gesagt: Wir hätten die nötige Infrastruktur.«

Stichwort

»Kein Ermessensspielraum«

»Die Entscheidung ist keine Willkür«, bekräftigt die stellvertretende Leiterin des Schulamts Offenburg, Barbara Kempf. »Wir haben klare Vorgaben, nach denen wir uns zu richten haben.« Eine Ausnahme wäre nur möglich, wenn in zumutbarer Entfernung keine andere WRS vorhanden wäre. Dies sei in Willstätt nicht gegeben. Im Übrigen habe man die Eltern früh über die Sachlage und die daraus resultierenden möglichen Szenarien in Kenntnis gesetzt.

Volker Schebesta (CDU), politischer Staatssekretär im Kultusministerium, nennt den Unmut über die »unschöne Überraschung« zwar verständlich, er verweist aber zugleich auf die »angespannte Situation« in Baden-Württemberg, was die Unterrichtsversorgung angeht. »Da sind wir auch darauf angewiesen, dass die Schulverwaltung alle Hebel in Bewegung setzt, damit der Unterricht stattfinden kann. Dazu gehört dann im Zweifel auch, dass Klassen, die die Mindestgröße nicht erreicht haben, auf andere Schulen verteilt werden.«

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