Sein Anliegen war die soziale Balance
Wirklich leicht fällt es ihm nicht: Nach knapp zweieinhalb Jahren wird Dr. Marcus Kröckel, Leiter des Fachbereichs Bildung, Soziales und Kultur, Kehl wieder verlassen. „Es zieht uns zurück in die Heimat und zur Familie“, sagt der 40-Jährige, der 2020 Vater eines Sohnes geworden ist. Er hätte gerne fortgesetzt, was er in Kehl begonnen hat: die Schaffung von Kita-Plätzen mit freien Trägern, den Ausbau der Schulkindbetreuung, die Kooperation mit dem Landkreis und den Kirchen, die dazu geführt hat, dass im Juni eine Tagesstätte für Obdachlose eröffnet werden kann oder den Ansatz, Kultur auch im Sinne von kultureller Bildung weiterzuentwickeln, um nur einige Beispiele zu nennen. Auch die Konzepte für Inklusion und Integration hätte er gerne weiter mit Leben füllen wollen, und so freut er sich, dass vor seinem Abschied zumindest noch die Zuschüsse für das Haus der Vielfalt in der oberen Hauptstraße bewilligt worden sind, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt.
Süden hat gelockt
Marcus Kröckel gerät, was Kehl angeht, geradezu ins Schwärmen. Die Nähe zu Straßburg, zum Rhein, zu den Weinbergen hätten ihn und seine Lebensgefährtin Rebekka Scharf gelockt. Wegen Corona konnte die junge Familie diese Vorzüge mit dem kleinen Carl-Friedrich nur bedingt genießen. In der Pandemie-Zeit ist nicht nur der Wunsch gereift, dass der Nachwuchs mehr Kontakt zu seinen Großeltern haben sollte, sondern auch die Entscheidung, nach Braunschweig zurückzukehren, wo der 40-Jährige am 1. Juli eine Stelle als Vorstand eines großen Wohlfahrtsverbandes einnehmen wird.
Zurück lässt er neue Bekannt- und Freundschaften, seine Tennispartner im Kehler Tennisclub, „nette Kollegen, die mich herzlich aufgenommen haben“. Und einen „gut aufgestellten Fachbereich“. Stolz ist er darauf, dass es gelungen ist, gleich drei freie Träger dafür zu interessieren, in Kehl Kindertageseinrichtungen zu eröffnen. „Damit konnten wir in kurzer Zeit sensationell viele Plätze schaffen“, freut er sich und „wir haben die Trägervielfalt, wie vom Gesetzgeber gewünscht, erweitert“. Möglich geworden ist dies auch „durch die konstruktive Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat“.
Individuelle Lösungen
Dass mit einer fachbereichsübergreifenden Arbeitsgruppe eine gute Kooperation mit dem städtischen Gebäudemanagement etabliert und die Effektivität der Zusammenarbeit gesteigert werden konnte, freut ihn besonders: „Bauen und Soziales haben wirklich zusammengefunden.“ Man bringe die Dinge gemeinsam voran – die schnelle Realisierung der Container-Kita auf dem Sundheimer Festplatz sei nur ein Beispiel dafür. Damit sei man für die große Herausforderung in den Schulen, welche das Schulsanierungsprogramm, die Digitalisierung und der Ausbau der Schulkindbetreuung mit sich bringe, gut aufgestellt. „Man kann jetzt schnell zurückgreifen auf Strukturen und Kontakte.“ In engem Dialog mit den Schulleitungen habe man geschaut, welche Lösung für welche Schule gebraucht werde – sowohl, was die Räume angehe, als auch im Hinblick auf die Digitalisierung. „Wir haben nicht einfach überall das Gleiche gemacht, wie das andernorts teilweise geschieht“, betont Kröckel.
Wichtig ist für ihn, dass jedem möglichen Projekt eine integrierte Sozialplanung vorausgeht: „Das gilt für Kitas, Schulen, für Kultur ebenso wie für Integration und Inklusion. Deshalb war es für Kröckel nur konsequent, dass der städtische Inklusionsbeauftrage Nicolas Uhl im sanierten Korker Rathaus ein Büro bekommen hat. „Im inklusiven Kork ist der Bedarf einfach am größten.“
OB Toni Vetrano bedauert den Weggang Kröckels: „Wir verlieren einen kompetenten Fachmann, dem die soziale Balance in unserer Stadt ein Anliegen war, und einen angenehmen Kollegen.“ Die privaten Beweggründe für den Wechsel könne er indes gut nachvollziehen.